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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Dannenhero bat mein Töchterlein das Gericht mit
gen Coserow zu kommen, wo sie annoch vielen Birnstein
in ihrem Koffer hätte, so sie allhier gefunden. Denn
wär es damit Teufelswerk, so würde selbiger auch wohl
verwandelt sein, dieweil sie in Erfahrung gezogen, daß
alle Geschenke so der Teufel denen Hexen zu verehren
pflege, sich alsobald in Koth oder Kohlen umbwandelten.

Aber Gott erbarm's, Gott erbarm's, als wir in Co¬
serow zu gemeiner Verwunderung wieder ankamen, und
mein Töchterlein an ihren Kasten trat, war alles Zeug
darinnen umbgerissen und der Birnstein fort. Sie schriee
hierauf so laut, daß es hätte einen Stein erbarmen mö¬
gen und rief: das hat der böse Büttel gethan! Als er
die Salbe aus meinem Koffer gehohlet, hat er mir elen¬
den Magd auch den Birnstein gestohlen. Aber der Büt¬
tel, so dabei stund, wollte ihr in die Haare fahren und
schriee: du Hexe, du vermaledeiete Hexe ist es nit ge¬
nug, daß du meinen Herrn verleumbdet, willtu mich nun
auch noch verleumbden? aber Dn. Consul wehrete ihm,
daß er sie nicht anfassen durfte. Item war all ihr Geld
fort, so sie sich für heimblich verkauften Birnstein gespaa¬
ret, und wie sie vermeinete, schon an die 10 Fl. betragen.

Aber ihr Kleid, welches sie bei der Ankunft des durch¬
lauchtigsten Königs Gustavi Adolphi getragen, wie die
güldene Kettin mit dem Conterfett, so er ihr verehret,
hatte ich wie ein Heiligthumb in meinem Kirchenkasten
bei denen Altar- und Kanzeltüchern verschlossen, und fan¬
den wirs auch noch für. Doch als ich solches entschul¬

Dannenhero bat mein Töchterlein das Gericht mit
gen Coſerow zu kommen, wo ſie annoch vielen Birnſtein
in ihrem Koffer hätte, ſo ſie allhier gefunden. Denn
wär es damit Teufelswerk, ſo würde ſelbiger auch wohl
verwandelt ſein, dieweil ſie in Erfahrung gezogen, daß
alle Geſchenke ſo der Teufel denen Hexen zu verehren
pflege, ſich alſobald in Koth oder Kohlen umbwandelten.

Aber Gott erbarm’s, Gott erbarm’s, als wir in Co¬
ſerow zu gemeiner Verwunderung wieder ankamen, und
mein Töchterlein an ihren Kaſten trat, war alles Zeug
darinnen umbgeriſſen und der Birnſtein fort. Sie ſchriee
hierauf ſo laut, daß es hätte einen Stein erbarmen mö¬
gen und rief: das hat der böſe Büttel gethan! Als er
die Salbe aus meinem Koffer gehohlet, hat er mir elen¬
den Magd auch den Birnſtein geſtohlen. Aber der Büt¬
tel, ſo dabei ſtund, wollte ihr in die Haare fahren und
ſchriee: du Hexe, du vermaledeiete Hexe iſt es nit ge¬
nug, daß du meinen Herrn verleumbdet, willtu mich nun
auch noch verleumbden? aber Dn. Consul wehrete ihm,
daß er ſie nicht anfaſſen durfte. Item war all ihr Geld
fort, ſo ſie ſich für heimblich verkauften Birnſtein geſpaa¬
ret, und wie ſie vermeinete, ſchon an die 10 Fl. betragen.

Aber ihr Kleid, welches ſie bei der Ankunft des durch¬
lauchtigſten Königs Gustavi Adolphi getragen, wie die
güldene Kettin mit dem Conterfett, ſo er ihr verehret,
hatte ich wie ein Heiligthumb in meinem Kirchenkaſten
bei denen Altar- und Kanzeltüchern verſchloſſen, und fan¬
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[155/0171] Dannenhero bat mein Töchterlein das Gericht mit gen Coſerow zu kommen, wo ſie annoch vielen Birnſtein in ihrem Koffer hätte, ſo ſie allhier gefunden. Denn wär es damit Teufelswerk, ſo würde ſelbiger auch wohl verwandelt ſein, dieweil ſie in Erfahrung gezogen, daß alle Geſchenke ſo der Teufel denen Hexen zu verehren pflege, ſich alſobald in Koth oder Kohlen umbwandelten. Aber Gott erbarm’s, Gott erbarm’s, als wir in Co¬ ſerow zu gemeiner Verwunderung wieder ankamen, und mein Töchterlein an ihren Kaſten trat, war alles Zeug darinnen umbgeriſſen und der Birnſtein fort. Sie ſchriee hierauf ſo laut, daß es hätte einen Stein erbarmen mö¬ gen und rief: das hat der böſe Büttel gethan! Als er die Salbe aus meinem Koffer gehohlet, hat er mir elen¬ den Magd auch den Birnſtein geſtohlen. Aber der Büt¬ tel, ſo dabei ſtund, wollte ihr in die Haare fahren und ſchriee: du Hexe, du vermaledeiete Hexe iſt es nit ge¬ nug, daß du meinen Herrn verleumbdet, willtu mich nun auch noch verleumbden? aber Dn. Consul wehrete ihm, daß er ſie nicht anfaſſen durfte. Item war all ihr Geld fort, ſo ſie ſich für heimblich verkauften Birnſtein geſpaa¬ ret, und wie ſie vermeinete, ſchon an die 10 Fl. betragen. Aber ihr Kleid, welches ſie bei der Ankunft des durch¬ lauchtigſten Königs Gustavi Adolphi getragen, wie die güldene Kettin mit dem Conterfett, ſo er ihr verehret, hatte ich wie ein Heiligthumb in meinem Kirchenkaſten bei denen Altar- und Kanzeltüchern verſchloſſen, und fan¬ den wirs auch noch für. Doch als ich ſolches entſchul¬

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/171>, abgerufen am 25.11.2024.