Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

dienstlicher wird dann ihre Hülfe, getrösteter
im voraus schon die Seele des armen Wei-
bes seyn!"

Daß D. R. auch dies versprach; noch die-
sen Abend schrieb; den Prozeß übernahm; troz
mancher Beschwerde, troz mancher Abmah-
nung von oben herab, ihn doch durchsezte,
-- alles dies könte nach solcher Veranlassung,
solcher Aufmunterung, für eine gute That,
und nichts weiter gelten. Doch daß er von
diesem Tage an würklich ward, was er zu
werden versprochen hatte, ein Beistand der
Bedrängten, ein Feind aller widerrechtlichen
Bedrücker; daß er binnen Jahresfrist noch
zehn bis zwölf Rechtshändel übernahm, dem
erstern an Mislichkeit und an Gerechtigkeit
gleich; daß er sie alle gewann, und nirgends
Gewinnsucht sich leiten, Menschenfurcht sich
schrecken, Bestechung auf sich würken ließ; --
dies verdiente doch wohl mehr, als ein bloßes
kaltes Lob?

L l

dienſtlicher wird dann ihre Huͤlfe, getroͤſteter
im voraus ſchon die Seele des armen Wei-
bes ſeyn!“

Daß D. R. auch dies verſprach; noch die-
ſen Abend ſchrieb; den Prozeß uͤbernahm; troz
mancher Beſchwerde, troz mancher Abmah-
nung von oben herab, ihn doch durchſezte,
— alles dies koͤnte nach ſolcher Veranlaſſung,
ſolcher Aufmunterung, fuͤr eine gute That,
und nichts weiter gelten. Doch daß er von
dieſem Tage an wuͤrklich ward, was er zu
werden verſprochen hatte, ein Beiſtand der
Bedraͤngten, ein Feind aller widerrechtlichen
Bedruͤcker; daß er binnen Jahresfriſt noch
zehn bis zwoͤlf Rechtshaͤndel uͤbernahm, dem
erſtern an Mislichkeit und an Gerechtigkeit
gleich; daß er ſie alle gewann, und nirgends
Gewinnſucht ſich leiten, Menſchenfurcht ſich
ſchrecken, Beſtechung auf ſich wuͤrken ließ; —
dies verdiente doch wohl mehr, als ein bloßes
kaltes Lob?

L l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0537" n="529"/>
dien&#x017F;tlicher wird dann ihre Hu&#x0364;lfe, getro&#x0364;&#x017F;teter<lb/>
im voraus &#x017F;chon die Seele des armen Wei-<lb/>
bes &#x017F;eyn!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Daß D. R. auch dies ver&#x017F;prach; noch die-<lb/>
&#x017F;en Abend &#x017F;chrieb; den Prozeß u&#x0364;bernahm; troz<lb/>
mancher Be&#x017F;chwerde, troz mancher Abmah-<lb/>
nung von <hi rendition="#g">oben herab</hi>, ihn doch durch&#x017F;ezte,<lb/>
&#x2014; alles dies ko&#x0364;nte nach &#x017F;olcher Veranla&#x017F;&#x017F;ung,<lb/>
&#x017F;olcher Aufmunterung, fu&#x0364;r <hi rendition="#g">eine</hi> gute That,<lb/>
und nichts weiter gelten. Doch daß er von<lb/>
die&#x017F;em Tage an wu&#x0364;rklich ward, was er zu<lb/>
werden ver&#x017F;prochen hatte, ein Bei&#x017F;tand der<lb/>
Bedra&#x0364;ngten, ein Feind aller widerrechtlichen<lb/>
Bedru&#x0364;cker; daß er binnen Jahresfri&#x017F;t noch<lb/>
zehn bis zwo&#x0364;lf Rechtsha&#x0364;ndel u&#x0364;bernahm, dem<lb/>
er&#x017F;tern an Mislichkeit und an Gerechtigkeit<lb/>
gleich; daß er &#x017F;ie alle gewann, und nirgends<lb/>
Gewinn&#x017F;ucht &#x017F;ich leiten, Men&#x017F;chenfurcht &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chrecken, Be&#x017F;techung auf &#x017F;ich wu&#x0364;rken ließ; &#x2014;<lb/>
dies verdiente doch wohl mehr, als ein bloßes<lb/>
kaltes Lob?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L l</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0537] dienſtlicher wird dann ihre Huͤlfe, getroͤſteter im voraus ſchon die Seele des armen Wei- bes ſeyn!“ Daß D. R. auch dies verſprach; noch die- ſen Abend ſchrieb; den Prozeß uͤbernahm; troz mancher Beſchwerde, troz mancher Abmah- nung von oben herab, ihn doch durchſezte, — alles dies koͤnte nach ſolcher Veranlaſſung, ſolcher Aufmunterung, fuͤr eine gute That, und nichts weiter gelten. Doch daß er von dieſem Tage an wuͤrklich ward, was er zu werden verſprochen hatte, ein Beiſtand der Bedraͤngten, ein Feind aller widerrechtlichen Bedruͤcker; daß er binnen Jahresfriſt noch zehn bis zwoͤlf Rechtshaͤndel uͤbernahm, dem erſtern an Mislichkeit und an Gerechtigkeit gleich; daß er ſie alle gewann, und nirgends Gewinnſucht ſich leiten, Menſchenfurcht ſich ſchrecken, Beſtechung auf ſich wuͤrken ließ; — dies verdiente doch wohl mehr, als ein bloßes kaltes Lob? L l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/537
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/537>, abgerufen am 23.11.2024.