Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

so einen Hut mit einer Feder trüg, und eine güldene
Kettin umb seinen Hals, solliches wäre der König und
ritte er alsbald hinter der Haubtfahnen, worauf ein gel¬
ber Löwe stünd. Observirete also genau den Zug, wie
er aus der Heiden herfürbrach. Und kamen nach der
Artollerie, zuvorauf die finnischen und lappischen Bogen¬
männer, so mitten im Sommer, was mich verwunderte,
noch in Pelzen einhertrottireten. Darauf kam viel Volks,
so ich nit erfahren, was es gewesen. Alsbald sah ich
über den Haselbusch so mir im Wege stund, daß ich nit
Allens gleich observiren kunnte, wenn es aus dem Busch
kam, die große Haubtfahn mit dem Löwen und hinten¬
nach auch den Kopf von einem ganz schwarzen Mann
mit güldiner Kettin umb seinen Hals, so daß ich gleich
judicirete, dies müßte der König sein. Schwenkete da¬
hero mein Schweißtüchlein gen den Thurm zu, worauf
auch alsofort die Glocken anschlugen, und in Währen¬
dem uns der schwarze Mann näher ritte, zog ich mein
Käpplein ab, fiel auf meine Kniee, und intonirete den
ambrosianischen Lobgesang, und alles Volk folgete mir
nach, riß sich auch die Hüte vom Haubt, und sank auf
allen Seiten singend zur Erden; Männer, Weiber, Kin¬
der, ausgenommen die Edelleut, so ruhig auf dem Brink
halten blieben, und erst, als sie sahen, daß Se. Ma¬
jestät dero Roß anhielt (war ein pechschwarzer Rapp
und blieb gerade mit den Vorderfüßen auf mein Acker¬
stück stehen was ich für ein gut Zeichen nahm) zogen
sie auch die Hüt und gebehrdeten sich aufmerksam. Nach¬

ſo einen Hut mit einer Feder trüg, und eine güldene
Kettin umb ſeinen Hals, ſolliches wäre der König und
ritte er alsbald hinter der Haubtfahnen, worauf ein gel¬
ber Löwe ſtünd. Obſervirete alſo genau den Zug, wie
er aus der Heiden herfürbrach. Und kamen nach der
Artollerie, zuvorauf die finniſchen und lappiſchen Bogen¬
männer, ſo mitten im Sommer, was mich verwunderte,
noch in Pelzen einhertrottireten. Darauf kam viel Volks,
ſo ich nit erfahren, was es geweſen. Alsbald ſah ich
über den Haſelbuſch ſo mir im Wege ſtund, daß ich nit
Allens gleich obſerviren kunnte, wenn es aus dem Buſch
kam, die große Haubtfahn mit dem Löwen und hinten¬
nach auch den Kopf von einem ganz ſchwarzen Mann
mit güldiner Kettin umb ſeinen Hals, ſo daß ich gleich
judicirete, dies müßte der König ſein. Schwenkete da¬
hero mein Schweißtüchlein gen den Thurm zu, worauf
auch alſofort die Glocken anſchlugen, und in Währen¬
dem uns der ſchwarze Mann näher ritte, zog ich mein
Käpplein ab, fiel auf meine Kniee, und intonirete den
ambroſianiſchen Lobgeſang, und alles Volk folgete mir
nach, riß ſich auch die Hüte vom Haubt, und ſank auf
allen Seiten ſingend zur Erden; Männer, Weiber, Kin¬
der, ausgenommen die Edelleut, ſo ruhig auf dem Brink
halten blieben, und erſt, als ſie ſahen, daß Se. Ma¬
jeſtät dero Roß anhielt (war ein pechſchwarzer Rapp
und blieb gerade mit den Vorderfüßen auf mein Acker¬
ſtück ſtehen was ich für ein gut Zeichen nahm) zogen
ſie auch die Hüt und gebehrdeten ſich aufmerkſam. Nach¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="112"/>
&#x017F;o einen Hut mit einer Feder trüg, und eine güldene<lb/>
Kettin umb &#x017F;einen Hals, &#x017F;olliches wäre der König und<lb/>
ritte er alsbald hinter der Haubtfahnen, worauf ein gel¬<lb/>
ber Löwe &#x017F;tünd. Ob&#x017F;ervirete al&#x017F;o genau den Zug, wie<lb/>
