war ungefähr meines Alters, reizend, arm und gefühlvoll. Jch warb um ihre Gegenlie- be und erhielt sie; erhielt bald alles, was ein Mädchen geben, und ein Liebhaber sich wün- schen kann. Unsre Unbesonnenheit blieb nicht lang' ohne Folgen. Meine Schöne entdeckte mir mit thränendem Aug' ihre Lage; aber ich war unsinnig genug, mich bei dieserNachricht zu freuen. Trunken und immer trunkner von Liebe wich ich nunmehr erst fast nie von ihrer Seite, und brachte bei ihr, auf ihrem Zimmer, meinen ganzen Tag schier hin. Meine Aeltern dran- gen eben damals ernstlich in mich, eine bestim- te Lebensart zu erwählen. Doch ich dachte nur an meine Gebieterin und an ihren heim- lichen Umgang mit Vergnügen, an alle übrige Geschäfte mit Ekel. -- Jn diesen Jahren verbirgt man seine Thorheiten nicht lange un- belauscht. Mein Vater schöpfte Argwohn; erkundigte sich genauer und erfuhr bald viel; schlich mir nach und entdeckte alles. Meine Geliebte war damals bereits im siebenten Mo-
war ungefaͤhr meines Alters, reizend, arm und gefuͤhlvoll. Jch warb um ihre Gegenlie- be und erhielt ſie; erhielt bald alles, was ein Maͤdchen geben, und ein Liebhaber ſich wuͤn- ſchen kann. Unſre Unbeſonnenheit blieb nicht lang' ohne Folgen. Meine Schoͤne entdeckte mir mit thraͤnendem Aug' ihre Lage; aber ich war unſinnig genug, mich bei dieſerNachricht zu freuen. Trunken und immer trunkner von Liebe wich ich nunmehr erſt faſt nie von ihrer Seite, und brachte bei ihr, auf ihrem Zimmer, meinen ganzen Tag ſchier hin. Meine Aeltern dran- gen eben damals ernſtlich in mich, eine beſtim- te Lebensart zu erwaͤhlen. Doch ich dachte nur an meine Gebieterin und an ihren heim- lichen Umgang mit Vergnuͤgen, an alle uͤbrige Geſchaͤfte mit Ekel. — Jn dieſen Jahren verbirgt man ſeine Thorheiten nicht lange un- belauſcht. Mein Vater ſchoͤpfte Argwohn; erkundigte ſich genauer und erfuhr bald viel; ſchlich mir nach und entdeckte alles. Meine Geliebte war damals bereits im ſiebenten Mo-
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war ungefaͤhr meines Alters, reizend, arm
und gefuͤhlvoll. Jch warb um ihre Gegenlie-
be und erhielt ſie; erhielt bald alles, was ein
Maͤdchen geben, und ein Liebhaber ſich wuͤn-
ſchen kann. Unſre Unbeſonnenheit blieb nicht
lang' ohne Folgen. Meine Schoͤne entdeckte
mir mit thraͤnendem Aug' ihre Lage; aber ich
war unſinnig genug, mich bei dieſerNachricht zu
freuen. Trunken und immer trunkner von Liebe
wich ich nunmehr erſt faſt nie von ihrer Seite,
und brachte bei ihr, auf ihrem Zimmer, meinen
ganzen Tag ſchier hin. Meine Aeltern dran-
gen eben damals ernſtlich in mich, eine beſtim-
te Lebensart zu erwaͤhlen. Doch ich dachte
nur an meine Gebieterin und an ihren heim-
lichen Umgang mit Vergnuͤgen, an alle uͤbrige
Geſchaͤfte mit Ekel. — Jn dieſen Jahren
verbirgt man ſeine Thorheiten nicht lange un-
belauſcht. Mein Vater ſchoͤpfte Argwohn;
erkundigte ſich genauer und erfuhr bald viel;
ſchlich mir nach und entdeckte alles. Meine
Geliebte war damals bereits im ſiebenten Mo-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/85>, abgerufen am 27.04.2024.
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