träglichen Plaz in seiner Schreibstube und endlich die Liebe seiner jezigen Gattin, der ein- zigen Tochter vom Hause, zu erwerben ge- wußt; wie diese leztere von vielen Freiwer- bern gesucht, alle ausgeschlagen, und als der Vater ernstlich in sie gedrungen, sich erklärt habe: Diesen oder gar keinen Mann! Wie Je- ner zwar ein Weilchen sich gesträubt, doch end- lich eingewilligt, ihn zum Schwiegersohn an- genommen und bald darauf als seinen einzi- gen Erben hinterlassen habe; wo er nun ein Leben in Zufriedenheit und Ueberfluß führe; oft schon seinen Retter dafür danken wollen, und immer von einem kleinen Ueberrest der Furcht, weil die Hände der Könige so weit reichten, zurückgehalten worden sey.
Nun war alzuviel Wahrscheinlichkeit, ja sichtliche Gewißheit da, als daß Junker län- ger hätte zweifeln sollen. Jnnigst freut' er sich vielmehr über den guten Ausschlag jener That. Dankbar bot der neue Holländer alles auf, was sein Haus vermochte. So lange
traͤglichen Plaz in ſeiner Schreibſtube und endlich die Liebe ſeiner jezigen Gattin, der ein- zigen Tochter vom Hauſe, zu erwerben ge- wußt; wie dieſe leztere von vielen Freiwer- bern geſucht, alle ausgeſchlagen, und als der Vater ernſtlich in ſie gedrungen, ſich erklaͤrt habe: Dieſen oder gar keinen Mann! Wie Je- ner zwar ein Weilchen ſich geſtraͤubt, doch end- lich eingewilligt, ihn zum Schwiegerſohn an- genommen und bald darauf als ſeinen einzi- gen Erben hinterlaſſen habe; wo er nun ein Leben in Zufriedenheit und Ueberfluß fuͤhre; oft ſchon ſeinen Retter dafuͤr danken wollen, und immer von einem kleinen Ueberreſt der Furcht, weil die Haͤnde der Koͤnige ſo weit reichten, zuruͤckgehalten worden ſey.
Nun war alzuviel Wahrſcheinlichkeit, ja ſichtliche Gewißheit da, als daß Junker laͤn- ger haͤtte zweifeln ſollen. Jnnigſt freut' er ſich vielmehr uͤber den guten Ausſchlag jener That. Dankbar bot der neue Hollaͤnder alles auf, was ſein Haus vermochte. So lange
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0435"n="427"/>
traͤglichen Plaz in ſeiner Schreibſtube und<lb/>
endlich die Liebe ſeiner jezigen Gattin, der ein-<lb/>
zigen Tochter vom Hauſe, zu erwerben ge-<lb/>
wußt; wie dieſe leztere von vielen Freiwer-<lb/>
bern geſucht, alle ausgeſchlagen, und als der<lb/>
Vater ernſtlich in ſie gedrungen, ſich erklaͤrt<lb/>
habe: Dieſen oder gar keinen Mann! Wie Je-<lb/>
ner zwar ein Weilchen ſich geſtraͤubt, doch end-<lb/>
lich eingewilligt, ihn zum Schwiegerſohn an-<lb/>
genommen und bald darauf als ſeinen einzi-<lb/>
gen Erben hinterlaſſen habe; wo er nun ein<lb/>
Leben in Zufriedenheit und Ueberfluß fuͤhre;<lb/>
oft ſchon ſeinen Retter dafuͤr danken wollen,<lb/>
und immer von einem kleinen Ueberreſt der<lb/>
Furcht, weil die Haͤnde der Koͤnige ſo weit<lb/>
reichten, zuruͤckgehalten worden ſey.</p><lb/><p>Nun war alzuviel Wahrſcheinlichkeit, ja<lb/>ſichtliche Gewißheit da, als daß Junker laͤn-<lb/>
ger haͤtte zweifeln ſollen. Jnnigſt freut' er<lb/>ſich vielmehr uͤber den guten Ausſchlag jener<lb/>
That. Dankbar bot der neue Hollaͤnder alles<lb/>
auf, was ſein Haus vermochte. So lange<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[427/0435]
traͤglichen Plaz in ſeiner Schreibſtube und
endlich die Liebe ſeiner jezigen Gattin, der ein-
zigen Tochter vom Hauſe, zu erwerben ge-
wußt; wie dieſe leztere von vielen Freiwer-
bern geſucht, alle ausgeſchlagen, und als der
Vater ernſtlich in ſie gedrungen, ſich erklaͤrt
habe: Dieſen oder gar keinen Mann! Wie Je-
ner zwar ein Weilchen ſich geſtraͤubt, doch end-
lich eingewilligt, ihn zum Schwiegerſohn an-
genommen und bald darauf als ſeinen einzi-
gen Erben hinterlaſſen habe; wo er nun ein
Leben in Zufriedenheit und Ueberfluß fuͤhre;
oft ſchon ſeinen Retter dafuͤr danken wollen,
und immer von einem kleinen Ueberreſt der
Furcht, weil die Haͤnde der Koͤnige ſo weit
reichten, zuruͤckgehalten worden ſey.
Nun war alzuviel Wahrſcheinlichkeit, ja
ſichtliche Gewißheit da, als daß Junker laͤn-
ger haͤtte zweifeln ſollen. Jnnigſt freut' er
ſich vielmehr uͤber den guten Ausſchlag jener
That. Dankbar bot der neue Hollaͤnder alles
auf, was ſein Haus vermochte. So lange
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/435>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.