Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Hause wurde die Mißachtung der Obrigkeit, die Insubordination und Verachtung des Gesetzes großgezogen. Ja, ja, Müller, rollt nur die Augen! Ihr habt einen störrischen Geist, das ist im ganzen Lande bekannt, und wie der Herr ist, so erzieht er die Knechte. Ihr habt Euch schon seit den Jahren, da es sich um den Verkauf Euerer Mühle handelt, als ein trotziger, ja als ein unbilliger Mann erwiesen. Ich unbillig? fragte Reinbacher. Keiner, ich darf es Wohl sagen, hat eine höhere Meinung von Recht und Obrigkeit, als ich. Aber wenn Ihr davon sprecht, ist's immer, als meintet Ihr eine andere Obrigkeit, als die unsrige. Auch das ist nicht so, antwortete der Müller. Hätte ich mich, ohne nur den Arm zu heben, freiwillig gestellt, wenn ich nicht den Glauben zu euch, als zu gerechten Männern, gehabt hätte? Daß Ihr Euch gestellt, oder vielmehr stellen wolltet, will wenig sagen, antwortete der Richter. Ihr thatet es, da Ihr keine Wahl mehr hattet. Hoho, rief Reinbacher, empört, daß die Richter sein Verdienst schmälern wollten. Ich traf meine Knechte, als ich mich von meinem Krankenlager erhob, noch fest entschlossen, mich und mein Haus zu vertheidigen; denn das ungerechte Loos, das ich vordem erfahren, hatte sie empört. Ich forderte sie auf, die Waffen niederzulegen; es war sogar Muth erforderlich, um Denen, die den Kampf fortführen wollten, entgegenzutreten. Hause wurde die Mißachtung der Obrigkeit, die Insubordination und Verachtung des Gesetzes großgezogen. Ja, ja, Müller, rollt nur die Augen! Ihr habt einen störrischen Geist, das ist im ganzen Lande bekannt, und wie der Herr ist, so erzieht er die Knechte. Ihr habt Euch schon seit den Jahren, da es sich um den Verkauf Euerer Mühle handelt, als ein trotziger, ja als ein unbilliger Mann erwiesen. Ich unbillig? fragte Reinbacher. Keiner, ich darf es Wohl sagen, hat eine höhere Meinung von Recht und Obrigkeit, als ich. Aber wenn Ihr davon sprecht, ist's immer, als meintet Ihr eine andere Obrigkeit, als die unsrige. Auch das ist nicht so, antwortete der Müller. Hätte ich mich, ohne nur den Arm zu heben, freiwillig gestellt, wenn ich nicht den Glauben zu euch, als zu gerechten Männern, gehabt hätte? Daß Ihr Euch gestellt, oder vielmehr stellen wolltet, will wenig sagen, antwortete der Richter. Ihr thatet es, da Ihr keine Wahl mehr hattet. Hoho, rief Reinbacher, empört, daß die Richter sein Verdienst schmälern wollten. Ich traf meine Knechte, als ich mich von meinem Krankenlager erhob, noch fest entschlossen, mich und mein Haus zu vertheidigen; denn das ungerechte Loos, das ich vordem erfahren, hatte sie empört. Ich forderte sie auf, die Waffen niederzulegen; es war sogar Muth erforderlich, um Denen, die den Kampf fortführen wollten, entgegenzutreten. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="13"> <p><pb facs="#f0084"/> Hause wurde die Mißachtung der Obrigkeit, die Insubordination und Verachtung des Gesetzes großgezogen. Ja, ja, Müller, rollt nur die Augen! Ihr habt einen störrischen Geist, das ist im ganzen Lande bekannt, und wie der Herr ist, so erzieht er die Knechte. Ihr habt Euch schon seit den Jahren, da es sich um den Verkauf Euerer Mühle handelt, als ein trotziger, ja als ein unbilliger Mann erwiesen.</p><lb/> <p>Ich unbillig? fragte Reinbacher. Keiner, ich darf es Wohl sagen, hat eine höhere Meinung von Recht und Obrigkeit, als ich.</p><lb/> <p>Aber wenn Ihr davon sprecht, ist's immer, als meintet Ihr eine andere Obrigkeit, als die unsrige.</p><lb/> <p>Auch das ist nicht so, antwortete der Müller. Hätte ich mich, ohne nur den Arm zu heben, freiwillig gestellt, wenn ich nicht den Glauben zu euch, als zu gerechten Männern, gehabt hätte?</p><lb/> <p>Daß Ihr Euch gestellt, oder vielmehr stellen wolltet, will wenig sagen, antwortete der Richter. Ihr thatet es, da Ihr keine Wahl mehr hattet.</p><lb/> <p>Hoho, rief Reinbacher, empört, daß die Richter sein Verdienst schmälern wollten. Ich traf meine Knechte, als ich mich von meinem Krankenlager erhob, noch fest entschlossen, mich und mein Haus zu vertheidigen; denn das ungerechte Loos, das ich vordem erfahren, hatte sie empört. Ich forderte sie auf, die Waffen niederzulegen; es war sogar Muth erforderlich, um Denen, die den Kampf fortführen wollten, entgegenzutreten.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
Hause wurde die Mißachtung der Obrigkeit, die Insubordination und Verachtung des Gesetzes großgezogen. Ja, ja, Müller, rollt nur die Augen! Ihr habt einen störrischen Geist, das ist im ganzen Lande bekannt, und wie der Herr ist, so erzieht er die Knechte. Ihr habt Euch schon seit den Jahren, da es sich um den Verkauf Euerer Mühle handelt, als ein trotziger, ja als ein unbilliger Mann erwiesen.
Ich unbillig? fragte Reinbacher. Keiner, ich darf es Wohl sagen, hat eine höhere Meinung von Recht und Obrigkeit, als ich.
Aber wenn Ihr davon sprecht, ist's immer, als meintet Ihr eine andere Obrigkeit, als die unsrige.
Auch das ist nicht so, antwortete der Müller. Hätte ich mich, ohne nur den Arm zu heben, freiwillig gestellt, wenn ich nicht den Glauben zu euch, als zu gerechten Männern, gehabt hätte?
Daß Ihr Euch gestellt, oder vielmehr stellen wolltet, will wenig sagen, antwortete der Richter. Ihr thatet es, da Ihr keine Wahl mehr hattet.
Hoho, rief Reinbacher, empört, daß die Richter sein Verdienst schmälern wollten. Ich traf meine Knechte, als ich mich von meinem Krankenlager erhob, noch fest entschlossen, mich und mein Haus zu vertheidigen; denn das ungerechte Loos, das ich vordem erfahren, hatte sie empört. Ich forderte sie auf, die Waffen niederzulegen; es war sogar Muth erforderlich, um Denen, die den Kampf fortführen wollten, entgegenzutreten.
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/84>, abgerufen am 16.02.2025. |