er aus der Heiden herfürbrach. Und kamen nach der<lb/>
Artollerie, zuvorauf die finni&#x017F;chen und lappi&#x017F;chen Bogen¬<lb/>
männer, &#x017F;o mitten im Sommer, was mich verwunderte,<lb/>
noch in Pelzen einhertrottireten. Darauf kam viel Volks,<lb/>
&#x017F;o ich nit erfahren, was es gewe&#x017F;en. Alsbald &#x017F;ah ich<lb/>
über den Ha&#x017F;elbu&#x017F;ch &#x017F;o mir im Wege &#x017F;tund, daß ich nit<lb/>
Allens gleich ob&#x017F;erviren kunnte, wenn es aus dem Bu&#x017F;ch<lb/>
kam, die große Haubtfahn mit dem Löwen und hinten¬<lb/>
nach auch den Kopf von einem ganz &#x017F;chwarzen Mann<lb/>
mit güldiner Kettin umb &#x017F;einen Hals, &#x017F;o daß ich gleich<lb/>
judicirete, dies müßte der König &#x017F;ein. Schwenkete da¬<lb/>
hero mein Schweißtüchlein gen den Thurm zu, worauf<lb/>
auch al&#x017F;ofort die Glocken an&#x017F;chlugen, und in Währen¬<lb/>
dem uns der &#x017F;chwarze Mann näher ritte, zog ich mein<lb/>
Käpplein ab, fiel auf meine Kniee, und intonirete den<lb/>
ambro&#x017F;iani&#x017F;chen Lobge&#x017F;ang, und alles Volk folgete mir<lb/>
nach, riß &#x017F;ich auch die Hüte vom Haubt, und &#x017F;ank auf<lb/>
allen Seiten &#x017F;ingend zur Erden; Männer, Weiber, Kin¬<lb/>
der, ausgenommen die Edelleut, &#x017F;o ruhig auf dem Brink<lb/>
halten blieben, und er&#x017F;t, als &#x017F;ie &#x017F;ahen, daß Se. Ma¬<lb/>
je&#x017F;tät dero Roß anhielt (war ein pech&#x017F;chwarzer Rapp<lb/>
und blieb gerade mit den Vorderfüßen auf mein Acker¬<lb/>
&#x017F;tück &#x017F;tehen was ich für ein gut Zeichen nahm) zogen<lb/>
&#x017F;ie auch die Hüt und gebehrdeten &#x017F;ich aufmerk&#x017F;am. Nach¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0128] ſo einen Hut mit einer Feder trüg, und eine güldene Kettin umb ſeinen Hals, ſolliches wäre der König und ritte er alsbald hinter der Haubtfahnen, worauf ein gel¬ ber Löwe ſtünd. Obſervirete alſo genau den Zug, wie er aus der Heiden herfürbrach. Und kamen nach der Artollerie, zuvorauf die finniſchen und lappiſchen Bogen¬ männer, ſo mitten im Sommer, was mich verwunderte, noch in Pelzen einhertrottireten. Darauf kam viel Volks, ſo ich nit erfahren, was es geweſen. Alsbald ſah ich über den Haſelbuſch ſo mir im Wege ſtund, daß ich nit Allens gleich obſerviren kunnte, wenn es aus dem Buſch kam, die große Haubtfahn mit dem Löwen und hinten¬ nach auch den Kopf von einem ganz ſchwarzen Mann mit güldiner Kettin umb ſeinen Hals, ſo daß ich gleich judicirete, dies müßte der König ſein. Schwenkete da¬ hero mein Schweißtüchlein gen den Thurm zu, worauf auch alſofort die Glocken anſchlugen, und in Währen¬ dem uns der ſchwarze Mann näher ritte, zog ich mein Käpplein ab, fiel auf meine Kniee, und intonirete den ambroſianiſchen Lobgeſang, und alles Volk folgete mir nach, riß ſich auch die Hüte vom Haubt, und ſank auf allen Seiten ſingend zur Erden; Männer, Weiber, Kin¬ der, ausgenommen die Edelleut, ſo ruhig auf dem Brink halten blieben, und erſt, als ſie ſahen, daß Se. Ma¬ jeſtät dero Roß anhielt (war ein pechſchwarzer Rapp und blieb gerade mit den Vorderfüßen auf mein Acker¬ ſtück ſtehen was ich für ein gut Zeichen nahm) zogen ſie auch die Hüt und gebehrdeten ſich aufmerkſam. Nach¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/128
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/128>, abgerufen am 23.11.2024.