nige, der genau hineinpaßte, schloß jenen Schrank du Moulins, in welchem man die Stempel und die einzelnen Haufen falscher Münzen angetroffen hatte. Als man daher die- sen Menschen nochmals verhörte, legte man ihm ganz unerwartet Schlüssel und Wachs- abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch gegen diesen Beweis einzuwenden habe? Jezt erschrack und erblaßte er; die Thränen traten ihm in die Augen, und er bekante: "Ja, er sei schon verschiedne Jahre hindurch nicht nur Münzverfälscher, sondern auch vorzüglich der- jenige gewesen, der die falsche Münze seiner Ge- nossen in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos in dieser Absicht habe er sich zum du Moulin vermiethet; habe zu allen seinen Schränken und Kassen sich bald Nachschlüssel zu verschaf- fen gewußt; habe sich aber sorgfältig gehütet, auch nur das geringste zu entwenden, damit man seinen Auswechslungs-Kunstgrif um so weniger argwöhnen möge. Als der Handel mit Harris gerichtlich geworden, sei er in Sor-
nige, der genau hineinpaßte, ſchloß jenen Schrank du Moulins, in welchem man die Stempel und die einzelnen Haufen falſcher Muͤnzen angetroffen hatte. Als man daher die- ſen Menſchen nochmals verhoͤrte, legte man ihm ganz unerwartet Schluͤſſel und Wachs- abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch gegen dieſen Beweis einzuwenden habe? Jezt erſchrack und erblaßte er; die Thraͤnen traten ihm in die Augen, und er bekante: „Ja, er ſei ſchon verſchiedne Jahre hindurch nicht nur Muͤnzverfaͤlſcher, ſondern auch vorzuͤglich der- jenige geweſen, der die falſche Muͤnze ſeiner Ge- noſſen in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos in dieſer Abſicht habe er ſich zum du Moulin vermiethet; habe zu allen ſeinen Schraͤnken und Kaſſen ſich bald Nachſchluͤſſel zu verſchaf- fen gewußt; habe ſich aber ſorgfaͤltig gehuͤtet, auch nur das geringſte zu entwenden, damit man ſeinen Auswechslungs-Kunſtgrif um ſo weniger argwoͤhnen moͤge. Als der Handel mit Harris gerichtlich geworden, ſei er in Sor-
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[191/0199]
nige, der genau hineinpaßte, ſchloß jenen
Schrank du Moulins, in welchem man die
Stempel und die einzelnen Haufen falſcher
Muͤnzen angetroffen hatte. Als man daher die-
ſen Menſchen nochmals verhoͤrte, legte man
ihm ganz unerwartet Schluͤſſel und Wachs-
abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch
gegen dieſen Beweis einzuwenden habe? Jezt
erſchrack und erblaßte er; die Thraͤnen traten
ihm in die Augen, und er bekante: „Ja, er
ſei ſchon verſchiedne Jahre hindurch nicht nur
Muͤnzverfaͤlſcher, ſondern auch vorzuͤglich der-
jenige geweſen, der die falſche Muͤnze ſeiner Ge-
noſſen in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos
in dieſer Abſicht habe er ſich zum du Moulin
vermiethet; habe zu allen ſeinen Schraͤnken
und Kaſſen ſich bald Nachſchluͤſſel zu verſchaf-
fen gewußt; habe ſich aber ſorgfaͤltig gehuͤtet,
auch nur das geringſte zu entwenden, damit
man ſeinen Auswechslungs-Kunſtgrif um ſo
weniger argwoͤhnen moͤge. Als der Handel
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/199>, abgerufen am 23.11.2024.
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