Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.XII. Reinbacher war kaum eingeschlafen, als ihn ein Flintenschuß weckte. Er sprang auf die Füße und wollte Licht machen. In diesem Augenblicke sah er, daß der Morgen bereits dämmere. Ein Mühlknappe trat ins Zimmer. Wer hat geschossen? fragte der Müller. Ich weiß nicht, erwiderte dieser. Ein anderer Bursche kam herbeigelaufen und rief: Es kommen Soldaten von Nienburg in einem großen Schiffe daher. Wollt Ihr Euch wirklich ihnen gefangen geben, Meister? O, daß Ihr doch mit den Uebrigen davon wäret! Der Müller ging die Treppe festen Schrittes hinab, ohne irgend ein Wort zu erwidern, und trat in die Knappenstube. Der Flintenschuß hatte Alle, die dort lagen, auf die Füße gebracht. Sie zauderten, ob sie nicht doch nach den Waffen greifen sollten. Die Waffen bei Seite! rief der Müller. In diesem Augenblicke hörte man ein wildes Hurrah von vielen Stimmen ganz unfern vom Hause, Schüsse knatterten, Trommeln wurden gerührt, die Thüre, die geschlossen war, wich krachend unter einem furchtbaren Schlage, der mit einem Balken geführt worden war. Ein Fensterladen flog in Trümmer, und durch Thüre und Fenster erschienen Bewaffnete im Gemach. XII. Reinbacher war kaum eingeschlafen, als ihn ein Flintenschuß weckte. Er sprang auf die Füße und wollte Licht machen. In diesem Augenblicke sah er, daß der Morgen bereits dämmere. Ein Mühlknappe trat ins Zimmer. Wer hat geschossen? fragte der Müller. Ich weiß nicht, erwiderte dieser. Ein anderer Bursche kam herbeigelaufen und rief: Es kommen Soldaten von Nienburg in einem großen Schiffe daher. Wollt Ihr Euch wirklich ihnen gefangen geben, Meister? O, daß Ihr doch mit den Uebrigen davon wäret! Der Müller ging die Treppe festen Schrittes hinab, ohne irgend ein Wort zu erwidern, und trat in die Knappenstube. Der Flintenschuß hatte Alle, die dort lagen, auf die Füße gebracht. Sie zauderten, ob sie nicht doch nach den Waffen greifen sollten. Die Waffen bei Seite! rief der Müller. In diesem Augenblicke hörte man ein wildes Hurrah von vielen Stimmen ganz unfern vom Hause, Schüsse knatterten, Trommeln wurden gerührt, die Thüre, die geschlossen war, wich krachend unter einem furchtbaren Schlage, der mit einem Balken geführt worden war. Ein Fensterladen flog in Trümmer, und durch Thüre und Fenster erschienen Bewaffnete im Gemach. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0079"/> <div type="chapter" n="12"> <head>XII.</head> <p>Reinbacher war kaum eingeschlafen, als ihn ein Flintenschuß weckte. Er sprang auf die Füße und wollte Licht machen. In diesem Augenblicke sah er, daß der Morgen bereits dämmere. Ein Mühlknappe trat ins Zimmer.</p><lb/> <p>Wer hat geschossen? fragte der Müller.</p><lb/> <p>Ich weiß nicht, erwiderte dieser.</p><lb/> <p>Ein anderer Bursche kam herbeigelaufen und rief: </p><lb/> <p>Es kommen Soldaten von Nienburg in einem großen Schiffe daher. Wollt Ihr Euch wirklich ihnen gefangen geben, Meister? O, daß Ihr doch mit den Uebrigen davon wäret!</p><lb/> <p>Der Müller ging die Treppe festen Schrittes hinab, ohne irgend ein Wort zu erwidern, und trat in die Knappenstube. Der Flintenschuß hatte Alle, die dort lagen, auf die Füße gebracht. Sie zauderten, ob sie nicht doch nach den Waffen greifen sollten.</p><lb/> <p>Die Waffen bei Seite! rief der Müller.</p><lb/> <p>In diesem Augenblicke hörte man ein wildes Hurrah von vielen Stimmen ganz unfern vom Hause, Schüsse knatterten, Trommeln wurden gerührt, die Thüre, die geschlossen war, wich krachend unter einem furchtbaren Schlage, der mit einem Balken geführt worden war. Ein Fensterladen flog in Trümmer, und durch Thüre und Fenster erschienen Bewaffnete im Gemach. </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
XII. Reinbacher war kaum eingeschlafen, als ihn ein Flintenschuß weckte. Er sprang auf die Füße und wollte Licht machen. In diesem Augenblicke sah er, daß der Morgen bereits dämmere. Ein Mühlknappe trat ins Zimmer.
Wer hat geschossen? fragte der Müller.
Ich weiß nicht, erwiderte dieser.
Ein anderer Bursche kam herbeigelaufen und rief:
Es kommen Soldaten von Nienburg in einem großen Schiffe daher. Wollt Ihr Euch wirklich ihnen gefangen geben, Meister? O, daß Ihr doch mit den Uebrigen davon wäret!
Der Müller ging die Treppe festen Schrittes hinab, ohne irgend ein Wort zu erwidern, und trat in die Knappenstube. Der Flintenschuß hatte Alle, die dort lagen, auf die Füße gebracht. Sie zauderten, ob sie nicht doch nach den Waffen greifen sollten.
Die Waffen bei Seite! rief der Müller.
In diesem Augenblicke hörte man ein wildes Hurrah von vielen Stimmen ganz unfern vom Hause, Schüsse knatterten, Trommeln wurden gerührt, die Thüre, die geschlossen war, wich krachend unter einem furchtbaren Schlage, der mit einem Balken geführt worden war. Ein Fensterladen flog in Trümmer, und durch Thüre und Fenster erschienen Bewaffnete im Gemach.
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/79>, abgerufen am 22.07.2024. |