oder ist nicht auch, etwas bewürken schon genug? Und glauben Sie mir, Freund, man kan viel, wenn man dasjenige, was man will, ernstlich will. Wie oft hat nicht schon ein rechtschafner Mann zehn Bösewichter in Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al- lein ganzen Rotten trozte, war sein Muth rühm- licher, sein Sieg verdienstlicher. Daß dem Sachwalter der Armuth, der Unschuld und Tugend mancher harte Kampf bevorsteht, seh ich zwar voraus; aber auch nur in diesem Kampfe können sie diejenige Ruhe des Gewis- sens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver- lohr, und die Sie in Unthätigkeit vergebens suchen würden."
Bei Gott -- bei Gott! Ehrwürdiger Freund, ich fühl' es, Sie haben Recht; und ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten, was meine Kräfte vermögen, aber nicht für Lohn allein, sondern für die Stimme in mei- nem Busen. Will mich bemühen, das Elend meiner Mitmenschen zu mindern; will -- o
oder iſt nicht auch, etwas bewuͤrken ſchon genug? Und glauben Sie mir, Freund, man kan viel, wenn man dasjenige, was man will, ernſtlich will. Wie oft hat nicht ſchon ein rechtſchafner Mann zehn Boͤſewichter in Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al- lein ganzen Rotten trozte, war ſein Muth ruͤhm- licher, ſein Sieg verdienſtlicher. Daß dem Sachwalter der Armuth, der Unſchuld und Tugend mancher harte Kampf bevorſteht, ſeh ich zwar voraus; aber auch nur in dieſem Kampfe koͤnnen ſie diejenige Ruhe des Gewiſ- ſens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver- lohr, und die Sie in Unthaͤtigkeit vergebens ſuchen wuͤrden.“
Bei Gott — bei Gott! Ehrwuͤrdiger Freund, ich fuͤhl' es, Sie haben Recht; und ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten, was meine Kraͤfte vermoͤgen, aber nicht fuͤr Lohn allein, ſondern fuͤr die Stimme in mei- nem Buſen. Will mich bemuͤhen, das Elend meiner Mitmenſchen zu mindern; will — o
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[525[526]/0534]
oder iſt nicht auch, etwas bewuͤrken ſchon
genug? Und glauben Sie mir, Freund, man
kan viel, wenn man dasjenige, was man will,
ernſtlich will. Wie oft hat nicht ſchon ein
rechtſchafner Mann zehn Boͤſewichter in
Flucht und Furcht gebracht! Eben, weil er al-
lein ganzen Rotten trozte, war ſein Muth ruͤhm-
licher, ſein Sieg verdienſtlicher. Daß dem
Sachwalter der Armuth, der Unſchuld und
Tugend mancher harte Kampf bevorſteht, ſeh
ich zwar voraus; aber auch nur in dieſem
Kampfe koͤnnen ſie diejenige Ruhe des Gewiſ-
ſens wieder erbeuten, die ein Fehltritt ver-
lohr, und die Sie in Unthaͤtigkeit vergebens
ſuchen wuͤrden.“
Bei Gott — bei Gott! Ehrwuͤrdiger
Freund, ich fuͤhl' es, Sie haben Recht; und
ich will ihren Rath befolgen; will arbeiten,
was meine Kraͤfte vermoͤgen, aber nicht fuͤr
Lohn allein, ſondern fuͤr die Stimme in mei-
nem Buſen. Will mich bemuͤhen, das Elend
meiner Mitmenſchen zu mindern; will — o
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 525[526]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/534>, abgerufen am 23.11.2024.
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