Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

als ich mit meinem Ackersknecht gen Gützkow aufbrach.
Von dieser Reise will mir soviel vermelden: daß es all¬
dorten fast viele Pferde aber wenig Käufer hatte. Dan¬
nenhero kaufete zwo schöne Rappen das Stück zu 20 Fl.
item einen Wagen umb 5 Fl. item 25 Scheffel Rog¬
gen, so auch vom Meklenburg dahin geführet war umb
1 Fl. den Scheffel, da er in Wolgast fast gar nit mehr
aufzugabeln ist, und alsdann wohl an die drei Fl. und
drüber gilt. Hätte darumb hier in Gützkow schöne Kauf¬
mannschaft in Roggen halten können, so es meines Amts
gewest, und ich auch nit befürchtet, daß die Schnapp¬
hanichen, woran es in dieser schweren Zeit fast überhand
nimmt, mir mein Korn wieder abgenommen, und noch
wohl dazu gemaltraitiret, und erwürget hätten, wie Etz¬
lichen geschehen. Denn insonderheit wurde solche Räu¬
berei zu Gützkow zu dieser Zeit in der Strelliner Hei¬
den mit großem Spök *) getrieben, kam aber mit des
gerechten Gottes Hülfe gerade an das liebe Tageslicht,
als ich mit meinem Ackersknecht alldorten in den Jahr¬
markt verreiset war, und will ich solliches hier noch be¬
melden. Vor etzlichen Monden war ein Kerl zu Gütz¬
kow aufs Rad gestoßen, weil er durch Verführung des
leidigen Satans einen reisenden Handwerksmann erschla¬
gen. Derselbige aber fing alsobald an so erschröcklich zu
spöken, daß er zur Abend- und Nachtzeit mit seinem ar¬
men Sünderkittel von dem Rade herniedersprang, sobald

*) Spukerei.

als ich mit meinem Ackersknecht gen Gützkow aufbrach.
Von dieſer Reiſe will mir ſoviel vermelden: daß es all¬
dorten faſt viele Pferde aber wenig Käufer hatte. Dan¬
nenhero kaufete zwo ſchöne Rappen das Stück zu 20 Fl.
item einen Wagen umb 5 Fl. item 25 Scheffel Rog¬
gen, ſo auch vom Meklenburg dahin geführet war umb
1 Fl. den Scheffel, da er in Wolgaſt faſt gar nit mehr
aufzugabeln iſt, und alsdann wohl an die drei Fl. und
drüber gilt. Hätte darumb hier in Gützkow ſchöne Kauf¬
mannſchaft in Roggen halten können, ſo es meines Amts
geweſt, und ich auch nit befürchtet, daß die Schnapp¬
hanichen, woran es in dieſer ſchweren Zeit faſt überhand
nimmt, mir mein Korn wieder abgenommen, und noch
wohl dazu gemaltraitiret, und erwürget hätten, wie Etz¬
lichen geſchehen. Denn inſonderheit wurde ſolche Räu¬
berei zu Gützkow zu dieſer Zeit in der Strelliner Hei¬
den mit großem Spök *) getrieben, kam aber mit des
gerechten Gottes Hülfe gerade an das liebe Tageslicht,
als ich mit meinem Ackersknecht alldorten in den Jahr¬
markt verreiſet war, und will ich ſolliches hier noch be¬
melden. Vor etzlichen Monden war ein Kerl zu Gütz¬
kow aufs Rad geſtoßen, weil er durch Verführung des
leidigen Satans einen reiſenden Handwerksmann erſchla¬
gen. Derſelbige aber fing alſobald an ſo erſchröcklich zu
ſpöken, daß er zur Abend- und Nachtzeit mit ſeinem ar¬
men Sünderkittel von dem Rade herniederſprang, ſobald

