Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.pen wie in größter Gemüthsbewegung, brachte aber kein Wort hervor. Nun, nun? was giebt es denn? fragte der Müller. Meister, sagte Wendelin, der Kerl, den Ihr vom Galgen heruntergeschnitten -- Nun , was weiter? fragte der Müller, sich aufraffend, während Wendelin stockte. Das Rabenvieh hat sich aufgemacht, hat eine Laterne angesteckt und ist in den Stall heruntergeschlichen. Ei, antwortete der Müller, das war wohl einer der Mühlknappen. Wie käme denn der Kornergeorg auch nur von der Bodenkammer herunter. Ich habe die Thür der Treppe abgesperrt. Dann hat er sie aufgebrochen, sagte Wendelin, noch immer in der Hitze der größten Erregung. Was könnte er im Stalle suchen! warf der Müller hin, stand aber sofort auf und setzte, seinen Schlafrock anziehend, gleich hinzu: Wir wollen gleich nachsehen. Beide gingen. An der Treppenthür angelangt, griff der Müller mehrmals mit starker Hand an das Schloß und sagte: Dummes Zeug, du ängstlicher Hans! Ich hätte gar nicht geglaubt, daß du so furchtsam bist, wie ich dich in der letzten Zeit gesehen. Es ist Alles in Ordnung. Während dieser Worte gingen Beide wieder zurück. Wendelin kratzte sich verdrießlich hinter dem Ohre. Sie kamen eben an dem Fenster vorüber, das in den pen wie in größter Gemüthsbewegung, brachte aber kein Wort hervor. Nun, nun? was giebt es denn? fragte der Müller. Meister, sagte Wendelin, der Kerl, den Ihr vom Galgen heruntergeschnitten — Nun , was weiter? fragte der Müller, sich aufraffend, während Wendelin stockte. Das Rabenvieh hat sich aufgemacht, hat eine Laterne angesteckt und ist in den Stall heruntergeschlichen. Ei, antwortete der Müller, das war wohl einer der Mühlknappen. Wie käme denn der Kornergeorg auch nur von der Bodenkammer herunter. Ich habe die Thür der Treppe abgesperrt. Dann hat er sie aufgebrochen, sagte Wendelin, noch immer in der Hitze der größten Erregung. Was könnte er im Stalle suchen! warf der Müller hin, stand aber sofort auf und setzte, seinen Schlafrock anziehend, gleich hinzu: Wir wollen gleich nachsehen. Beide gingen. An der Treppenthür angelangt, griff der Müller mehrmals mit starker Hand an das Schloß und sagte: Dummes Zeug, du ängstlicher Hans! Ich hätte gar nicht geglaubt, daß du so furchtsam bist, wie ich dich in der letzten Zeit gesehen. Es ist Alles in Ordnung. Während dieser Worte gingen Beide wieder zurück. Wendelin kratzte sich verdrießlich hinter dem Ohre. Sie kamen eben an dem Fenster vorüber, das in den <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0038"/> pen wie in größter Gemüthsbewegung, brachte aber kein Wort hervor.</p><lb/> <p>Nun, nun? was giebt es denn? fragte der Müller.</p><lb/> <p>Meister, sagte Wendelin, der Kerl, den Ihr vom Galgen heruntergeschnitten —</p><lb/> <p>Nun , was weiter? fragte der Müller, sich aufraffend, während Wendelin stockte.</p><lb/> <p>Das Rabenvieh hat sich aufgemacht, hat eine Laterne angesteckt und ist in den Stall heruntergeschlichen.</p><lb/> <p>Ei, antwortete der Müller, das war wohl einer der Mühlknappen. Wie käme denn der Kornergeorg auch nur von der Bodenkammer herunter. Ich habe die Thür der Treppe abgesperrt.</p><lb/> <p>Dann hat er sie aufgebrochen, sagte Wendelin, noch immer in der Hitze der größten Erregung.</p><lb/> <p>Was könnte er im Stalle suchen! warf der Müller hin, stand aber sofort auf und setzte, seinen Schlafrock anziehend, gleich hinzu: Wir wollen gleich nachsehen.</p><lb/> <p>Beide gingen. An der Treppenthür angelangt, griff der Müller mehrmals mit starker Hand an das Schloß und sagte: Dummes Zeug, du ängstlicher Hans! Ich hätte gar nicht geglaubt, daß du so furchtsam bist, wie ich dich in der letzten Zeit gesehen. Es ist Alles in Ordnung.</p><lb/> <p>Während dieser Worte gingen Beide wieder zurück. Wendelin kratzte sich verdrießlich hinter dem Ohre. Sie kamen eben an dem Fenster vorüber, das in den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
pen wie in größter Gemüthsbewegung, brachte aber kein Wort hervor.
Nun, nun? was giebt es denn? fragte der Müller.
Meister, sagte Wendelin, der Kerl, den Ihr vom Galgen heruntergeschnitten —
Nun , was weiter? fragte der Müller, sich aufraffend, während Wendelin stockte.
Das Rabenvieh hat sich aufgemacht, hat eine Laterne angesteckt und ist in den Stall heruntergeschlichen.
Ei, antwortete der Müller, das war wohl einer der Mühlknappen. Wie käme denn der Kornergeorg auch nur von der Bodenkammer herunter. Ich habe die Thür der Treppe abgesperrt.
Dann hat er sie aufgebrochen, sagte Wendelin, noch immer in der Hitze der größten Erregung.
Was könnte er im Stalle suchen! warf der Müller hin, stand aber sofort auf und setzte, seinen Schlafrock anziehend, gleich hinzu: Wir wollen gleich nachsehen.
Beide gingen. An der Treppenthür angelangt, griff der Müller mehrmals mit starker Hand an das Schloß und sagte: Dummes Zeug, du ängstlicher Hans! Ich hätte gar nicht geglaubt, daß du so furchtsam bist, wie ich dich in der letzten Zeit gesehen. Es ist Alles in Ordnung.
Während dieser Worte gingen Beide wieder zurück. Wendelin kratzte sich verdrießlich hinter dem Ohre. Sie kamen eben an dem Fenster vorüber, das in den
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/38>, abgerufen am 16.02.2025. |