Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.Augen, mit meiner eignen Hand davon über- DerSchändliche hatte wirklich alle seine drei Augen, mit meiner eignen Hand davon uͤber- DerSchaͤndliche hatte wirklich alle ſeine drei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0512" n="504"/> Augen, mit meiner eignen Hand davon uͤber-<lb/> zeugen! — Er faßte, indem er dies ſprach,<lb/> den Leichnam ſeiner Tochter; hob ihn empor;<lb/> fing an ihn zu befuͤhlen; und ein Ohngefaͤhr<lb/> — oder warum Ohngefaͤhr? wahrſcheinlich<lb/> eine Beſtimmung vielmehr! — machte, daß er<lb/> gleich zuerſt unter die linke Bruſt griff, und ihr<lb/> ſolche empor hob. — Jn dieſem Augenblick<lb/> ſtuͤrzte der Schulze mit dem Schrei zuſammen:<lb/> „Jch bin verlohren. Er hat es entdeckt!“ —<lb/> Mit welcher Beſtuͤrzung man ihm zu Huͤlfe<lb/> kam, laͤßt ſich vermuthen. Seine erſten Wor-<lb/> te, als er die Augen wieder aufſchlug, waren:<lb/> „Jch will ja alles bekennen! Jch habe ſie er-<lb/> mordet! Grade dort ermordet! Nur noch<lb/> ein paar Augenblicke Zeit laßt mir.“ — Man<lb/> drang eben dieſes Begehrens halber noch ſtaͤr-<lb/> ker in ihn, ſich genauer zu erklaͤren. Die<lb/> Summe ſeines Geſtaͤndnißes war dieſe:</p><lb/> <p>DerSchaͤndliche hatte wirklich alle ſeine drei<lb/> Weiber ermordet! Nicht aus Haß, nicht aus<lb/> Ueberdrus; aus Habſucht vielmehr! Alle drei<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [504/0512]
Augen, mit meiner eignen Hand davon uͤber-
zeugen! — Er faßte, indem er dies ſprach,
den Leichnam ſeiner Tochter; hob ihn empor;
fing an ihn zu befuͤhlen; und ein Ohngefaͤhr
— oder warum Ohngefaͤhr? wahrſcheinlich
eine Beſtimmung vielmehr! — machte, daß er
gleich zuerſt unter die linke Bruſt griff, und ihr
ſolche empor hob. — Jn dieſem Augenblick
ſtuͤrzte der Schulze mit dem Schrei zuſammen:
„Jch bin verlohren. Er hat es entdeckt!“ —
Mit welcher Beſtuͤrzung man ihm zu Huͤlfe
kam, laͤßt ſich vermuthen. Seine erſten Wor-
te, als er die Augen wieder aufſchlug, waren:
„Jch will ja alles bekennen! Jch habe ſie er-
mordet! Grade dort ermordet! Nur noch
ein paar Augenblicke Zeit laßt mir.“ — Man
drang eben dieſes Begehrens halber noch ſtaͤr-
ker in ihn, ſich genauer zu erklaͤren. Die
Summe ſeines Geſtaͤndnißes war dieſe:
DerSchaͤndliche hatte wirklich alle ſeine drei
Weiber ermordet! Nicht aus Haß, nicht aus
Ueberdrus; aus Habſucht vielmehr! Alle drei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |