Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Aeußerste gethan. Du meintest es gut. Aber jener Schuß aus der Dachluke wird sich rächen. Ich will nicht fragen, wer ihn abgefeuert; genug, daß ich weiß, daß du nicht der Schütze warst. In diesem Augenblicke kam ein Weib in den Hof gelaufen; sie hatte lange am Ufer gestanden und Zeichen mit einem Tuche gemacht, bis man sie herüberholte. Meister, schrie sie, mein Mathes soll mit mir heimkommen, Ihr müßt ihn fortlassen! Auf Eurer Insel wirds bald nach Pech und Schwefel riechen; ich will nicht, daß der Vater meiner Kinder Euretwegen umkomme. Euch geschieht Recht. Warum habt Ihr Euer Haus zum Zufluchtsorte für Spitzbuben und Galgenvögel gemacht? -- Und du, flaumbärtiger Bursche, sprach sie zu Wendelin, wie kannst du -- Ihr ereifert Euch nicht umsonst, Gretel, sagte der Müller ruhig. Nehmt Euren Liebsten zu Euch, ich halte Keinen. Wendelin, rasch, zahle dem Mathes seinen Lohn aus! Mathes war bei der Stimme seiner Geliebten an der Thür erschienen, und das Weib fiel nun über ihn her. Nur zu lange, sagte sie, bist du da geblieben, Unglücksmensch! Schnüre dein Bündel und mache, daß du fortkommst! Bist du über dem Wasser, so sieh dich nicht um. Mögest du's nicht dein Lebtag bereuen, daß du in der Mühle am Höft gedient hast! Der Knecht, von der dämonischen Suada des Aeußerste gethan. Du meintest es gut. Aber jener Schuß aus der Dachluke wird sich rächen. Ich will nicht fragen, wer ihn abgefeuert; genug, daß ich weiß, daß du nicht der Schütze warst. In diesem Augenblicke kam ein Weib in den Hof gelaufen; sie hatte lange am Ufer gestanden und Zeichen mit einem Tuche gemacht, bis man sie herüberholte. Meister, schrie sie, mein Mathes soll mit mir heimkommen, Ihr müßt ihn fortlassen! Auf Eurer Insel wirds bald nach Pech und Schwefel riechen; ich will nicht, daß der Vater meiner Kinder Euretwegen umkomme. Euch geschieht Recht. Warum habt Ihr Euer Haus zum Zufluchtsorte für Spitzbuben und Galgenvögel gemacht? — Und du, flaumbärtiger Bursche, sprach sie zu Wendelin, wie kannst du — Ihr ereifert Euch nicht umsonst, Gretel, sagte der Müller ruhig. Nehmt Euren Liebsten zu Euch, ich halte Keinen. Wendelin, rasch, zahle dem Mathes seinen Lohn aus! Mathes war bei der Stimme seiner Geliebten an der Thür erschienen, und das Weib fiel nun über ihn her. Nur zu lange, sagte sie, bist du da geblieben, Unglücksmensch! Schnüre dein Bündel und mache, daß du fortkommst! Bist du über dem Wasser, so sieh dich nicht um. Mögest du's nicht dein Lebtag bereuen, daß du in der Mühle am Höft gedient hast! Der Knecht, von der dämonischen Suada des <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="11"> <p><pb facs="#f0071"/> Aeußerste gethan. Du meintest es gut. Aber jener Schuß aus der Dachluke wird sich rächen. Ich will nicht fragen, wer ihn abgefeuert; genug, daß ich weiß, daß du nicht der Schütze warst.</p><lb/> <p>In diesem Augenblicke kam ein Weib in den Hof gelaufen; sie hatte lange am Ufer gestanden und Zeichen mit einem Tuche gemacht, bis man sie herüberholte.</p><lb/> <p>Meister, schrie sie, mein Mathes soll mit mir heimkommen, Ihr müßt ihn fortlassen! Auf Eurer Insel wirds bald nach Pech und Schwefel riechen; ich will nicht, daß der Vater meiner Kinder Euretwegen umkomme. Euch geschieht Recht. Warum habt Ihr Euer Haus zum Zufluchtsorte für Spitzbuben und Galgenvögel gemacht? — Und du, flaumbärtiger Bursche, sprach sie zu Wendelin, wie kannst du —</p><lb/> <p>Ihr ereifert Euch nicht umsonst, Gretel, sagte der Müller ruhig. Nehmt Euren Liebsten zu Euch, ich halte Keinen. Wendelin, rasch, zahle dem Mathes seinen Lohn aus!</p><lb/> <p>Mathes war bei der Stimme seiner Geliebten an der Thür erschienen, und das Weib fiel nun über ihn her.</p><lb/> <p>Nur zu lange, sagte sie, bist du da geblieben, Unglücksmensch! Schnüre dein Bündel und mache, daß du fortkommst! Bist du über dem Wasser, so sieh dich nicht um. Mögest du's nicht dein Lebtag bereuen, daß du in der Mühle am Höft gedient hast!</p><lb/> <p>Der Knecht, von der dämonischen Suada des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
Aeußerste gethan. Du meintest es gut. Aber jener Schuß aus der Dachluke wird sich rächen. Ich will nicht fragen, wer ihn abgefeuert; genug, daß ich weiß, daß du nicht der Schütze warst.
In diesem Augenblicke kam ein Weib in den Hof gelaufen; sie hatte lange am Ufer gestanden und Zeichen mit einem Tuche gemacht, bis man sie herüberholte.
Meister, schrie sie, mein Mathes soll mit mir heimkommen, Ihr müßt ihn fortlassen! Auf Eurer Insel wirds bald nach Pech und Schwefel riechen; ich will nicht, daß der Vater meiner Kinder Euretwegen umkomme. Euch geschieht Recht. Warum habt Ihr Euer Haus zum Zufluchtsorte für Spitzbuben und Galgenvögel gemacht? — Und du, flaumbärtiger Bursche, sprach sie zu Wendelin, wie kannst du —
Ihr ereifert Euch nicht umsonst, Gretel, sagte der Müller ruhig. Nehmt Euren Liebsten zu Euch, ich halte Keinen. Wendelin, rasch, zahle dem Mathes seinen Lohn aus!
Mathes war bei der Stimme seiner Geliebten an der Thür erschienen, und das Weib fiel nun über ihn her.
Nur zu lange, sagte sie, bist du da geblieben, Unglücksmensch! Schnüre dein Bündel und mache, daß du fortkommst! Bist du über dem Wasser, so sieh dich nicht um. Mögest du's nicht dein Lebtag bereuen, daß du in der Mühle am Höft gedient hast!
Der Knecht, von der dämonischen Suada des
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/71>, abgerufen am 16.02.2025. |