leztern Jahren seines Lebens mehrern von sei- nen Freunden erzälte, war ein Mann von unbescholtenster Redlichkeit, in seinen Worten von allen dem, was einer Erdichtung oder Pralerei nur nahe kam, weit entfernt. -- Um desto sonderbarer scheint mir die Aehnlich- keit zu seyn, die, in Ansehung der Entwick- lung, zwischen ihr und einer andern herrscht, die sich, im vorigen Jahrhundert schon, in Frankreich zugetragen haben soll,*) und die ich, der Vergleichung wegen, hier beifügen will. -- Auch sie trägt den Stempel der Wahrschein- lichkeit (wenigstens!) an sich; und ist zugleich
*) Sie stand zuerst in einer französischen Sam- lung von mehrern merkwürdigen Fällen, die gleich mit Anfang des Jahrhunderts erschien; die ich mich, als Knabe schon, gelesen zu ha- ben entsinne; deren Titel ich aber vergaß. -- Aus dieser wahrscheinlich kam sie auch in die Briefe der Madame Montier. Als ich dieser Anekdote in der ältern Ausgabe der Skizzen Vorbeigehungs-Weise gedachte, ward ich so oft befragt: welche ich gemeint hätte? daß ich glaube: auch hierdurch sei ge- genwärtige Einrückung entschuldigt!
leztern Jahren ſeines Lebens mehrern von ſei- nen Freunden erzaͤlte, war ein Mann von unbeſcholtenſter Redlichkeit, in ſeinen Worten von allen dem, was einer Erdichtung oder Pralerei nur nahe kam, weit entfernt. — Um deſto ſonderbarer ſcheint mir die Aehnlich- keit zu ſeyn, die, in Anſehung der Entwick- lung, zwiſchen ihr und einer andern herrſcht, die ſich, im vorigen Jahrhundert ſchon, in Frankreich zugetragen haben ſoll,*) und die ich, der Vergleichung wegen, hier beifuͤgen will. — Auch ſie traͤgt den Stempel der Wahrſchein- lichkeit (wenigſtens!) an ſich; und iſt zugleich
*) Sie ſtand zuerſt in einer franzöſiſchen Sam- lung von mehrern merkwürdigen Fällen, die gleich mit Anfang des Jahrhunderts erſchien; die ich mich, als Knabe ſchon, geleſen zu ha- ben entſinne; deren Titel ich aber vergaß. — Aus dieſer wahrſcheinlich kam ſie auch in die Briefe der Madame Montier. Als ich dieſer Anekdote in der ältern Ausgabe der Skizzen Vorbeigehungs-Weiſe gedachte, ward ich ſo oft befragt: welche ich gemeint hätte? daß ich glaube: auch hierdurch ſei ge- genwärtige Einrückung entſchuldigt!
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leztern Jahren ſeines Lebens mehrern von ſei-
nen Freunden erzaͤlte, war ein Mann von
unbeſcholtenſter Redlichkeit, in ſeinen Worten
von allen dem, was einer Erdichtung oder
Pralerei nur nahe kam, weit entfernt. —
Um deſto ſonderbarer ſcheint mir die Aehnlich-
keit zu ſeyn, die, in Anſehung der Entwick-
lung, zwiſchen ihr und einer andern herrſcht,
die ſich, im vorigen Jahrhundert ſchon, in
Frankreich zugetragen haben ſoll, *) und die ich,
der Vergleichung wegen, hier beifuͤgen will. —
Auch ſie traͤgt den Stempel der Wahrſchein-
lichkeit (wenigſtens!) an ſich; und iſt zugleich
*) Sie ſtand zuerſt in einer franzöſiſchen Sam-
lung von mehrern merkwürdigen Fällen, die
gleich mit Anfang des Jahrhunderts erſchien;
die ich mich, als Knabe ſchon, geleſen zu ha-
ben entſinne; deren Titel ich aber vergaß.
— Aus dieſer wahrſcheinlich kam ſie auch in
die Briefe der Madame Montier. Als ich
dieſer Anekdote in der ältern Ausgabe der
Skizzen Vorbeigehungs-Weiſe gedachte,
ward ich ſo oft befragt: welche ich gemeint
hätte? daß ich glaube: auch hierdurch ſei ge-
genwärtige Einrückung entſchuldigt!
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/437>, abgerufen am 24.11.2024.
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