Jm Fränkischen Kreise durchstrich vor ohnge- fähr vierzig bis funfzig Jahren ein Krämer das Land, den der größere Haufen, fast durchgän- gig, nur unter der Benennung des Hunds- sattlers kannte. Es war ein Mann, der mit Schnittwaaren handelte; auf den Dörfern und in den Flecken oft ansehnlichen Absaz fand; jenen Spiznamen aber von zwei engli- schen Dokken erhielt, die er überall mitzu- führen, und mit einem Theil seiner Waaren zu bepacken, mithin gleichsam zu satteln pfleg- te. Ein junges Weibsbild, das er für seine Frau ausgab, und bei welcher ihm wenigstens alle Rechte eines Mannes frei standen, war seine gewöhnliche Begleiterin. Für so ganz
XVI. Der Hundsſattler und derLeinweber.
Jm Fraͤnkiſchen Kreiſe durchſtrich vor ohnge- faͤhr vierzig bis funfzig Jahren ein Kraͤmer das Land, den der groͤßere Haufen, faſt durchgaͤn- gig, nur unter der Benennung des Hunds- ſattlers kannte. Es war ein Mann, der mit Schnittwaaren handelte; auf den Doͤrfern und in den Flecken oft anſehnlichen Abſaz fand; jenen Spiznamen aber von zwei engli- ſchen Dokken erhielt, die er uͤberall mitzu- fuͤhren, und mit einem Theil ſeiner Waaren zu bepacken, mithin gleichſam zu ſatteln pfleg- te. Ein junges Weibsbild, das er fuͤr ſeine Frau ausgab, und bei welcher ihm wenigſtens alle Rechte eines Mannes frei ſtanden, war ſeine gewoͤhnliche Begleiterin. Fuͤr ſo ganz
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XVI.
Der Hundsſattler und derLeinweber.
Jm Fraͤnkiſchen Kreiſe durchſtrich vor ohnge-
faͤhr vierzig bis funfzig Jahren ein Kraͤmer das
Land, den der groͤßere Haufen, faſt durchgaͤn-
gig, nur unter der Benennung des Hunds-
ſattlers kannte. Es war ein Mann, der mit
Schnittwaaren handelte; auf den Doͤrfern
und in den Flecken oft anſehnlichen Abſaz
fand; jenen Spiznamen aber von zwei engli-
ſchen Dokken erhielt, die er uͤberall mitzu-
fuͤhren, und mit einem Theil ſeiner Waaren
zu bepacken, mithin gleichſam zu ſatteln pfleg-
te. Ein junges Weibsbild, das er fuͤr ſeine
Frau ausgab, und bei welcher ihm wenigſtens
alle Rechte eines Mannes frei ſtanden, war
ſeine gewoͤhnliche Begleiterin. Fuͤr ſo ganz
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/152>, abgerufen am 02.05.2024.
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