Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Je, Herr Je, kiekt de verfluchte Hex, wat schmitt ehr
de Düwel in den Schoot? worauf sich der Amtshaubt¬
mann und Dn. Consul umbsahen, und befunden, wie
ihr eine Pogge in den Schooß kroch, so der Büttel aber
zuvor erst dreimal anbliese, ehe er sie anfhub und den
Herren zeigete. Davor bekam Dn. Consul das Speien
und befahl, nachdem es fürüber, dem Gutscher stille zu
halten, stieg vom Wagen und sagete: wir söllten nur
nach Hause fahren, ihm wäre übel und wölle er zu Fuß
nachlaufen, ob es besser werden möchte. Zuvor aber
bliese er noch dem Büttel heimblich ein, (wie wir aber
deutlich verstanden) er sölle alsogleich wenn er zu Haus
käm, mein arm Kind, jedoch menschlich anschließen, wor¬
auf weder sie noch ich für Thränen und Schluchzen ant¬
wurten konnten. Aber der Amtshaubtmann hatte es auch
gehöret, was er sagte, und als wir ihn nit mehr sehen
konnten, hub er an meim Töchterlein von hinten zu die
Wangen zu streicheln: sie sölle nur zufrieden sein, er hätte
auch ein Wörtlein dazwischen zu reden und der Büttel sölle
sie noch nicht schließen. Sie möge aber doch aufhören, ge¬
gen ihn sich alsohart zu gebährden, wie bishero, und über¬
steigen bei ihm auf sein Bund sitzen gehen damit er ihr
heimblich einen guten Rath geben könne, was zu thun
wäre. Hierauf gab sie mit vielen Thränen zur Antwort:
sie wölle nur bei ihrem Vater sitzen bleiben inmaßen sie nit
wüßte, wie lange sie noch bei ihm säß, und bäte sie um
Nichtes mehr, denn daß Seine Gestrengen sie möge in Frie¬
den lassen. Aber solches that er nicht sondern druckete
sie mit seinen Knieen in den Rücken und in die Seiten

Je, Herr Je, kiekt de verfluchte Hex, wat ſchmitt ehr
de Düwel in den Schoot? worauf ſich der Amtshaubt¬
mann und Dn. Consul umbſahen, und befunden, wie
ihr eine Pogge in den Schooß kroch, ſo der Büttel aber
zuvor erſt dreimal anblieſe, ehe er ſie anfhub und den
Herren zeigete. Davor bekam Dn. Consul das Speien
und befahl, nachdem es fürüber, dem Gutſcher ſtille zu
halten, ſtieg vom Wagen und ſagete: wir ſöllten nur
nach Hauſe fahren, ihm wäre übel und wölle er zu Fuß
nachlaufen, ob es beſſer werden möchte. Zuvor aber
blieſe er noch dem Büttel heimblich ein, (wie wir aber
deutlich verſtanden) er ſölle alſogleich wenn er zu Haus
käm, mein arm Kind, jedoch menſchlich anſchließen, wor¬
auf weder ſie noch ich für Thränen und Schluchzen ant¬
wurten konnten. Aber der Amtshaubtmann hatte es auch
gehöret, was er ſagte, und als wir ihn nit mehr ſehen
konnten, hub er an meim Töchterlein von hinten zu die
Wangen zu ſtreicheln: ſie ſölle nur zufrieden ſein, er hätte
auch ein Wörtlein dazwiſchen zu reden und der Büttel ſölle
ſie noch nicht ſchließen. Sie möge aber doch aufhören, ge¬
gen ihn ſich alſohart zu gebährden, wie bishero, und über¬
ſteigen bei ihm auf ſein Bund ſitzen gehen damit er ihr
heimblich einen guten Rath geben könne, was zu thun
wäre. Hierauf gab ſie mit vielen Thränen zur Antwort:
ſie wölle nur bei ihrem Vater ſitzen bleiben inmaßen ſie nit
wüßte, wie lange ſie noch bei ihm ſäß, und bäte ſie um
Nichtes mehr, denn daß Seine Geſtrengen ſie möge in Frie¬
den laſſen. Aber ſolches that er nicht ſondern druckete
ſie mit ſeinen Knieen in den Rücken und in die Seiten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0175" n="159"/>
Je, Herr Je, kiekt de verfluchte Hex, wat &#x017F;chmitt ehr<lb/>
de Düwel in den Schoot? worauf &#x017F;ich der Amtshaubt¬<lb/>
mann und <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> umb&#x017F;ahen, und befunden, wie<lb/>
ihr eine Pogge in den Schooß kroch, &#x017F;o der Büttel aber<lb/>
