Vergebung mich bittet, ist höchstens -- nicht mehr mein Feind. Aber er muß sich fortan auch für mich verwenden, wenn er Beleidi- gung aussöhnen und mein Freund werden will! Sie glauben der Menschheit geschadet zu haben, und, freigestanden, Sie haben es auch gethan. Nüzzen Sie ihr nun durch eben diese Kräfte, eben diese Geistes-Anstrengung wieder! Uebernehmen Sie fortan nur vorzüg- lich solche Geschäfte, wo Unwissenheit in Gefahr steht überlistet, Unschuld unterdrückt, Recht und Gerechtigkeit verdreht zu werden! Zeigen Sie sich dann als ein Gegner der Chikane, als ein Enthüller fremder Ränke, als ein Be- kämpfer mächtiger Bosheit!"
Ha, bei Gott, eine schöne Bestimmung! Eine trefliche Aussicht, die Sie mir hier eröf- nen! Aber meine Kräfte, ehrwürdiger Freund? --
"Sind freilich nur die Kräfte eines Einzel- nen, doch eines nicht ungeübten, nicht unver- möglichen Manns! Sollen Sie alles thun?
Vergebung mich bittet, iſt hoͤchſtens — nicht mehr mein Feind. Aber er muß ſich fortan auch fuͤr mich verwenden, wenn er Beleidi- gung ausſoͤhnen und mein Freund werden will! Sie glauben der Menſchheit geſchadet zu haben, und, freigeſtanden, Sie haben es auch gethan. Nuͤzzen Sie ihr nun durch eben dieſe Kraͤfte, eben dieſe Geiſtes-Anſtrengung wieder! Uebernehmen Sie fortan nur vorzuͤg- lich ſolche Geſchaͤfte, wo Unwiſſenheit in Gefahr ſteht uͤberliſtet, Unſchuld unterdruͤckt, Recht und Gerechtigkeit verdreht zu werden! Zeigen Sie ſich dann als ein Gegner der Chikane, als ein Enthuͤller fremder Raͤnke, als ein Be- kaͤmpfer maͤchtiger Bosheit!“
Ha, bei Gott, eine ſchoͤne Beſtimmung! Eine trefliche Ausſicht, die Sie mir hier eroͤf- nen! Aber meine Kraͤfte, ehrwuͤrdiger Freund? —
„Sind freilich nur die Kraͤfte eines Einzel- nen, doch eines nicht ungeuͤbten, nicht unver- moͤglichen Manns! Sollen Sie alles thun?
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Vergebung mich bittet, iſt hoͤchſtens — nicht
mehr mein Feind. Aber er muß ſich fortan
auch fuͤr mich verwenden, wenn er Beleidi-
gung ausſoͤhnen und mein Freund werden
will! Sie glauben der Menſchheit geſchadet
zu haben, und, freigeſtanden, Sie haben es
auch gethan. Nuͤzzen Sie ihr nun durch eben
dieſe Kraͤfte, eben dieſe Geiſtes-Anſtrengung
wieder! Uebernehmen Sie fortan nur vorzuͤg-
lich ſolche Geſchaͤfte, wo Unwiſſenheit in Gefahr
ſteht uͤberliſtet, Unſchuld unterdruͤckt, Recht
und Gerechtigkeit verdreht zu werden! Zeigen
Sie ſich dann als ein Gegner der Chikane,
als ein Enthuͤller fremder Raͤnke, als ein Be-
kaͤmpfer maͤchtiger Bosheit!“
Ha, bei Gott, eine ſchoͤne Beſtimmung!
Eine trefliche Ausſicht, die Sie mir hier eroͤf-
nen! Aber meine Kraͤfte, ehrwuͤrdiger
Freund? —
„Sind freilich nur die Kraͤfte eines Einzel-
nen, doch eines nicht ungeuͤbten, nicht unver-
moͤglichen Manns! Sollen Sie alles thun?
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/533>, abgerufen am 23.11.2024.
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