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Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.

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Viertens endlich: weil er es physisch nicht leisten könnte.

Das ist brutal ausgedrückt, aber die empörende Fragestellung
zwingt zu unzweideutiger Antwort!

Übrigens hat jede "alleinstehende" Dirne ihren Zuhälter,
und der steht gewiß nicht höher als die Dirne selbst.
Im Gegenteil: noch unendlich tief unter ihr!

Die Polemik wird aber geradezu - schändend, wenn
behauptet wird, um den Dirneninstinkt, der zum Teil in
jedem Weibe stecke, zu beweisen, "daß ein letzter Rest
sexueller Wirkung von jedem Sohn auf seine Mutter
ausgeht!"

Ein Ausspruch von geradezu scheußlicher Entartung!

Die "Mutter" stehe übrigens intellektuell sehr tief. Sie
sei verächtlich, weil ihre Liebe wahllos und zudringlich
ist, weil sie blinde Zärtlichkeit besitze für "alles, was je
mit ihr durch eine Nabelschnur verbunden war". "Bedeutende
Menschen können deshalb stets nur Prostituierte
lieben!" Merkwürdige und recht nette Eigenheiten haben
diese "bedeutenden Menschen". Natürlich "stützt" sich das
alles wieder auf die blinde Verschanzung in die eigene
lächerliche Einteilung. Daß es Menschen - weibliche
Menschen - gibt, die außer "Mutter oder Dirne" noch
Künstler oder Kaufleute, Sportgeschöpfe oder Botanikerinnen,
Stickkünstlerinnen oder Mathematikerinnen und hunderterlei
anderes ihrer innersten Veranlagung nach sind, weiß der
Verfasser offenbar nicht.

Dafür berichtet er feine Unterschiede zwischen Dirne
und Mutter; der Dirne liege nur am Manne, der Mutter am
Kind. Falsch! Der Dirne liegt gewöhnlich gar nichts am
Mann, sondern nur am Geld, und der Mutter liegt gewiß
nicht nur am Kind, sondern auch am Vater des Kindes,
soferne der nur ein rechter Vater ist.

In endloser, ermüdender Länge wird ein einmal aufgestellter
"Satz" variiert, wiederholt, verknäult und wieder


Viertens endlich: weil er es physisch nicht leisten könnte.

Das ist brutal ausgedrückt, aber die empörende Fragestellung
zwingt zu unzweideutiger Antwort!

Übrigens hat jede »alleinstehende« Dirne ihren Zuhälter,
und der steht gewiß nicht höher als die Dirne selbst.
Im Gegenteil: noch unendlich tief unter ihr!

Die Polemik wird aber geradezu – schändend, wenn
behauptet wird, um den Dirneninstinkt, der zum Teil in
jedem Weibe stecke, zu beweisen, »daß ein letzter Rest
sexueller Wirkung von jedem Sohn auf seine Mutter
ausgeht!«

Ein Ausspruch von geradezu scheußlicher Entartung!

Die »Mutter« stehe übrigens intellektuell sehr tief. Sie
sei verächtlich, weil ihre Liebe wahllos und zudringlich
ist, weil sie blinde Zärtlichkeit besitze für »alles, was je
mit ihr durch eine Nabelschnur verbunden war«. »Bedeutende
Menschen können deshalb stets nur Prostituierte
lieben!« Merkwürdige und recht nette Eigenheiten haben
diese »bedeutenden Menschen«. Natürlich »stützt« sich das
alles wieder auf die blinde Verschanzung in die eigene
lächerliche Einteilung. Daß es Menschen – weibliche
Menschen – gibt, die außer »Mutter oder Dirne« noch
Künstler oder Kaufleute, Sportgeschöpfe oder Botanikerinnen,
Stickkünstlerinnen oder Mathematikerinnen und hunderterlei
anderes ihrer innersten Veranlagung nach sind, weiß der
Verfasser offenbar nicht.

Dafür berichtet er feine Unterschiede zwischen Dirne
und Mutter; der Dirne liege nur am Manne, der Mutter am
Kind. Falsch! Der Dirne liegt gewöhnlich gar nichts am
Mann, sondern nur am Geld, und der Mutter liegt gewiß
nicht nur am Kind, sondern auch am Vater des Kindes,
soferne der nur ein rechter Vater ist.

In endloser, ermüdender Länge wird ein einmal aufgestellter
»Satz« variiert, wiederholt, verknäult und wieder

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[44/0050] Viertens endlich: weil er es physisch nicht leisten könnte. Das ist brutal ausgedrückt, aber die empörende Fragestellung zwingt zu unzweideutiger Antwort! Übrigens hat jede »alleinstehende« Dirne ihren Zuhälter, und der steht gewiß nicht höher als die Dirne selbst. Im Gegenteil: noch unendlich tief unter ihr! Die Polemik wird aber geradezu – schändend, wenn behauptet wird, um den Dirneninstinkt, der zum Teil in jedem Weibe stecke, zu beweisen, »daß ein letzter Rest sexueller Wirkung von jedem Sohn auf seine Mutter ausgeht!« Ein Ausspruch von geradezu scheußlicher Entartung! Die »Mutter« stehe übrigens intellektuell sehr tief. Sie sei verächtlich, weil ihre Liebe wahllos und zudringlich ist, weil sie blinde Zärtlichkeit besitze für »alles, was je mit ihr durch eine Nabelschnur verbunden war«. »Bedeutende Menschen können deshalb stets nur Prostituierte lieben!« Merkwürdige und recht nette Eigenheiten haben diese »bedeutenden Menschen«. Natürlich »stützt« sich das alles wieder auf die blinde Verschanzung in die eigene lächerliche Einteilung. Daß es Menschen – weibliche Menschen – gibt, die außer »Mutter oder Dirne« noch Künstler oder Kaufleute, Sportgeschöpfe oder Botanikerinnen, Stickkünstlerinnen oder Mathematikerinnen und hunderterlei anderes ihrer innersten Veranlagung nach sind, weiß der Verfasser offenbar nicht. Dafür berichtet er feine Unterschiede zwischen Dirne und Mutter; der Dirne liege nur am Manne, der Mutter am Kind. Falsch! Der Dirne liegt gewöhnlich gar nichts am Mann, sondern nur am Geld, und der Mutter liegt gewiß nicht nur am Kind, sondern auch am Vater des Kindes, soferne der nur ein rechter Vater ist. In endloser, ermüdender Länge wird ein einmal aufgestellter »Satz« variiert, wiederholt, verknäult und wieder

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Zitationshilfe: Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meiselhess_weiberhass_1904/50>, abgerufen am 25.11.2024.