einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka- ravanen, gefährlich, und begnügen sich zuwei- len, wenn sie alzuhartnäckige Gegenwehr fin- den, nicht einmal mit dem Raube allein; son- dern morden auch die Unglücklichen, die in ih- re Hände fallen. Gerechtigkeit und Regie- rung thun zwar, vorzüglich in der leztern Hälfte dieses Jahrhunderts, alles was sie nur können, um diesem Unwesen zu steuern. Doch solches ganz auszurotten, war bis- her unmöglich.
Nun lebte vor ohngefähr fünf und zwanzig Jahren in eben diesem Königreiche, im War** Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack mit Namen, der sich seit seinem Eintritt ins gerichtliche Leben immer als den geschworen- sten Feind von solchen Stöhrern öffentlicher Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek- tor auf verschiednen weitläufigen Herrschaften; ließ mit dem lebhaftesten Eifer jedem Räuber, der sich allda nur von weitem spüren ließ, nachforschen, und suchte mit noch größrer
einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka- ravanen, gefaͤhrlich, und begnuͤgen ſich zuwei- len, wenn ſie alzuhartnaͤckige Gegenwehr fin- den, nicht einmal mit dem Raube allein; ſon- dern morden auch die Ungluͤcklichen, die in ih- re Haͤnde fallen. Gerechtigkeit und Regie- rung thun zwar, vorzuͤglich in der leztern Haͤlfte dieſes Jahrhunderts, alles was ſie nur koͤnnen, um dieſem Unweſen zu ſteuern. Doch ſolches ganz auszurotten, war bis- her unmoͤglich.
Nun lebte vor ohngefaͤhr fuͤnf und zwanzig Jahren in eben dieſem Koͤnigreiche, im War** Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack mit Namen, der ſich ſeit ſeinem Eintritt ins gerichtliche Leben immer als den geſchworen- ſten Feind von ſolchen Stoͤhrern oͤffentlicher Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek- tor auf verſchiednen weitlaͤufigen Herrſchaften; ließ mit dem lebhafteſten Eifer jedem Raͤuber, der ſich allda nur von weitem ſpuͤren ließ, nachforſchen, und ſuchte mit noch groͤßrer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0140"n="132"/>
einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka-<lb/>
ravanen, gefaͤhrlich, und begnuͤgen ſich zuwei-<lb/>
len, wenn ſie alzuhartnaͤckige Gegenwehr fin-<lb/>
den, nicht einmal mit dem Raube allein; ſon-<lb/>
dern morden auch die Ungluͤcklichen, die in ih-<lb/>
re Haͤnde fallen. Gerechtigkeit und Regie-<lb/>
rung thun zwar, vorzuͤglich in der leztern<lb/>
Haͤlfte dieſes Jahrhunderts, alles was ſie<lb/>
nur koͤnnen, um dieſem Unweſen zu <hirendition="#g">ſteuern</hi>.<lb/>
Doch ſolches ganz <hirendition="#g">auszurotten</hi>, war bis-<lb/>
her unmoͤglich.</p><lb/><p>Nun lebte vor ohngefaͤhr fuͤnf und zwanzig<lb/>
Jahren in eben dieſem Koͤnigreiche, im War**<lb/>
Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack<lb/>
mit Namen, der ſich ſeit ſeinem Eintritt ins<lb/>
gerichtliche Leben immer als den geſchworen-<lb/>ſten Feind von ſolchen Stoͤhrern oͤffentlicher<lb/>
Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek-<lb/>
tor auf verſchiednen weitlaͤufigen Herrſchaften;<lb/>
ließ mit dem lebhafteſten Eifer jedem Raͤuber,<lb/>
der ſich allda nur von weitem ſpuͤren ließ,<lb/>
nachforſchen, und ſuchte mit noch groͤßrer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[132/0140]
einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka-
ravanen, gefaͤhrlich, und begnuͤgen ſich zuwei-
len, wenn ſie alzuhartnaͤckige Gegenwehr fin-
den, nicht einmal mit dem Raube allein; ſon-
dern morden auch die Ungluͤcklichen, die in ih-
re Haͤnde fallen. Gerechtigkeit und Regie-
rung thun zwar, vorzuͤglich in der leztern
Haͤlfte dieſes Jahrhunderts, alles was ſie
nur koͤnnen, um dieſem Unweſen zu ſteuern.
Doch ſolches ganz auszurotten, war bis-
her unmoͤglich.
Nun lebte vor ohngefaͤhr fuͤnf und zwanzig
Jahren in eben dieſem Koͤnigreiche, im War**
Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack
mit Namen, der ſich ſeit ſeinem Eintritt ins
gerichtliche Leben immer als den geſchworen-
ſten Feind von ſolchen Stoͤhrern oͤffentlicher
Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek-
tor auf verſchiednen weitlaͤufigen Herrſchaften;
ließ mit dem lebhafteſten Eifer jedem Raͤuber,
der ſich allda nur von weitem ſpuͤren ließ,
nachforſchen, und ſuchte mit noch groͤßrer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/140>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.