*) Spukerei.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="69"/>
als ich mit meinem Ackersknecht gen Gützkow aufbrach.<lb/>
Von die&#x017F;er Rei&#x017F;e will mir &#x017F;oviel vermelden: daß es all¬<lb/>
dorten fa&#x017F;t viele Pferde aber wenig Käufer hatte. Dan¬<lb/>
nenhero kaufete zwo &#x017F;chöne Rappen das Stück zu 20 Fl.<lb/><hi rendition="#aq">item</hi> einen Wagen umb 5 Fl. <hi rendition="#aq">item</hi> 25 Scheffel Rog¬<lb/>
gen, &#x017F;o auch vom Meklenburg dahin geführet war umb<lb/>
1 Fl. den Scheffel, da er in Wolga&#x017F;t fa&#x017F;t gar nit mehr<lb/>
aufzugabeln i&#x017F;t, und alsdann wohl an die drei Fl. und<lb/>
drüber gilt. Hätte darumb hier in Gützkow &#x017F;chöne Kauf¬<lb/>
mann&#x017F;chaft in Roggen halten können, &#x017F;o es meines Amts<lb/>
gewe&#x017F;t, und ich auch nit befürchtet, daß die Schnapp¬<lb/>
hanichen, woran es in die&#x017F;er &#x017F;chweren Zeit fa&#x017F;t überhand<lb/>
nimmt, mir mein Korn wieder abgenommen, und noch<lb/>
wohl dazu gemaltraitiret, und erwürget hätten, wie Etz¬<lb/>
lichen ge&#x017F;chehen. Denn in&#x017F;onderheit wurde &#x017F;olche Räu¬<lb/>
berei zu Gützkow zu die&#x017F;er Zeit in der Strelliner Hei¬<lb/>
den mit großem Spök <note place="foot" n="*)">Spukerei.</note> getrieben, kam aber mit des<lb/>
gerechten Gottes Hülfe gerade an das liebe Tageslicht,<lb/>
als ich mit meinem Ackersknecht alldorten in den Jahr¬<lb/>
markt verrei&#x017F;et war, und will ich &#x017F;olliches hier noch be¬<lb/>
melden. Vor etzlichen Monden war ein Kerl zu Gütz¬<lb/>
kow aufs Rad ge&#x017F;toßen, weil er durch Verführung des<lb/>
leidigen Satans einen rei&#x017F;enden Handwerksmann er&#x017F;chla¬<lb/>
gen. Der&#x017F;elbige aber fing al&#x017F;obald an &#x017F;o er&#x017F;chröcklich zu<lb/>
&#x017F;pöken, daß er zur Abend- und Nachtzeit mit &#x017F;einem ar¬<lb/>
men Sünderkittel von dem Rade hernieder&#x017F;prang, &#x017F;obald<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0085] als ich mit meinem Ackersknecht gen Gützkow aufbrach. Von dieſer Reiſe will mir ſoviel vermelden: daß es all¬ dorten faſt viele Pferde aber wenig Käufer hatte. Dan¬ nenhero kaufete zwo ſchöne Rappen das Stück zu 20 Fl. item einen Wagen umb 5 Fl. item 25 Scheffel Rog¬ gen, ſo auch vom Meklenburg dahin geführet war umb 1 Fl. den Scheffel, da er in Wolgaſt faſt gar nit mehr aufzugabeln iſt, und alsdann wohl an die drei Fl. und drüber gilt. Hätte darumb hier in Gützkow ſchöne Kauf¬ mannſchaft in Roggen halten können, ſo es meines Amts geweſt, und ich auch nit befürchtet, daß die Schnapp¬ hanichen, woran es in dieſer ſchweren Zeit faſt überhand nimmt, mir mein Korn wieder abgenommen, und noch wohl dazu gemaltraitiret, und erwürget hätten, wie Etz¬ lichen geſchehen. Denn inſonderheit wurde ſolche Räu¬ berei zu Gützkow zu dieſer Zeit in der Strelliner Hei¬ den mit großem Spök *) getrieben, kam aber mit des gerechten Gottes Hülfe gerade an das liebe Tageslicht, als ich mit meinem Ackersknecht alldorten in den Jahr¬ markt verreiſet war, und will ich ſolliches hier noch be¬ melden. Vor etzlichen Monden war ein Kerl zu Gütz¬ kow aufs Rad geſtoßen, weil er durch Verführung des leidigen Satans einen reiſenden Handwerksmann erſchla¬ gen. Derſelbige aber fing alſobald an ſo erſchröcklich zu ſpöken, daß er zur Abend- und Nachtzeit mit ſeinem ar¬ men Sünderkittel von dem Rade herniederſprang, ſobald *) Spukerei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/85
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/85>, abgerufen am 23.11.2024.