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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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am Fenster sezte; indem sie eben eine gute
Nacht ihm wünschen wollte, grif er rasch nach
jenem Gewehr; trat noch rascher zwischen
Wirth und Wirthin; und rief mit einer Stim-
me, die von Scherz und Lachen plözlich
in rauhstem befehlendem Ton überging:
"Nein, gute, junge Frau, so hurtig scheiden
wir nicht von einander! Auf diesem Stuhle,
vor diesem Tisch hier werden Sie sich nieder-
sezzen, und diese Nacht in meiner Gesellschaft
durchwachen. Jhre Keuschheit, das schwör'
ich Jhnen, soll diese Zeit über zwar keine Ge-
fahr bei mir laufen. Aber beim mindesten Ler-
men vor meiner Zimmer-Thüre, bei der klein-
sten Widersezlichkeit von ihrer oder einer an-
dern Seite, beim geringsten Angrif auf mich
selbst, werden die drei Kugeln, womit jeder
dieser beiden Läufte geladen ist, ihr und ihrem
zukünftigen Söhnlein zugleich das Lebenslicht
ausblasen! Das schwör' ich bei meiner See-
len Seeligkeit.

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am Fenſter ſezte; indem ſie eben eine gute
Nacht ihm wuͤnſchen wollte, grif er raſch nach
jenem Gewehr; trat noch raſcher zwiſchen
Wirth und Wirthin; und rief mit einer Stim-
me, die von Scherz und Lachen ploͤzlich
in rauhſtem befehlendem Ton uͤberging:
„Nein, gute, junge Frau, ſo hurtig ſcheiden
wir nicht von einander! Auf dieſem Stuhle,
vor dieſem Tiſch hier werden Sie ſich nieder-
ſezzen, und dieſe Nacht in meiner Geſellſchaft
durchwachen. Jhre Keuſchheit, das ſchwoͤr'
ich Jhnen, ſoll dieſe Zeit uͤber zwar keine Ge-
fahr bei mir laufen. Aber beim mindeſten Ler-
men vor meiner Zimmer-Thuͤre, bei der klein-
ſten Widerſezlichkeit von ihrer oder einer an-
dern Seite, beim geringſten Angrif auf mich
ſelbſt, werden die drei Kugeln, womit jeder
dieſer beiden Laͤufte geladen iſt, ihr und ihrem
zukuͤnftigen Soͤhnlein zugleich das Lebenslicht
ausblaſen! Das ſchwoͤr' ich bei meiner See-
len Seeligkeit.

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[453/0461] am Fenſter ſezte; indem ſie eben eine gute Nacht ihm wuͤnſchen wollte, grif er raſch nach jenem Gewehr; trat noch raſcher zwiſchen Wirth und Wirthin; und rief mit einer Stim- me, die von Scherz und Lachen ploͤzlich in rauhſtem befehlendem Ton uͤberging: „Nein, gute, junge Frau, ſo hurtig ſcheiden wir nicht von einander! Auf dieſem Stuhle, vor dieſem Tiſch hier werden Sie ſich nieder- ſezzen, und dieſe Nacht in meiner Geſellſchaft durchwachen. Jhre Keuſchheit, das ſchwoͤr' ich Jhnen, ſoll dieſe Zeit uͤber zwar keine Ge- fahr bei mir laufen. Aber beim mindeſten Ler- men vor meiner Zimmer-Thuͤre, bei der klein- ſten Widerſezlichkeit von ihrer oder einer an- dern Seite, beim geringſten Angrif auf mich ſelbſt, werden die drei Kugeln, womit jeder dieſer beiden Laͤufte geladen iſt, ihr und ihrem zukuͤnftigen Soͤhnlein zugleich das Lebenslicht ausblaſen! Das ſchwoͤr' ich bei meiner See- len Seeligkeit. F f 3

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/461>, abgerufen am 23.11.2024.