Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

oder ist nicht auch, etwas bewürken schon
genug? Und glauben Sie mir, Freund, man
kan viel, wenn man dasjenige, was man will,
ernstlich will. Wie oft hat nicht schon ein
rechtschafner Mann zehn Bösewichter in
Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al-
lein ganzen Rotten trozte, war sein Muth rühm-
licher, sein Sieg verdienstlicher. Daß dem
Sachwalter der Armuth, der Unschuld und
Tugend mancher harte Kampf bevorsteht, seh
ich zwar voraus; aber auch nur in diesem
Kampfe können sie diejenige Ruhe des Gewis-
sens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver-
lohr, und die Sie in Unthätigkeit vergebens
suchen würden."

Bei Gott -- bei Gott! Ehrwürdiger
Freund, ich fühl' es, Sie haben Recht; und
ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten,
was meine Kräfte vermögen, aber nicht für
Lohn allein, sondern für die Stimme in mei-
nem Busen. Will mich bemühen, das Elend
meiner Mitmenschen zu mindern; will -- o

oder iſt nicht auch, etwas bewuͤrken ſchon
genug? Und glauben Sie mir, Freund, man
kan viel, wenn man dasjenige, was man will,
ernſtlich will. Wie oft hat nicht ſchon ein
rechtſchafner Mann zehn Boͤſewichter in
Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al-
lein ganzen Rotten trozte, war ſein Muth ruͤhm-
licher, ſein Sieg verdienſtlicher. Daß dem
Sachwalter der Armuth, der Unſchuld und
Tugend mancher harte Kampf bevorſteht, ſeh
ich zwar voraus; aber auch nur in dieſem
Kampfe koͤnnen ſie diejenige Ruhe des Gewiſ-
ſens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver-
lohr, und die Sie in Unthaͤtigkeit vergebens
ſuchen wuͤrden.“

Bei Gott — bei Gott! Ehrwuͤrdiger
Freund, ich fuͤhl' es, Sie haben Recht; und
ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten,
was meine Kraͤfte vermoͤgen, aber nicht fuͤr
Lohn allein, ſondern fuͤr die Stimme in mei-
nem Buſen. Will mich bemuͤhen, das Elend
meiner Mitmenſchen zu mindern; will — o

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0534" n="525[526]"/>
oder i&#x017F;t nicht auch, <hi rendition="#g">etwas</hi> bewu&#x0364;rken &#x017F;chon<lb/>
genug? Und glauben Sie mir, Freund, man<lb/>
kan viel, wenn man dasjenige, was man will,<lb/>
ern&#x017F;tlich will. Wie oft hat nicht &#x017F;chon <hi rendition="#g">ein</hi><lb/>
recht&#x017F;chafner Mann <hi rendition="#g">zehn</hi> Bo&#x0364;&#x017F;ewichter in<lb/>
Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al-<lb/>
lein ganzen Rotten trozte, war &#x017F;ein Muth ru&#x0364;hm-<lb/>
licher, &#x017F;ein Sieg verdien&#x017F;tlicher. Daß dem<lb/>
Sachwalter der Armuth, der Un&#x017F;chuld und<lb/>
Tugend mancher harte Kampf bevor&#x017F;teht, &#x017F;eh<lb/>
ich zwar voraus; aber auch nur in die&#x017F;em<lb/>
Kampfe ko&#x0364;nnen &#x017F;ie diejenige Ruhe des Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver-<lb/>
lohr, und die Sie in Untha&#x0364;tigkeit vergebens<lb/>
&#x017F;uchen wu&#x0364;rden.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Bei Gott &#x2014; bei Gott! Ehrwu&#x0364;rdiger<lb/>
Freund, ich fu&#x0364;hl' es, Sie haben Recht; und<lb/>
ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten,<lb/>
was meine Kra&#x0364;fte vermo&#x0364;gen, aber nicht fu&#x0364;r<lb/>
Lohn allein, &#x017F;ondern fu&#x0364;r die Stimme in mei-<lb/>
nem Bu&#x017F;en. Will mich bemu&#x0364;hen, das Elend<lb/>
meiner Mitmen&#x017F;chen zu mindern; will &#x2014; o<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525[526]/0534] oder iſt nicht auch, etwas bewuͤrken ſchon genug? Und glauben Sie mir, Freund, man kan viel, wenn man dasjenige, was man will, ernſtlich will. Wie oft hat nicht ſchon ein rechtſchafner Mann zehn Boͤſewichter in Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al- lein ganzen Rotten trozte, war ſein Muth ruͤhm- licher, ſein Sieg verdienſtlicher. Daß dem Sachwalter der Armuth, der Unſchuld und Tugend mancher harte Kampf bevorſteht, ſeh ich zwar voraus; aber auch nur in dieſem Kampfe koͤnnen ſie diejenige Ruhe des Gewiſ- ſens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver- lohr, und die Sie in Unthaͤtigkeit vergebens ſuchen wuͤrden.“ Bei Gott — bei Gott! Ehrwuͤrdiger Freund, ich fuͤhl' es, Sie haben Recht; und ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten, was meine Kraͤfte vermoͤgen, aber nicht fuͤr Lohn allein, ſondern fuͤr die Stimme in mei- nem Buſen. Will mich bemuͤhen, das Elend meiner Mitmenſchen zu mindern; will — o

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/534
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 525[526]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/534>, abgerufen am 04.05.2024.