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Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.

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begünstige": Höchst- oder Tiefststehender, Tier, Pflanze, ja
sogar Weib! (Ja, aber - in Parenthese bemerkt - wie erfährt
man denn nur, da er doch nur das eine oder das andere
wirklich wird, was "alles" in ihm steckt?) "Die Frau aber kann
nie zum Manne werden!" Wehe, wehe über sie! Überhaupt
ist sie eigentlich nichts anderes als ein "rudimentärer Mann"!
Die "Vollendung" zum Ganz-Mann bleibt ihr natürlich versagt.
So Strindberg in seiner Apotheose des Weiningerschen
Werkes, die man als die Meinung einer Autorität
immer wieder anführen hört: eine beinahe lachhafte Vorstellung,
jemanden als Autorität in einer Sache nennen zu
hören, die eine Verherrlichung seiner eigenen, weltbekannten
fixen Idee, seiner eigenen manischen Vorstellung,
ohne deren Erwähnung sein Name gar nicht genannt werden
kann, bedeutet. Strindberg, der seit mehr als dreißig Jahren
vor der breitesten Öffentlichkeit "am Weibe leidet" (um
das bekannte Nietzsche-Wort "am Leben leiden" passend zu
variieren), - als kritische Autorität für ein Buch des Weiberhasses!
Jawohl, er, Strindberg, hat die Tendenz des Buches
und die auf sie bezüglichen Ausführungen ernst genommen!
Aber Strindberg, der einst ein großer Dichter war, nimmt
nun auch Legenden für konkrete Ereignisse, sieht Halluzinationen
für Wirklichkeit an, glaubt sich überall von
Gespenstern umgeben und hält sich selbst, seines ehemaligen
Atheismus halber, für einen Höllenbraten, nach
dem Satan selbst (in leibhaftiger Gestalt!) die Krallen ausstreckt
und dem er nur entrinnen zu können glaubte durch
bußfertige Rückkehr in den Schoß der - Kirche! Ist er also
wirklich Autorität, und gar da, wo seine eigene schmerzensreiche
Wahnidee in Frage kommt?!

Die Tiefe und Breite der ganzen Anlage des Buches,
die Versenkung in alle Disziplinen der Wissenschaft erscheint
wie eine tragische Versprengung der besten Kräfte,
wenn man die greifbaren Resultate, - die Aussprüche, die

begünstige«: Höchst- oder Tiefststehender, Tier, Pflanze, ja
sogar Weib! (Ja, aber – in Parenthese bemerkt – wie erfährt
man denn nur, da er doch nur das eine oder das andere
wirklich wird, was »alles« in ihm steckt?) »Die Frau aber kann
nie zum Manne werden!« Wehe, wehe über sie! Überhaupt
ist sie eigentlich nichts anderes als ein »rudimentärer Mann«!
Die »Vollendung« zum Ganz-Mann bleibt ihr natürlich versagt.
So Strindberg in seiner Apotheose des Weiningerschen
Werkes, die man als die Meinung einer Autorität
immer wieder anführen hört: eine beinahe lachhafte Vorstellung,
jemanden als Autorität in einer Sache nennen zu
hören, die eine Verherrlichung seiner eigenen, weltbekannten
fixen Idee, seiner eigenen manischen Vorstellung,
ohne deren Erwähnung sein Name gar nicht genannt werden
kann, bedeutet. Strindberg, der seit mehr als dreißig Jahren
vor der breitesten Öffentlichkeit »am Weibe leidet« (um
das bekannte Nietzsche-Wort »am Leben leiden« passend zu
variieren), – als kritische Autorität für ein Buch des Weiberhasses!
Jawohl, er, Strindberg, hat die Tendenz des Buches
und die auf sie bezüglichen Ausführungen ernst genommen!
Aber Strindberg, der einst ein großer Dichter war, nimmt
nun auch Legenden für konkrete Ereignisse, sieht Halluzinationen
für Wirklichkeit an, glaubt sich überall von
Gespenstern umgeben und hält sich selbst, seines ehemaligen
Atheismus halber, für einen Höllenbraten, nach
dem Satan selbst (in leibhaftiger Gestalt!) die Krallen ausstreckt
und dem er nur entrinnen zu können glaubte durch
bußfertige Rückkehr in den Schoß der – Kirche! Ist er also
wirklich Autorität, und gar da, wo seine eigene schmerzensreiche
Wahnidee in Frage kommt?!

Die Tiefe und Breite der ganzen Anlage des Buches,
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[40/0046] begünstige«: Höchst- oder Tiefststehender, Tier, Pflanze, ja sogar Weib! (Ja, aber – in Parenthese bemerkt – wie erfährt man denn nur, da er doch nur das eine oder das andere wirklich wird, was »alles« in ihm steckt?) »Die Frau aber kann nie zum Manne werden!« Wehe, wehe über sie! Überhaupt ist sie eigentlich nichts anderes als ein »rudimentärer Mann«! Die »Vollendung« zum Ganz-Mann bleibt ihr natürlich versagt. So Strindberg in seiner Apotheose des Weiningerschen Werkes, die man als die Meinung einer Autorität immer wieder anführen hört: eine beinahe lachhafte Vorstellung, jemanden als Autorität in einer Sache nennen zu hören, die eine Verherrlichung seiner eigenen, weltbekannten fixen Idee, seiner eigenen manischen Vorstellung, ohne deren Erwähnung sein Name gar nicht genannt werden kann, bedeutet. Strindberg, der seit mehr als dreißig Jahren vor der breitesten Öffentlichkeit »am Weibe leidet« (um das bekannte Nietzsche-Wort »am Leben leiden« passend zu variieren), – als kritische Autorität für ein Buch des Weiberhasses! Jawohl, er, Strindberg, hat die Tendenz des Buches und die auf sie bezüglichen Ausführungen ernst genommen! Aber Strindberg, der einst ein großer Dichter war, nimmt nun auch Legenden für konkrete Ereignisse, sieht Halluzinationen für Wirklichkeit an, glaubt sich überall von Gespenstern umgeben und hält sich selbst, seines ehemaligen Atheismus halber, für einen Höllenbraten, nach dem Satan selbst (in leibhaftiger Gestalt!) die Krallen ausstreckt und dem er nur entrinnen zu können glaubte durch bußfertige Rückkehr in den Schoß der – Kirche! Ist er also wirklich Autorität, und gar da, wo seine eigene schmerzensreiche Wahnidee in Frage kommt?! Die Tiefe und Breite der ganzen Anlage des Buches, die Versenkung in alle Disziplinen der Wissenschaft erscheint wie eine tragische Versprengung der besten Kräfte, wenn man die greifbaren Resultate, – die Aussprüche, die

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Zitationshilfe: Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meiselhess_weiberhass_1904/46>, abgerufen am 22.11.2024.