Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ich bin," versetzte Graf Albrecht, "der gegenwärtig regierende Herr von Werdenberg."

Der von Langenbruck schien die höchste Freude über diese Bekanntschaft zu empfinden. Nachdem er derselben freien Lauf gelassen hatte, fuhr Graf Albrecht fort:

"Die Prinzessin kommt zum heiligen Grabe, um ein Gelübde zu erfüllen, und wird Jerusalem verlassen, sobald dies geschehen ist. Die Kriegsgaleere, auf der wir von Portugal gekommen sind, hat durch stürmisches Wetter stark gelitten und wird jetzt in Cypern ausgebessert. Zu ungeduldig, um lange zu warten, habe ich, da kein größeres Schiff zur Verfügung stand, ein kleines gemiethet, um den kurzen Weg herüber zu machen. Die Prinzessin, die von gleicher Begierde brannte, ihre Andacht zu verrichten, erwies mir die Ehre, sich unter meinen Schutz zu begeben und sich mir anzuschließen, wiewohl sie des beschränkten Schiffsraumes wegen ihr ganzes Gefolge zurücklassen mußte. Unter solchen Umständen werdet Ihr begreifen, Ritter von Langenbruck, - Ihr braucht nur unsere Kleidung anzusehen, - daß wir kein Aufsehen erregen wollen, und stellen deshalb an Euch

„Ich bin,“ versetzte Graf Albrecht, „der gegenwärtig regierende Herr von Werdenberg.“

Der von Langenbruck schien die höchste Freude über diese Bekanntschaft zu empfinden. Nachdem er derselben freien Lauf gelassen hatte, fuhr Graf Albrecht fort:

„Die Prinzessin kommt zum heiligen Grabe, um ein Gelübde zu erfüllen, und wird Jerusalem verlassen, sobald dies geschehen ist. Die Kriegsgaleere, auf der wir von Portugal gekommen sind, hat durch stürmisches Wetter stark gelitten und wird jetzt in Cypern ausgebessert. Zu ungeduldig, um lange zu warten, habe ich, da kein größeres Schiff zur Verfügung stand, ein kleines gemiethet, um den kurzen Weg herüber zu machen. Die Prinzessin, die von gleicher Begierde brannte, ihre Andacht zu verrichten, erwies mir die Ehre, sich unter meinen Schutz zu begeben und sich mir anzuschließen, wiewohl sie des beschränkten Schiffsraumes wegen ihr ganzes Gefolge zurücklassen mußte. Unter solchen Umständen werdet Ihr begreifen, Ritter von Langenbruck, – Ihr braucht nur unsere Kleidung anzusehen, – daß wir kein Aufsehen erregen wollen, und stellen deshalb an Euch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0167" n="159"/>
        <p>&#x201E;Ich bin,&#x201C; versetzte Graf Albrecht, &#x201E;der gegenwärtig regierende Herr von Werdenberg.&#x201C;</p>
        <p>Der von Langenbruck schien die höchste Freude über diese Bekanntschaft zu empfinden. Nachdem er derselben freien Lauf gelassen hatte, fuhr Graf Albrecht fort:</p>
        <p>&#x201E;Die Prinzessin kommt zum heiligen Grabe, um ein Gelübde zu erfüllen, und wird Jerusalem verlassen, sobald dies geschehen ist. Die Kriegsgaleere, auf der wir von Portugal gekommen sind, hat durch stürmisches Wetter stark gelitten und wird jetzt in Cypern ausgebessert. Zu ungeduldig, um lange zu warten, habe ich, da kein größeres Schiff zur Verfügung stand, ein kleines gemiethet, um den kurzen Weg herüber zu machen. Die Prinzessin, die von gleicher Begierde brannte, ihre Andacht zu verrichten, erwies mir die Ehre, sich unter meinen Schutz zu begeben und sich mir anzuschließen, wiewohl sie des beschränkten Schiffsraumes wegen ihr ganzes Gefolge zurücklassen mußte. Unter solchen Umständen werdet Ihr begreifen, Ritter von Langenbruck, &#x2013; Ihr braucht nur unsere Kleidung anzusehen, &#x2013; daß wir kein Aufsehen erregen wollen, und stellen deshalb an Euch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0167] „Ich bin,“ versetzte Graf Albrecht, „der gegenwärtig regierende Herr von Werdenberg.“ Der von Langenbruck schien die höchste Freude über diese Bekanntschaft zu empfinden. Nachdem er derselben freien Lauf gelassen hatte, fuhr Graf Albrecht fort: „Die Prinzessin kommt zum heiligen Grabe, um ein Gelübde zu erfüllen, und wird Jerusalem verlassen, sobald dies geschehen ist. Die Kriegsgaleere, auf der wir von Portugal gekommen sind, hat durch stürmisches Wetter stark gelitten und wird jetzt in Cypern ausgebessert. Zu ungeduldig, um lange zu warten, habe ich, da kein größeres Schiff zur Verfügung stand, ein kleines gemiethet, um den kurzen Weg herüber zu machen. Die Prinzessin, die von gleicher Begierde brannte, ihre Andacht zu verrichten, erwies mir die Ehre, sich unter meinen Schutz zu begeben und sich mir anzuschließen, wiewohl sie des beschränkten Schiffsraumes wegen ihr ganzes Gefolge zurücklassen mußte. Unter solchen Umständen werdet Ihr begreifen, Ritter von Langenbruck, – Ihr braucht nur unsere Kleidung anzusehen, – daß wir kein Aufsehen erregen wollen, und stellen deshalb an Euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/167
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/167>, abgerufen am 21.11.2024.