Wolf getödtet worden; theils um das Thier selbst zu erlegen, sprangen sie über den Zaun. Der Wolf entfloh. Es war Lauriers Leich- nam, den er aus der Erde herausgescharrt hatte. Daß dieser Körper noch nicht lange hier liegen konte, sah man wohl; und da ihn niemand kante, so trug man ihn auf den Markt, um dort durch öffentliche Ausstellung vielleicht hinter seinen Namen zu kommen. Würklich war er kaum dort, so ging der Arzt de la Motte vorbei, und erkannte ihn für den Fremden, den er vor Monatsfrist im Gasthof behandelt habe. Auf seine Angabe umring- ten sofort Gerichtspersonen das Wirthshaus und hielten Durchsuchung. Die Wirthin nebst allem Gesinde wurde verhaftet. Der Einzige Schuldige, ihr Mann, entkam dies- mal noch.
Durch ein Ohngefähr war dieser Nichts- nüzzige grade bei seinem Spiesgesellen, und zechte mit ihm, als die Nachricht von dem ge- fundnen Leichnam und von des Raths ge-
Wolf getoͤdtet worden; theils um das Thier ſelbſt zu erlegen, ſprangen ſie uͤber den Zaun. Der Wolf entfloh. Es war Lauriers Leich- nam, den er aus der Erde herausgeſcharrt hatte. Daß dieſer Koͤrper noch nicht lange hier liegen konte, ſah man wohl; und da ihn niemand kante, ſo trug man ihn auf den Markt, um dort durch oͤffentliche Ausſtellung vielleicht hinter ſeinen Namen zu kommen. Wuͤrklich war er kaum dort, ſo ging der Arzt de la Motte vorbei, und erkannte ihn fuͤr den Fremden, den er vor Monatsfriſt im Gaſthof behandelt habe. Auf ſeine Angabe umring- ten ſofort Gerichtsperſonen das Wirthshaus und hielten Durchſuchung. Die Wirthin nebſt allem Geſinde wurde verhaftet. Der Einzige Schuldige, ihr Mann, entkam dies- mal noch.
Durch ein Ohngefaͤhr war dieſer Nichts- nuͤzzige grade bei ſeinem Spiesgeſellen, und zechte mit ihm, als die Nachricht von dem ge- fundnen Leichnam und von des Raths ge-
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Wolf getoͤdtet worden; theils um das Thier
ſelbſt zu erlegen, ſprangen ſie uͤber den Zaun.
Der Wolf entfloh. Es war Lauriers Leich-
nam, den er aus der Erde herausgeſcharrt
hatte. Daß dieſer Koͤrper noch nicht lange
hier liegen konte, ſah man wohl; und da ihn
niemand kante, ſo trug man ihn auf den
Markt, um dort durch oͤffentliche Ausſtellung
vielleicht hinter ſeinen Namen zu kommen.
Wuͤrklich war er kaum dort, ſo ging der Arzt
de la Motte vorbei, und erkannte ihn fuͤr den
Fremden, den er vor Monatsfriſt im Gaſthof
behandelt habe. Auf ſeine Angabe umring-
ten ſofort Gerichtsperſonen das Wirthshaus
und hielten Durchſuchung. Die Wirthin
nebſt allem Geſinde wurde verhaftet. Der
Einzige Schuldige, ihr Mann, entkam dies-
mal noch.
Durch ein Ohngefaͤhr war dieſer Nichts-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/358>, abgerufen am 24.11.2024.
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