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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Vorrede.

Indem ich dem Publicum hiemit diesen tief¬
rührenden und fast romanartigen Hexenpro¬
ceß übergebe, den ich wohl nicht mit Unrecht auf
dem vorstehenden Titelblatte den interessantesten
Aller, bis jetzt bekannten, genannt habe, ertheile
ich zuvörderst über die Geschichte des Manuscri¬
ptes die folgende Auskunft:

In Coserow auf der Insel Usedom auf meiner
vorigen Pfarre, und derselben, welcher unser ehr¬
würdiger Verfasser vor länger als 200 Jahren vor¬
stand, befand sich unter einem Chorgestühl der dor¬
tigen Kirche und fast zu ebener Erde eine Art Ni¬
sche, in welcher ich zwar schon öfter einige Scri¬
pturen liegen gesehen, die ich jedoch wegen mei¬
ner Kurzsichtigkeit und der Dunkelheit des Ortes
für verlesene Gesangbücher hielt, wie denn in der
That auch deren eine Menge hier umherlag. Ei¬
nes Tages jedoch, als ich mit Unterricht in der
Kirche beschäftigt ein Papierzeichen in den Kate¬
chismus eines Knaben suchte, und es nicht sogleich

Vorrede.

Indem ich dem Publicum hiemit dieſen tief¬
rührenden und faſt romanartigen Hexenpro¬
ceß übergebe, den ich wohl nicht mit Unrecht auf
dem vorſtehenden Titelblatte den intereſſanteſten
Aller, bis jetzt bekannten, genannt habe, ertheile
ich zuvörderſt über die Geſchichte des Manuſcri¬
ptes die folgende Auskunft:

In Coſerow auf der Inſel Uſedom auf meiner
vorigen Pfarre, und derſelben, welcher unſer ehr¬
würdiger Verfaſſer vor länger als 200 Jahren vor¬
ſtand, befand ſich unter einem Chorgeſtühl der dor¬
tigen Kirche und faſt zu ebener Erde eine Art Ni¬
ſche, in welcher ich zwar ſchon öfter einige Scri¬
pturen liegen geſehen, die ich jedoch wegen mei¬
ner Kurzſichtigkeit und der Dunkelheit des Ortes
für verleſene Geſangbücher hielt, wie denn in der
That auch deren eine Menge hier umherlag. Ei¬
nes Tages jedoch, als ich mit Unterricht in der
Kirche beſchäftigt ein Papierzeichen in den Kate¬
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[[III]/0009] Vorrede. Indem ich dem Publicum hiemit dieſen tief¬ rührenden und faſt romanartigen Hexenpro¬ ceß übergebe, den ich wohl nicht mit Unrecht auf dem vorſtehenden Titelblatte den intereſſanteſten Aller, bis jetzt bekannten, genannt habe, ertheile ich zuvörderſt über die Geſchichte des Manuſcri¬ ptes die folgende Auskunft: In Coſerow auf der Inſel Uſedom auf meiner vorigen Pfarre, und derſelben, welcher unſer ehr¬ würdiger Verfaſſer vor länger als 200 Jahren vor¬ ſtand, befand ſich unter einem Chorgeſtühl der dor¬ tigen Kirche und faſt zu ebener Erde eine Art Ni¬ ſche, in welcher ich zwar ſchon öfter einige Scri¬ pturen liegen geſehen, die ich jedoch wegen mei¬ ner Kurzſichtigkeit und der Dunkelheit des Ortes für verleſene Geſangbücher hielt, wie denn in der That auch deren eine Menge hier umherlag. Ei¬ nes Tages jedoch, als ich mit Unterricht in der Kirche beſchäftigt ein Papierzeichen in den Kate¬ chismus eines Knaben ſuchte, und es nicht ſogleich

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/9>, abgerufen am 20.04.2024.