Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.immer das Zeichen der Ratlosigkeit, großer Verwirrung und der Geistesanstrengung war, ein schwieriges Problem lösen zu wollen. Endlich rief er: Meine Perrücke! meinen Degen! Da muß ich selbst hinaus, um nachzusehen und einiges Licht in die Sache zu bringen. Der Barbier und der Gerichtsdiener eilten durchs Zimmer, um den Herrn mit den Insignien seiner Würde zu bekleiden. Aber schon waren auffällige Schritte und Stimmen verschiedener Menschen im Hause hörbar. Der Kornergeorg ist unten! rief die gellende Stimme des Stadtschreibers zur Thüre herein. Der Kops, der dabei sichtbar ward, war gleich wieder verschwunden. Der Kornergeorg war in der That, von einer zahllosen Menschenmenge, aus Kindern und Erwachsenen, Frauen und Männern, Bürgern und Plebs bestehend, umringt, auf das Rathhaus gebracht worden. Noch am selben Tage fand die Untersuchung durch den Stadtarzt und das Gerichtspersonale statt, und alle Organe der Justiz wurden aufs Neue in Bewegung gesetzt, um noch dem Räthsel des Verschwindens des Kornergeorg's nach das viel wunderbarere des Wiedererscheinens desselben zu erklären. immer das Zeichen der Ratlosigkeit, großer Verwirrung und der Geistesanstrengung war, ein schwieriges Problem lösen zu wollen. Endlich rief er: Meine Perrücke! meinen Degen! Da muß ich selbst hinaus, um nachzusehen und einiges Licht in die Sache zu bringen. Der Barbier und der Gerichtsdiener eilten durchs Zimmer, um den Herrn mit den Insignien seiner Würde zu bekleiden. Aber schon waren auffällige Schritte und Stimmen verschiedener Menschen im Hause hörbar. Der Kornergeorg ist unten! rief die gellende Stimme des Stadtschreibers zur Thüre herein. Der Kops, der dabei sichtbar ward, war gleich wieder verschwunden. Der Kornergeorg war in der That, von einer zahllosen Menschenmenge, aus Kindern und Erwachsenen, Frauen und Männern, Bürgern und Plebs bestehend, umringt, auf das Rathhaus gebracht worden. Noch am selben Tage fand die Untersuchung durch den Stadtarzt und das Gerichtspersonale statt, und alle Organe der Justiz wurden aufs Neue in Bewegung gesetzt, um noch dem Räthsel des Verschwindens des Kornergeorg's nach das viel wunderbarere des Wiedererscheinens desselben zu erklären. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0048"/> immer das Zeichen der Ratlosigkeit, großer Verwirrung und der Geistesanstrengung war, ein schwieriges Problem lösen zu wollen.</p><lb/> <p>Endlich rief er: Meine Perrücke! meinen Degen! Da muß ich selbst hinaus, um nachzusehen und einiges Licht in die Sache zu bringen.</p><lb/> <p>Der Barbier und der Gerichtsdiener eilten durchs Zimmer, um den Herrn mit den Insignien seiner Würde zu bekleiden.</p><lb/> <p>Aber schon waren auffällige Schritte und Stimmen verschiedener Menschen im Hause hörbar.</p><lb/> <p>Der Kornergeorg ist unten! rief die gellende Stimme des Stadtschreibers zur Thüre herein. Der Kops, der dabei sichtbar ward, war gleich wieder verschwunden.</p><lb/> <p>Der Kornergeorg war in der That, von einer zahllosen Menschenmenge, aus Kindern und Erwachsenen, Frauen und Männern, Bürgern und Plebs bestehend, umringt, auf das Rathhaus gebracht worden. Noch am selben Tage fand die Untersuchung durch den Stadtarzt und das Gerichtspersonale statt, und alle Organe der Justiz wurden aufs Neue in Bewegung gesetzt, um noch dem Räthsel des Verschwindens des Kornergeorg's nach das viel wunderbarere des Wiedererscheinens desselben zu erklären.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
immer das Zeichen der Ratlosigkeit, großer Verwirrung und der Geistesanstrengung war, ein schwieriges Problem lösen zu wollen.
Endlich rief er: Meine Perrücke! meinen Degen! Da muß ich selbst hinaus, um nachzusehen und einiges Licht in die Sache zu bringen.
Der Barbier und der Gerichtsdiener eilten durchs Zimmer, um den Herrn mit den Insignien seiner Würde zu bekleiden.
Aber schon waren auffällige Schritte und Stimmen verschiedener Menschen im Hause hörbar.
Der Kornergeorg ist unten! rief die gellende Stimme des Stadtschreibers zur Thüre herein. Der Kops, der dabei sichtbar ward, war gleich wieder verschwunden.
Der Kornergeorg war in der That, von einer zahllosen Menschenmenge, aus Kindern und Erwachsenen, Frauen und Männern, Bürgern und Plebs bestehend, umringt, auf das Rathhaus gebracht worden. Noch am selben Tage fand die Untersuchung durch den Stadtarzt und das Gerichtspersonale statt, und alle Organe der Justiz wurden aufs Neue in Bewegung gesetzt, um noch dem Räthsel des Verschwindens des Kornergeorg's nach das viel wunderbarere des Wiedererscheinens desselben zu erklären.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/48 |
Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/48>, abgerufen am 16.07.2024. |