Aber obwol ich sie fleißig aus Gotts Wort vermahnete gab sie doch keine Stimme, und als ich endlich sagete: Willtu deinen Kerl wieder umböten *) (denn ich sahe ihn auf der Straßen durch das Fenster allbereits als einen Unsinnigen rasen) oder willtu, daß ich's der Obrig- keit anzeige, gab sie endlich nach und versprache, daß es bald sölle besser mit ihm werden; (was auch ge- schach) item bat sie, daß ich ihr wölle etwas Speck und Brod verehren, dieweil sie auch seit dreien Tagen kein ander Fleisch und Nahrung mehr zwischen den Zäh¬ nen gehabt, denn ihre Zunge. Gab ihr mein Töchter- lein also ein halb Brod, und ein Stück Speck bei zweer Händen Länge, was ihr aber nicht genugsam bedünkete, sondern mummelte zwischen den Zähnen, worauf mein Töchterlein sagte: bistu nicht zufrieden, alter Hexensack, so packe dich und hilf erst deinem Kerl, schaue wie er das Haubt auf Zabels Zaun geleget und mit den Fü¬ ßen vor Wehetage trampelt, worauf sie ginge, doch aber¬ mals zwischen den Zähnen mummelnde: "Ja ich will ihm helfen und dir auch!"
*) umzaubern.
Aber obwol ich ſie fleißig aus Gotts Wort vermahnete gab ſie doch keine Stimme, und als ich endlich ſagete: Willtu deinen Kerl wieder umböten *) (denn ich ſahe ihn auf der Straßen durch das Fenſter allbereits als einen Unſinnigen rasen) oder willtu, daß ich's der Obrig- keit anzeige, gab ſie endlich nach und verſprache, daß es bald ſölle beſſer mit ihm werden; (was auch ge- ſchach) item bat ſie, daß ich ihr wölle etwas Speck und Brod verehren, dieweil ſie auch ſeit dreien Tagen kein ander Fleiſch und Nahrung mehr zwiſchen den Zäh¬ nen gehabt, denn ihre Zunge. Gab ihr mein Töchter- lein alſo ein halb Brod, und ein Stück Speck bei zweer Händen Länge, was ihr aber nicht genugſam bedünkete, ſondern mummelte zwiſchen den Zähnen, worauf mein Töchterlein ſagte: biſtu nicht zufrieden, alter Hexenſack, ſo packe dich und hilf erſt deinem Kerl, ſchaue wie er das Haubt auf Zabels Zaun geleget und mit den Fü¬ ßen vor Wehetage trampelt, worauf ſie ginge, doch aber¬ mals zwiſchen den Zähnen mummelnde: „Ja ich will ihm helfen und dir auch!"
*) umzaubern.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0021"n="5"/>
Aber obwol ich ſie fleißig aus Gotts Wort vermahnete<lb/>
gab ſie doch keine Stimme, und als ich endlich ſagete:<lb/>
Willtu deinen Kerl wieder umböten <noteplace="foot"n="*)">umzaubern.</note> (denn ich ſahe<lb/>
ihn auf der Straßen durch das Fenſter allbereits als<lb/>
einen Unſinnigen rasen) oder willtu, daß ich's der Obrig-<lb/>
keit anzeige, gab ſie endlich nach und verſprache, daß<lb/>
es bald ſölle beſſer mit ihm werden; (was auch ge-<lb/>ſchach) <hirendition="#aq">item</hi> bat ſie, daß ich ihr wölle etwas Speck<lb/>
und Brod verehren, dieweil ſie auch ſeit dreien Tagen<lb/>
kein ander Fleiſch und Nahrung mehr zwiſchen den Zäh¬<lb/>
nen gehabt, denn ihre Zunge. Gab ihr mein Töchter-<lb/>
lein alſo ein halb Brod, und ein Stück Speck bei zweer<lb/>
Händen Länge, was ihr aber nicht genugſam bedünkete,<lb/>ſondern mummelte zwiſchen den Zähnen, worauf mein<lb/>
Töchterlein ſagte: biſtu nicht zufrieden, alter Hexenſack,<lb/>ſo packe dich und hilf erſt deinem Kerl, ſchaue wie er<lb/>
das Haubt auf Zabels Zaun geleget und mit den Fü¬<lb/>
ßen vor Wehetage trampelt, worauf ſie ginge, doch aber¬<lb/>
mals zwiſchen den Zähnen mummelnde: „Ja ich will<lb/>
ihm helfen und dir auch!"</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[5/0021]
Aber obwol ich ſie fleißig aus Gotts Wort vermahnete
gab ſie doch keine Stimme, und als ich endlich ſagete:
Willtu deinen Kerl wieder umböten *) (denn ich ſahe
ihn auf der Straßen durch das Fenſter allbereits als
einen Unſinnigen rasen) oder willtu, daß ich's der Obrig-
keit anzeige, gab ſie endlich nach und verſprache, daß
es bald ſölle beſſer mit ihm werden; (was auch ge-
ſchach) item bat ſie, daß ich ihr wölle etwas Speck
und Brod verehren, dieweil ſie auch ſeit dreien Tagen
kein ander Fleiſch und Nahrung mehr zwiſchen den Zäh¬
nen gehabt, denn ihre Zunge. Gab ihr mein Töchter-
lein alſo ein halb Brod, und ein Stück Speck bei zweer
Händen Länge, was ihr aber nicht genugſam bedünkete,
ſondern mummelte zwiſchen den Zähnen, worauf mein
Töchterlein ſagte: biſtu nicht zufrieden, alter Hexenſack,
ſo packe dich und hilf erſt deinem Kerl, ſchaue wie er
das Haubt auf Zabels Zaun geleget und mit den Fü¬
ßen vor Wehetage trampelt, worauf ſie ginge, doch aber¬
mals zwiſchen den Zähnen mummelnde: „Ja ich will
ihm helfen und dir auch!"
*) umzaubern.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/21>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.