schont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr Zuspruch mich zu trösten fortfährt; so will ich alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa- pier in der Nähe haben, es Jhnen sogleich in die Feder sagen. Jhnen lieber als meinen Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele auch nicht den kleinsten verborgenen Winkel."
Falk ließ nicht länger sich bitten, und ging, um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim- mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald kam er wieder. Mit pünktlichster Redlichkeit bekannte nun R. seine That. Alles, was wir schon wissen, zeigt' er an; außer diesem auch noch den Ort, wo er im Keller seines Hauses ei- genhändig den Schmuck der Wittwe, ihren so- genannten Nothpfennig, und in einem beson- dernKästgen alle entwandteDokumente verbor- gen habe. "Erstern zu verkaufen, sagt' er, hab' ihn stets noch die Furcht, und die ihm nuzlosen Papiere zu vernichten, ein Ueberrest von Ge- wissenhaftigkeit abgehalten." -- Vol- lendet war iezt seine Beichte; aber der schlaue
ſchont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr Zuſpruch mich zu troͤſten fortfaͤhrt; ſo will ich alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa- pier in der Naͤhe haben, es Jhnen ſogleich in die Feder ſagen. Jhnen lieber als meinen Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele auch nicht den kleinſten verborgenen Winkel.“
Falk ließ nicht laͤnger ſich bitten, und ging, um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim- mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald kam er wieder. Mit puͤnktlichſter Redlichkeit bekannte nun R. ſeine That. Alles, was wir ſchon wiſſen, zeigt' er an; außer dieſem auch noch den Ort, wo er im Keller ſeines Hauſes ei- genhaͤndig den Schmuck der Wittwe, ihren ſo- genannten Nothpfennig, und in einem beſon- dernKaͤſtgen alle entwandteDokumente verbor- gen habe. „Erſtern zu verkaufen, ſagt' er, hab' ihn ſtets noch die Furcht, und die ihm nuzloſen Papiere zu vernichten, ein Ueberreſt von Ge- wiſſenhaftigkeit abgehalten.“ — Vol- lendet war iezt ſeine Beichte; aber der ſchlaue
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0321"n="313"/>ſchont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr<lb/>
Zuſpruch mich zu troͤſten fortfaͤhrt; ſo will ich<lb/>
alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa-<lb/>
pier in der Naͤhe haben, es Jhnen ſogleich in<lb/>
die Feder ſagen. Jhnen lieber als meinen<lb/>
Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele<lb/>
auch nicht den kleinſten verborgenen Winkel.“</p><lb/><p>Falk ließ nicht laͤnger ſich bitten, und ging,<lb/>
um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim-<lb/>
mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald<lb/>
kam er wieder. Mit puͤnktlichſter Redlichkeit<lb/>
bekannte nun R. ſeine That. Alles, was wir<lb/>ſchon wiſſen, zeigt' er an; außer dieſem auch<lb/>
noch den Ort, wo er im Keller ſeines Hauſes ei-<lb/>
genhaͤndig den Schmuck der Wittwe, ihren ſo-<lb/>
genannten Nothpfennig, und in einem beſon-<lb/>
dernKaͤſtgen alle entwandteDokumente verbor-<lb/>
gen habe. „Erſtern zu verkaufen, ſagt' er, hab'<lb/>
ihn ſtets noch die <hirendition="#g">Furcht</hi>, und die ihm nuzloſen<lb/>
Papiere zu vernichten, ein Ueberreſt von <hirendition="#g">Ge-<lb/>
wiſſenhaftigkeit</hi> abgehalten.“— Vol-<lb/>
lendet war iezt ſeine Beichte; aber der ſchlaue<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[313/0321]
ſchont mit fernern Qualen bleibe, und daß Jhr
Zuſpruch mich zu troͤſten fortfaͤhrt; ſo will ich
alles bekennen; will, wenn Sie Dinte und Pa-
pier in der Naͤhe haben, es Jhnen ſogleich in
die Feder ſagen. Jhnen lieber als meinen
Richtern! denn gegen Sie hat meine Seele
auch nicht den kleinſten verborgenen Winkel.“
Falk ließ nicht laͤnger ſich bitten, und ging,
um ein Schreibezeug zu holen ins Nebenzim-
mer. Schon war hier alles vorbereitet; bald
kam er wieder. Mit puͤnktlichſter Redlichkeit
bekannte nun R. ſeine That. Alles, was wir
ſchon wiſſen, zeigt' er an; außer dieſem auch
noch den Ort, wo er im Keller ſeines Hauſes ei-
genhaͤndig den Schmuck der Wittwe, ihren ſo-
genannten Nothpfennig, und in einem beſon-
dernKaͤſtgen alle entwandteDokumente verbor-
gen habe. „Erſtern zu verkaufen, ſagt' er, hab'
ihn ſtets noch die Furcht, und die ihm nuzloſen
Papiere zu vernichten, ein Ueberreſt von Ge-
wiſſenhaftigkeit abgehalten.“ — Vol-
lendet war iezt ſeine Beichte; aber der ſchlaue
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/321>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.