Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Wasser zu finden. An diesen bösen Wünschen war nur Arbogast schuld, dem er mit dem ganzen Hasse eines unglücklichen Nebenbuhlers nicht einmal die Luft, die er athmete, gönnte! Nach der Abbildung, die er von ihm gesehen, war er überzeugt, daß Arbogast ein schmucker Jüngling von hohem und edlem Wuchse sein müsse, und sich nicht zu seinen Ungunsten verändert habe, und doch hatte er sich vor der Prinzessin über Arbogasts Aeußere aus Eifersucht gar abfällig geäußert. Hierzu kam der Prinzessin tiefsitzende, sturmerprobte, tollkühne Liebe! Er ließ den Muth sinken. Bei dem Rauschen der Wogen hörte er die leichten Schritte der auf ihn zugehenden Prinzessin nicht früher, als bis diese beinahe schon vor ihm stand. Sie trug einen höchst kleidsamen Anzug nach orientalischem Geschmacke, der jedoch ihre reizenden Formen nicht verhüllte; aber ihr Gesicht war unter dem Schleier, wie gewöhnlich, unsichtbar. "Werdenberg," sagte sie, sich neben ihn setzend, in sanft bedauerndem Tone, "Ihr scheint mir zu zürnen!" "Wie sollte ich das nicht?" erwiderte Graf Albrecht Wasser zu finden. An diesen bösen Wünschen war nur Arbogast schuld, dem er mit dem ganzen Hasse eines unglücklichen Nebenbuhlers nicht einmal die Luft, die er athmete, gönnte! Nach der Abbildung, die er von ihm gesehen, war er überzeugt, daß Arbogast ein schmucker Jüngling von hohem und edlem Wuchse sein müsse, und sich nicht zu seinen Ungunsten verändert habe, und doch hatte er sich vor der Prinzessin über Arbogasts Aeußere aus Eifersucht gar abfällig geäußert. Hierzu kam der Prinzessin tiefsitzende, sturmerprobte, tollkühne Liebe! Er ließ den Muth sinken. Bei dem Rauschen der Wogen hörte er die leichten Schritte der auf ihn zugehenden Prinzessin nicht früher, als bis diese beinahe schon vor ihm stand. Sie trug einen höchst kleidsamen Anzug nach orientalischem Geschmacke, der jedoch ihre reizenden Formen nicht verhüllte; aber ihr Gesicht war unter dem Schleier, wie gewöhnlich, unsichtbar. „Werdenberg,“ sagte sie, sich neben ihn setzend, in sanft bedauerndem Tone, „Ihr scheint mir zu zürnen!“ „Wie sollte ich das nicht?“ erwiderte Graf Albrecht <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="100"/> Wasser zu finden. An diesen bösen Wünschen war nur Arbogast schuld, dem er mit dem ganzen Hasse eines unglücklichen Nebenbuhlers nicht einmal die Luft, die er athmete, gönnte! Nach der Abbildung, die er von ihm gesehen, war er überzeugt, daß Arbogast ein schmucker Jüngling von hohem und edlem Wuchse sein müsse, und sich nicht zu seinen Ungunsten verändert habe, und doch hatte er sich vor der Prinzessin über Arbogasts Aeußere aus Eifersucht gar abfällig geäußert. Hierzu kam der Prinzessin tiefsitzende, sturmerprobte, tollkühne Liebe! Er ließ den Muth sinken.</p> <p>Bei dem Rauschen der Wogen hörte er die leichten Schritte der auf ihn zugehenden Prinzessin nicht früher, als bis diese beinahe schon vor ihm stand. Sie trug einen höchst kleidsamen Anzug nach orientalischem Geschmacke, der jedoch ihre reizenden Formen nicht verhüllte; aber ihr Gesicht war unter dem Schleier, wie gewöhnlich, unsichtbar.</p> <p>„Werdenberg,“ sagte sie, sich neben ihn setzend, in sanft bedauerndem Tone, „Ihr scheint mir zu zürnen!“</p> <p>„Wie sollte ich das nicht?“ erwiderte Graf Albrecht </p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0108]
Wasser zu finden. An diesen bösen Wünschen war nur Arbogast schuld, dem er mit dem ganzen Hasse eines unglücklichen Nebenbuhlers nicht einmal die Luft, die er athmete, gönnte! Nach der Abbildung, die er von ihm gesehen, war er überzeugt, daß Arbogast ein schmucker Jüngling von hohem und edlem Wuchse sein müsse, und sich nicht zu seinen Ungunsten verändert habe, und doch hatte er sich vor der Prinzessin über Arbogasts Aeußere aus Eifersucht gar abfällig geäußert. Hierzu kam der Prinzessin tiefsitzende, sturmerprobte, tollkühne Liebe! Er ließ den Muth sinken.
Bei dem Rauschen der Wogen hörte er die leichten Schritte der auf ihn zugehenden Prinzessin nicht früher, als bis diese beinahe schon vor ihm stand. Sie trug einen höchst kleidsamen Anzug nach orientalischem Geschmacke, der jedoch ihre reizenden Formen nicht verhüllte; aber ihr Gesicht war unter dem Schleier, wie gewöhnlich, unsichtbar.
„Werdenberg,“ sagte sie, sich neben ihn setzend, in sanft bedauerndem Tone, „Ihr scheint mir zu zürnen!“
„Wie sollte ich das nicht?“ erwiderte Graf Albrecht
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