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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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XV.
Mörder, der sich zwingt, eine Ursa-
che zu finden.


Ein junger Bauer gerieth in der Schenke
mit einigen seines Gleichen in Zwist. Von
Worten kam es zum Handgemenge. Er un-
terlag der stärkern Anzahl; ward niederge-
worfen, bei den Haaren zur Thüre hinaus-
gezerrt, und noch draußen auf der Flur aufs
unbarmherzigste zerprügelt.

Er lag, wie an allen Gliedern gelähmt,
und schäumte Wuth und Rache; aber er konn-
te sich noch nicht aufrichten, und diejenigen,
welche in diesen Zustand ihn versezt hatten,
waren davon gegangen. Jndessen hatt' er
sein Messer hervorgezogen, und wartete nur
auf die Rückkehr seiner Kräfte, um sich völlig

XV.
Moͤrder, der ſich zwingt, eine Urſa-
che zu finden.


Ein junger Bauer gerieth in der Schenke
mit einigen ſeines Gleichen in Zwiſt. Von
Worten kam es zum Handgemenge. Er un-
terlag der ſtaͤrkern Anzahl; ward niederge-
worfen, bei den Haaren zur Thuͤre hinaus-
gezerrt, und noch draußen auf der Flur aufs
unbarmherzigſte zerpruͤgelt.

Er lag, wie an allen Gliedern gelaͤhmt,
und ſchaͤumte Wuth und Rache; aber er konn-
te ſich noch nicht aufrichten, und diejenigen,
welche in dieſen Zuſtand ihn verſezt hatten,
waren davon gegangen. Jndeſſen hatt' er
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auf die Ruͤckkehr ſeiner Kraͤfte, um ſich voͤllig

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[141/0149] XV. Moͤrder, der ſich zwingt, eine Urſa- che zu finden. Ein junger Bauer gerieth in der Schenke mit einigen ſeines Gleichen in Zwiſt. Von Worten kam es zum Handgemenge. Er un- terlag der ſtaͤrkern Anzahl; ward niederge- worfen, bei den Haaren zur Thuͤre hinaus- gezerrt, und noch draußen auf der Flur aufs unbarmherzigſte zerpruͤgelt. Er lag, wie an allen Gliedern gelaͤhmt, und ſchaͤumte Wuth und Rache; aber er konn- te ſich noch nicht aufrichten, und diejenigen, welche in dieſen Zuſtand ihn verſezt hatten, waren davon gegangen. Jndeſſen hatt' er ſein Meſſer hervorgezogen, und wartete nur auf die Ruͤckkehr ſeiner Kraͤfte, um ſich voͤllig

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/149>, abgerufen am 05.05.2024.