Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Gebälks währte bis in die Nacht hinein, und aus den Trümmern wirbelte fortwährend Rauchqualm empor. In zwei Reihen hinter einander starrten die verkohlten Pilotenstumpfe, Radüberreste und Wellbaumtrümmer aus dem Wasser empor; die Mühle selbst bot einen grausigen Anblick. Alles war niedergebrannt bis auf die Mauern, dazwischen erhob sich hie und da ein rissiger, halbzerstörter Rauchfang. Das war Alles, was nach einer schrecklichen Nacht von der schönen Mühle am Höft übrig war. XIII. Zwei Tage nach dem Antritte seiner Haft in Rehburg wurde der Müller wieder vors Gericht gestellt. Es gab ein langes Verhör. Zum Schlusse sagte der Müller: Ich glaube, meine Sache steht noch dort, wo sie ursprünglich stand. Daß ich nicht die Brücke abgebrochen, die Verschanzungen angeordnet, den Krieg gegen die Städtischen geführt, müßt selbst Ihr, gestrenger Herr, eingestehen. Der Bader, den man zu mir herübergeholt, kann Zeugniß ablegen, daß ich vier volle Tage lang im heftigen Fieber darniederlag. Das missen wir, entgegnete der Schöffe. Und doch habt Ihr das Alles mittelbar veranlaßt. In Eurem Gebälks währte bis in die Nacht hinein, und aus den Trümmern wirbelte fortwährend Rauchqualm empor. In zwei Reihen hinter einander starrten die verkohlten Pilotenstumpfe, Radüberreste und Wellbaumtrümmer aus dem Wasser empor; die Mühle selbst bot einen grausigen Anblick. Alles war niedergebrannt bis auf die Mauern, dazwischen erhob sich hie und da ein rissiger, halbzerstörter Rauchfang. Das war Alles, was nach einer schrecklichen Nacht von der schönen Mühle am Höft übrig war. XIII. Zwei Tage nach dem Antritte seiner Haft in Rehburg wurde der Müller wieder vors Gericht gestellt. Es gab ein langes Verhör. Zum Schlusse sagte der Müller: Ich glaube, meine Sache steht noch dort, wo sie ursprünglich stand. Daß ich nicht die Brücke abgebrochen, die Verschanzungen angeordnet, den Krieg gegen die Städtischen geführt, müßt selbst Ihr, gestrenger Herr, eingestehen. Der Bader, den man zu mir herübergeholt, kann Zeugniß ablegen, daß ich vier volle Tage lang im heftigen Fieber darniederlag. Das missen wir, entgegnete der Schöffe. Und doch habt Ihr das Alles mittelbar veranlaßt. In Eurem <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="12"> <p><pb facs="#f0083"/> Gebälks währte bis in die Nacht hinein, und aus den Trümmern wirbelte fortwährend Rauchqualm empor.</p><lb/> <p>In zwei Reihen hinter einander starrten die verkohlten Pilotenstumpfe, Radüberreste und Wellbaumtrümmer aus dem Wasser empor; die Mühle selbst bot einen grausigen Anblick. Alles war niedergebrannt bis auf die Mauern, dazwischen erhob sich hie und da ein rissiger, halbzerstörter Rauchfang.</p><lb/> <p>Das war Alles, was nach einer schrecklichen Nacht von der schönen Mühle am Höft übrig war.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="13"> <head>XIII.</head> <p>Zwei Tage nach dem Antritte seiner Haft in Rehburg wurde der Müller wieder vors Gericht gestellt. Es gab ein langes Verhör. Zum Schlusse sagte der Müller:</p><lb/> <p>Ich glaube, meine Sache steht noch dort, wo sie ursprünglich stand. Daß ich nicht die Brücke abgebrochen, die Verschanzungen angeordnet, den Krieg gegen die Städtischen geführt, müßt selbst Ihr, gestrenger Herr, eingestehen. Der Bader, den man zu mir herübergeholt, kann Zeugniß ablegen, daß ich vier volle Tage lang im heftigen Fieber darniederlag.</p><lb/> <p>Das missen wir, entgegnete der Schöffe. Und doch habt Ihr das Alles mittelbar veranlaßt. In Eurem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0083]
Gebälks währte bis in die Nacht hinein, und aus den Trümmern wirbelte fortwährend Rauchqualm empor.
In zwei Reihen hinter einander starrten die verkohlten Pilotenstumpfe, Radüberreste und Wellbaumtrümmer aus dem Wasser empor; die Mühle selbst bot einen grausigen Anblick. Alles war niedergebrannt bis auf die Mauern, dazwischen erhob sich hie und da ein rissiger, halbzerstörter Rauchfang.
Das war Alles, was nach einer schrecklichen Nacht von der schönen Mühle am Höft übrig war.
XIII. Zwei Tage nach dem Antritte seiner Haft in Rehburg wurde der Müller wieder vors Gericht gestellt. Es gab ein langes Verhör. Zum Schlusse sagte der Müller:
Ich glaube, meine Sache steht noch dort, wo sie ursprünglich stand. Daß ich nicht die Brücke abgebrochen, die Verschanzungen angeordnet, den Krieg gegen die Städtischen geführt, müßt selbst Ihr, gestrenger Herr, eingestehen. Der Bader, den man zu mir herübergeholt, kann Zeugniß ablegen, daß ich vier volle Tage lang im heftigen Fieber darniederlag.
Das missen wir, entgegnete der Schöffe. Und doch habt Ihr das Alles mittelbar veranlaßt. In Eurem
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/83>, abgerufen am 16.02.2025. |