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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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schont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr
Zuspruch mich zu trösten fortfährt; so will ich
alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa-
pier in der Nähe haben, es Jhnen sogleich in
die Feder sagen. Jhnen lieber als meinen
Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele
auch nicht den kleinsten verborgenen Winkel."

Falk ließ nicht länger sich bitten, und ging,
um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim-
mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald
kam er wieder. Mit pünktlichster Redlichkeit
bekannte nun R. seine That. Alles, was wir
schon wissen, zeigt' er an; außer diesem auch
noch den Ort, wo er im Keller seines Hauses ei-
genhändig den Schmuck der Wittwe, ihren so-
genannten Nothpfennig, und in einem beson-
dernKästgen alle entwandteDokumente verbor-
gen habe. "Erstern zu verkaufen, sagt' er, hab'
ihn stets noch die Furcht, und die ihm nuzlosen
Papiere zu vernichten, ein Ueberrest von Ge-
wissenhaftigkeit
abgehalten." -- Vol-
lendet war iezt seine Beichte; aber der schlaue

ſchont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr
Zuſpruch mich zu troͤſten fortfaͤhrt; ſo will ich
alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa-
pier in der Naͤhe haben, es Jhnen ſogleich in
die Feder ſagen. Jhnen lieber als meinen
Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele
auch nicht den kleinſten verborgenen Winkel.“

Falk ließ nicht laͤnger ſich bitten, und ging,
um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim-
mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald
kam er wieder. Mit puͤnktlichſter Redlichkeit
bekannte nun R. ſeine That. Alles, was wir
ſchon wiſſen, zeigt' er an; außer dieſem auch
noch den Ort, wo er im Keller ſeines Hauſes ei-
genhaͤndig den Schmuck der Wittwe, ihren ſo-
genannten Nothpfennig, und in einem beſon-
dernKaͤſtgen alle entwandteDokumente verbor-
gen habe. „Erſtern zu verkaufen, ſagt' er, hab'
ihn ſtets noch die Furcht, und die ihm nuzloſen
Papiere zu vernichten, ein Ueberreſt von Ge-
wiſſenhaftigkeit
abgehalten.“ — Vol-
lendet war iezt ſeine Beichte; aber der ſchlaue

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[313/0321] ſchont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr Zuſpruch mich zu troͤſten fortfaͤhrt; ſo will ich alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa- pier in der Naͤhe haben, es Jhnen ſogleich in die Feder ſagen. Jhnen lieber als meinen Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele auch nicht den kleinſten verborgenen Winkel.“ Falk ließ nicht laͤnger ſich bitten, und ging, um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim- mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald kam er wieder. Mit puͤnktlichſter Redlichkeit bekannte nun R. ſeine That. Alles, was wir ſchon wiſſen, zeigt' er an; außer dieſem auch noch den Ort, wo er im Keller ſeines Hauſes ei- genhaͤndig den Schmuck der Wittwe, ihren ſo- genannten Nothpfennig, und in einem beſon- dernKaͤſtgen alle entwandteDokumente verbor- gen habe. „Erſtern zu verkaufen, ſagt' er, hab' ihn ſtets noch die Furcht, und die ihm nuzloſen Papiere zu vernichten, ein Ueberreſt von Ge- wiſſenhaftigkeit abgehalten.“ — Vol- lendet war iezt ſeine Beichte; aber der ſchlaue

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/321>, abgerufen am 23.11.2024.