Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

nige, der genau hineinpaßte, schloß jenen
Schrank du Moulins, in welchem man die
Stempel und die einzelnen Haufen falscher
Münzen angetroffen hatte. Als man daher die-
sen Menschen nochmals verhörte, legte man
ihm ganz unerwartet Schlüssel und Wachs-
abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch
gegen diesen Beweis einzuwenden habe? Jezt
erschrack und erblaßte er; die Thränen traten
ihm in die Augen, und er bekante: "Ja, er
sei schon verschiedne Jahre hindurch nicht nur
Münzverfälscher, sondern auch vorzüglich der-
jenige gewesen, der die falsche Münze seiner Ge-
nossen in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos
in dieser Absicht habe er sich zum du Moulin
vermiethet; habe zu allen seinen Schränken
und Kassen sich bald Nachschlüssel zu verschaf-
fen gewußt; habe sich aber sorgfältig gehütet,
auch nur das geringste zu entwenden, damit
man seinen Auswechslungs-Kunstgrif um so
weniger argwöhnen möge. Als der Handel
mit Harris gerichtlich geworden, sei er in Sor-

nige, der genau hineinpaßte, ſchloß jenen
Schrank du Moulins, in welchem man die
Stempel und die einzelnen Haufen falſcher
Muͤnzen angetroffen hatte. Als man daher die-
ſen Menſchen nochmals verhoͤrte, legte man
ihm ganz unerwartet Schluͤſſel und Wachs-
abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch
gegen dieſen Beweis einzuwenden habe? Jezt
erſchrack und erblaßte er; die Thraͤnen traten
ihm in die Augen, und er bekante: „Ja, er
ſei ſchon verſchiedne Jahre hindurch nicht nur
Muͤnzverfaͤlſcher, ſondern auch vorzuͤglich der-
jenige geweſen, der die falſche Muͤnze ſeiner Ge-
noſſen in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos
in dieſer Abſicht habe er ſich zum du Moulin
vermiethet; habe zu allen ſeinen Schraͤnken
und Kaſſen ſich bald Nachſchluͤſſel zu verſchaf-
fen gewußt; habe ſich aber ſorgfaͤltig gehuͤtet,
auch nur das geringſte zu entwenden, damit
man ſeinen Auswechslungs-Kunſtgrif um ſo
weniger argwoͤhnen moͤge. Als der Handel
mit Harris gerichtlich geworden, ſei er in Sor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0199" n="191"/>
nige, der genau hineinpaßte, &#x017F;chloß jenen<lb/>
Schrank du Moulins, in welchem man die<lb/>
Stempel und die einzelnen Haufen fal&#x017F;cher<lb/>
Mu&#x0364;nzen angetroffen hatte. Als man daher die-<lb/>
&#x017F;en Men&#x017F;chen nochmals verho&#x0364;rte, legte man<lb/>
ihm ganz unerwartet Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el und Wachs-<lb/>
abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch<lb/>
gegen die&#x017F;en Beweis einzuwenden habe? Jezt<lb/>
er&#x017F;chrack und erblaßte er; die Thra&#x0364;nen traten<lb/>
ihm in die Augen, und er bekante: &#x201E;Ja, er<lb/>
&#x017F;ei &#x017F;chon ver&#x017F;chiedne Jahre hindurch nicht nur<lb/>
Mu&#x0364;nzverfa&#x0364;l&#x017F;cher, &#x017F;ondern auch vorzu&#x0364;glich der-<lb/>
jenige gewe&#x017F;en, der die fal&#x017F;che Mu&#x0364;nze &#x017F;einer Ge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos<lb/>
in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht habe er &#x017F;ich zum du Moulin<lb/>
vermiethet; habe zu allen &#x017F;einen Schra&#x0364;nken<lb/>
und Ka&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich bald Nach&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zu ver&#x017F;chaf-<lb/>
fen gewußt; habe &#x017F;ich aber &#x017F;orgfa&#x0364;ltig gehu&#x0364;tet,<lb/>
auch nur das gering&#x017F;te zu entwenden, damit<lb/>
man &#x017F;einen Auswechslungs-Kun&#x017F;tgrif um &#x017F;o<lb/>
weniger argwo&#x0364;hnen mo&#x0364;ge. Als der Handel<lb/>
mit Harris gerichtlich geworden, &#x017F;ei er in Sor-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0199] nige, der genau hineinpaßte, ſchloß jenen Schrank du Moulins, in welchem man die Stempel und die einzelnen Haufen falſcher Muͤnzen angetroffen hatte. Als man daher die- ſen Menſchen nochmals verhoͤrte, legte man ihm ganz unerwartet Schluͤſſel und Wachs- abdruck vor, und fragte ihn: Was er noch gegen dieſen Beweis einzuwenden habe? Jezt erſchrack und erblaßte er; die Thraͤnen traten ihm in die Augen, und er bekante: „Ja, er ſei ſchon verſchiedne Jahre hindurch nicht nur Muͤnzverfaͤlſcher, ſondern auch vorzuͤglich der- jenige geweſen, der die falſche Muͤnze ſeiner Ge- noſſen in Umlauf zu bringen gewußt habe. Blos in dieſer Abſicht habe er ſich zum du Moulin vermiethet; habe zu allen ſeinen Schraͤnken und Kaſſen ſich bald Nachſchluͤſſel zu verſchaf- fen gewußt; habe ſich aber ſorgfaͤltig gehuͤtet, auch nur das geringſte zu entwenden, damit man ſeinen Auswechslungs-Kunſtgrif um ſo weniger argwoͤhnen moͤge. Als der Handel mit Harris gerichtlich geworden, ſei er in Sor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/199
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/199>, abgerufen am 02.05.2024.