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Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.

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er, Weininger, Größe nennt, als willkürliches Kriterium zu
dominieren. Daß man auf hundertfache Art groß und genial
sein kann, auch wenn man nicht genau in der Richtung,
die abzustecken ihm gerade beliebt, sich bewegt, scheint er
nicht in Betracht zu ziehen. Er hält Spinoza vor, daß ihm
alles weniger "Problem" denn "mathematische Methode"
war, die alles selbstverständlich erscheinen lasse. Es
scheint aber nichts weniger als ein Nachteil einer Methode,
wenn sie dies vermag; umgekehrt jedoch kann einen nachgerade
ein Grausen erfassen, wenn das Einfachste und Selbstverständlichste
in so viele Formeln verstrickt wird, bis es
wirr und kompliziert erscheint, so daß die umständliche
"Lösung" dieses "Problems" sich dann als "Tat" gebärdet,
auch wenn sie sich mit dem Resultate deckt, das man
mühelos auf den ersten Blick gewinnt. Menschen aber,
denen selbst das Einfachste erst begreiflich wird, wenn sie
sich durch ein Gewirr von Umwegen dazu durchgewunden
haben, die in jedem Fall durch ein Gestrüpp von Philosophie
durch müssen, die sogar imstande sind, auch dann
noch an der offen zutage liegenden Wahrheit vorbeizutappen,
bloß weil sie irgend ein Irrlichterchen der Spekulation weglockt,
beweisen einen Mangel gesunder Instinkte, sind
daher zum Urteil "an sich" sozusagen physiologisch
unfähig. Den Gesamteindruck einer Erscheinung wahrnehmen
kann nur, wer über seine physiologischen Sinneswerkzeuge
vollzählig verfügt: da darf auch der Instinkt nicht
fehlen, denn er ist das, was man als das Geruchsorgan der
Seele bezeichnen könnte.

Von den Juden kommt der Verfasser wieder zu den
Weibern. Es drängt ihn offenbar, sich noch einmal zusammenfassend
über sie zu äußern: So wenig wie der Jude, ist das
Weib eine "Monade". Aber wie alles und jedes in der Welt,
repräsentiert auch "es" eine "Idee": "W repräsentiert die Idee
des Nichts." Er kommt nun zum köstlichsten aller Resultate:

er, Weininger, Größe nennt, als willkürliches Kriterium zu
dominieren. Daß man auf hundertfache Art groß und genial
sein kann, auch wenn man nicht genau in der Richtung,
die abzustecken ihm gerade beliebt, sich bewegt, scheint er
nicht in Betracht zu ziehen. Er hält Spinoza vor, daß ihm
alles weniger »Problem« denn »mathematische Methode«
war, die alles selbstverständlich erscheinen lasse. Es
scheint aber nichts weniger als ein Nachteil einer Methode,
wenn sie dies vermag; umgekehrt jedoch kann einen nachgerade
ein Grausen erfassen, wenn das Einfachste und Selbstverständlichste
in so viele Formeln verstrickt wird, bis es
wirr und kompliziert erscheint, so daß die umständliche
»Lösung« dieses »Problems« sich dann als »Tat« gebärdet,
auch wenn sie sich mit dem Resultate deckt, das man
mühelos auf den ersten Blick gewinnt. Menschen aber,
denen selbst das Einfachste erst begreiflich wird, wenn sie
sich durch ein Gewirr von Umwegen dazu durchgewunden
haben, die in jedem Fall durch ein Gestrüpp von Philosophie
durch müssen, die sogar imstande sind, auch dann
noch an der offen zutage liegenden Wahrheit vorbeizutappen,
bloß weil sie irgend ein Irrlichterchen der Spekulation weglockt,
beweisen einen Mangel gesunder Instinkte, sind
daher zum Urteil »an sich« sozusagen physiologisch
unfähig. Den Gesamteindruck einer Erscheinung wahrnehmen
kann nur, wer über seine physiologischen Sinneswerkzeuge
vollzählig verfügt: da darf auch der Instinkt nicht
fehlen, denn er ist das, was man als das Geruchsorgan der
Seele bezeichnen könnte.

Von den Juden kommt der Verfasser wieder zu den
Weibern. Es drängt ihn offenbar, sich noch einmal zusammenfassend
über sie zu äußern: So wenig wie der Jude, ist das
Weib eine »Monade«. Aber wie alles und jedes in der Welt,
repräsentiert auch »es« eine »Idee«: »W repräsentiert die Idee
des Nichts.« Er kommt nun zum köstlichsten aller Resultate:

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[56/0062] er, Weininger, Größe nennt, als willkürliches Kriterium zu dominieren. Daß man auf hundertfache Art groß und genial sein kann, auch wenn man nicht genau in der Richtung, die abzustecken ihm gerade beliebt, sich bewegt, scheint er nicht in Betracht zu ziehen. Er hält Spinoza vor, daß ihm alles weniger »Problem« denn »mathematische Methode« war, die alles selbstverständlich erscheinen lasse. Es scheint aber nichts weniger als ein Nachteil einer Methode, wenn sie dies vermag; umgekehrt jedoch kann einen nachgerade ein Grausen erfassen, wenn das Einfachste und Selbstverständlichste in so viele Formeln verstrickt wird, bis es wirr und kompliziert erscheint, so daß die umständliche »Lösung« dieses »Problems« sich dann als »Tat« gebärdet, auch wenn sie sich mit dem Resultate deckt, das man mühelos auf den ersten Blick gewinnt. Menschen aber, denen selbst das Einfachste erst begreiflich wird, wenn sie sich durch ein Gewirr von Umwegen dazu durchgewunden haben, die in jedem Fall durch ein Gestrüpp von Philosophie durch müssen, die sogar imstande sind, auch dann noch an der offen zutage liegenden Wahrheit vorbeizutappen, bloß weil sie irgend ein Irrlichterchen der Spekulation weglockt, beweisen einen Mangel gesunder Instinkte, sind daher zum Urteil »an sich« sozusagen physiologisch unfähig. Den Gesamteindruck einer Erscheinung wahrnehmen kann nur, wer über seine physiologischen Sinneswerkzeuge vollzählig verfügt: da darf auch der Instinkt nicht fehlen, denn er ist das, was man als das Geruchsorgan der Seele bezeichnen könnte. Von den Juden kommt der Verfasser wieder zu den Weibern. Es drängt ihn offenbar, sich noch einmal zusammenfassend über sie zu äußern: So wenig wie der Jude, ist das Weib eine »Monade«. Aber wie alles und jedes in der Welt, repräsentiert auch »es« eine »Idee«: »W repräsentiert die Idee des Nichts.« Er kommt nun zum köstlichsten aller Resultate:

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Zitationshilfe: Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meiselhess_weiberhass_1904/62>, abgerufen am 25.11.2024.