allda eine Menge vergoßnen Blutes. Alle Wundärzte der Stadt wurden davon benach- richtigt. Da Gasperino allerdings beide Ban- diten, bevor er gesunken, verwundet hatte; da sie zu einem Wundarzt, um sich verbinden zu lassen, schickten, und da man gleich drauf den Gasperino vermißte, so wurden sie jezt als seine Mörder beargwohnt und verhaftet. Sie leugneten, gaben vor, sich unter einander selbst geschlagen zu haben; kamen zwar beide auf die Folter, aber überstanden sie auch ohne eine Silbe zu bekennen. Christine, von diesem allem benachrichtigt, glaubte schon außer Gefahr zu seyn.
Da indeß Gasperino nirgends sich blicken ließ, so bezeigte die Obrigkeit viel Sorgfalt seinetwegen, und durch langes Nachsuchen fand man endlich seinen Leichnam in jenem Brunnen. Gleichwohl blieben seine Mörder immer noch unentdeckt; denn die zwei Banditen beharrten fest auf ihrem Leugnen. Erst nach abermali- ger, genauer Besichtigung fand man im Mun-
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allda eine Menge vergoßnen Blutes. Alle Wundaͤrzte der Stadt wurden davon benach- richtigt. Da Gaſperino allerdings beide Ban- diten, bevor er geſunken, verwundet hatte; da ſie zu einem Wundarzt, um ſich verbinden zu laſſen, ſchickten, und da man gleich drauf den Gaſperino vermißte, ſo wurden ſie jezt als ſeine Moͤrder beargwohnt und verhaftet. Sie leugneten, gaben vor, ſich unter einander ſelbſt geſchlagen zu haben; kamen zwar beide auf die Folter, aber uͤberſtanden ſie auch ohne eine Silbe zu bekennen. Chriſtine, von dieſem allem benachrichtigt, glaubte ſchon außer Gefahr zu ſeyn.
Da indeß Gaſperino nirgends ſich blicken ließ, ſo bezeigte die Obrigkeit viel Sorgfalt ſeinetwegen, und durch langes Nachſuchen fand man endlich ſeinen Leichnam in jenem Brunnen. Gleichwohl blieben ſeine Moͤrder immer noch unentdeckt; denn die zwei Banditen beharrten feſt auf ihrem Leugnen. Erſt nach abermali- ger, genauer Beſichtigung fand man im Mun-
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allda eine Menge vergoßnen Blutes. Alle
Wundaͤrzte der Stadt wurden davon benach-
richtigt. Da Gaſperino allerdings beide Ban-
diten, bevor er geſunken, verwundet hatte;
da ſie zu einem Wundarzt, um ſich verbinden
zu laſſen, ſchickten, und da man gleich drauf
den Gaſperino vermißte, ſo wurden ſie jezt
als ſeine Moͤrder beargwohnt und verhaftet.
Sie leugneten, gaben vor, ſich unter einander
ſelbſt geſchlagen zu haben; kamen zwar beide
auf die Folter, aber uͤberſtanden ſie auch
ohne eine Silbe zu bekennen. Chriſtine, von
dieſem allem benachrichtigt, glaubte ſchon
außer Gefahr zu ſeyn.
Da indeß Gaſperino nirgends ſich blicken
ließ, ſo bezeigte die Obrigkeit viel Sorgfalt
ſeinetwegen, und durch langes Nachſuchen fand
man endlich ſeinen Leichnam in jenem Brunnen.
Gleichwohl blieben ſeine Moͤrder immer noch
unentdeckt; denn die zwei Banditen beharrten
feſt auf ihrem Leugnen. Erſt nach abermali-
ger, genauer Beſichtigung fand man im Mun-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/353>, abgerufen am 24.11.2024.
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