zuvor er&#x017F;t dreimal anblie&#x017F;e, ehe er &#x017F;ie anfhub und den<lb/>
Herren zeigete. Davor bekam <hi rendition="#aq">Dn. Consul</hi> das Speien<lb/>
und befahl, nachdem es fürüber, dem Gut&#x017F;cher &#x017F;tille zu<lb/>
halten, &#x017F;tieg vom Wagen und &#x017F;agete: wir &#x017F;öllten nur<lb/>
nach Hau&#x017F;e fahren, ihm wäre übel und wölle er zu Fuß<lb/>
nachlaufen, ob es be&#x017F;&#x017F;er werden möchte. Zuvor aber<lb/>
blie&#x017F;e er noch dem Büttel heimblich ein, (wie wir aber<lb/>
deutlich ver&#x017F;tanden) er &#x017F;ölle al&#x017F;ogleich wenn er zu Haus<lb/>
käm, mein arm Kind, jedoch men&#x017F;chlich an&#x017F;chließen, wor¬<lb/>
auf weder &#x017F;ie noch ich für Thränen und Schluchzen ant¬<lb/>
wurten konnten. Aber der Amtshaubtmann hatte es auch<lb/>
gehöret, was er &#x017F;agte, und als wir ihn nit mehr &#x017F;ehen<lb/>
konnten, hub er an meim Töchterlein von hinten zu die<lb/>
Wangen zu &#x017F;treicheln: &#x017F;ie &#x017F;ölle nur zufrieden &#x017F;ein, er hätte<lb/>
auch ein Wörtlein dazwi&#x017F;chen zu reden und der Büttel &#x017F;ölle<lb/>
&#x017F;ie noch nicht &#x017F;chließen. Sie möge aber doch aufhören, ge¬<lb/>
gen ihn &#x017F;ich al&#x017F;ohart zu gebährden, wie bishero, und über¬<lb/>
&#x017F;teigen bei ihm auf &#x017F;ein Bund &#x017F;itzen gehen damit er ihr<lb/>
heimblich einen guten Rath geben könne, was zu thun<lb/>
wäre. Hierauf gab &#x017F;ie mit vielen Thränen zur Antwort:<lb/>
&#x017F;ie wölle nur bei ihrem Vater &#x017F;itzen bleiben inmaßen &#x017F;ie nit<lb/>
wüßte, wie lange &#x017F;ie noch bei ihm &#x017F;äß, und bäte &#x017F;ie um<lb/>
Nichtes mehr, denn daß Seine Ge&#x017F;trengen &#x017F;ie möge in Frie¬<lb/>
den la&#x017F;&#x017F;en. Aber &#x017F;olches that er nicht &#x017F;ondern druckete<lb/>
&#x017F;ie mit &#x017F;einen Knieen in den Rücken und in die Seiten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0175] Je, Herr Je, kiekt de verfluchte Hex, wat ſchmitt ehr de Düwel in den Schoot? worauf ſich der Amtshaubt¬ mann und Dn. Consul umbſahen, und befunden, wie ihr eine Pogge in den Schooß kroch, ſo der Büttel aber zuvor erſt dreimal anblieſe, ehe er ſie anfhub und den Herren zeigete. Davor bekam Dn. Consul das Speien und befahl, nachdem es fürüber, dem Gutſcher ſtille zu halten, ſtieg vom Wagen und ſagete: wir ſöllten nur nach Hauſe fahren, ihm wäre übel und wölle er zu Fuß nachlaufen, ob es beſſer werden möchte. Zuvor aber blieſe er noch dem Büttel heimblich ein, (wie wir aber deutlich verſtanden) er ſölle alſogleich wenn er zu Haus käm, mein arm Kind, jedoch menſchlich anſchließen, wor¬ auf weder ſie noch ich für Thränen und Schluchzen ant¬ wurten konnten. Aber der Amtshaubtmann hatte es auch gehöret, was er ſagte, und als wir ihn nit mehr ſehen konnten, hub er an meim Töchterlein von hinten zu die Wangen zu ſtreicheln: ſie ſölle nur zufrieden ſein, er hätte auch ein Wörtlein dazwiſchen zu reden und der Büttel ſölle ſie noch nicht ſchließen. Sie möge aber doch aufhören, ge¬ gen ihn ſich alſohart zu gebährden, wie bishero, und über¬ ſteigen bei ihm auf ſein Bund ſitzen gehen damit er ihr heimblich einen guten Rath geben könne, was zu thun wäre. Hierauf gab ſie mit vielen Thränen zur Antwort: ſie wölle nur bei ihrem Vater ſitzen bleiben inmaßen ſie nit wüßte, wie lange ſie noch bei ihm ſäß, und bäte ſie um Nichtes mehr, denn daß Seine Geſtrengen ſie möge in Frie¬ den laſſen. Aber ſolches that er nicht ſondern druckete ſie mit ſeinen Knieen in den Rücken und in die Seiten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/175
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/175>, abgerufen am 27.11.2024.