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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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herbei und entsetzet sich gleicher Weiß, wie er die Haare
an der Erden sieht. Und vermeinen sie erstlich, daß ihn
ein Wulf gefressen, sehen dannenhero sich auch überall
umb, aber finden kein einig Knöchelken. Wie sie aber
in die Höhe schauen, kommt es ihnen für, als ob oben
im Wipfel auch was Rothes glitzerte, und muß der Junge
in den Baum steigen, wo er denn alsogleich ein groß
Geschrei anhebt, daß es hier auch auf eim Paar Blät¬
ter einen guten Flusch rother Haare hätte, so mit den
Blättern zusammengeklebet wären, wie mit Pech. Aber
es wäre kein Pech nit, sondern sähe roth und weißspreng¬
lich aus, wie Fischküt *). Item wären die Blätter rings¬
umbher, wo auch keine Haare säßen, bunt und fleckicht,
und voll unsauberen Stankes. Wirft also der Junge
auf Geheiß seines Herren den Kletten herab, und judi¬
ciren sie beide gleich unten, daß dies den alten Seden
sein Haar und Hirn sei, und ihn der Teufel bei leben¬
digen Leibe gehohlet, weil er nit hat beten wöllen und
dem Herrn danken vor seine Besserung. Solches gläu¬
bete ich auch selbsten, und stellte es auch am Sonntag
so der Gemeine für. Aber man wird weiters unten se¬
hen, daß der Herr noch andere Ursachen gehabt ihn in
die Hand des leidigen Satans zu geben, angesehen er
sich auf Zureden seines bösen Weibes von seinem Schöpfer
losgesagt, umb nur wieder besser zu werden. Vor jetzo
aber thät noch diese Teufelshure, als wäre ihr das grö¬

*) Eingeweide der Fische.

herbei und entſetzet ſich gleicher Weiß, wie er die Haare
an der Erden ſieht. Und vermeinen ſie erſtlich, daß ihn
ein Wulf gefreſſen, ſehen dannenhero ſich auch überall
umb, aber finden kein einig Knöchelken. Wie ſie aber
in die Höhe ſchauen, kommt es ihnen für, als ob oben
im Wipfel auch was Rothes glitzerte, und muß der Junge
in den Baum ſteigen, wo er denn alſogleich ein groß
Geſchrei anhebt, daß es hier auch auf eim Paar Blät¬
ter einen guten Fluſch rother Haare hätte, ſo mit den
Blättern zuſammengeklebet wären, wie mit Pech. Aber
es wäre kein Pech nit, ſondern ſähe roth und weißſpreng¬
lich aus, wie Fiſchküt *). Item wären die Blätter rings¬
umbher, wo auch keine Haare ſäßen, bunt und fleckicht,
und voll unſauberen Stankes. Wirft alſo der Junge
auf Geheiß ſeines Herren den Kletten herab, und judi¬
ciren ſie beide gleich unten, daß dies den alten Seden
ſein Haar und Hirn ſei, und ihn der Teufel bei leben¬
digen Leibe gehohlet, weil er nit hat beten wöllen und
dem Herrn danken vor ſeine Beſſerung. Solches gläu¬
bete ich auch ſelbſten, und ſtellte es auch am Sonntag
ſo der Gemeine für. Aber man wird weiters unten ſe¬
hen, daß der Herr noch andere Urſachen gehabt ihn in
die Hand des leidigen Satans zu geben, angeſehen er
ſich auf Zureden ſeines böſen Weibes von ſeinem Schöpfer
losgeſagt, umb nur wieder beſſer zu werden. Vor jetzo
aber thät noch dieſe Teufelshure, als wäre ihr das grö¬

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[100/0116] herbei und entſetzet ſich gleicher Weiß, wie er die Haare an der Erden ſieht. Und vermeinen ſie erſtlich, daß ihn ein Wulf gefreſſen, ſehen dannenhero ſich auch überall umb, aber finden kein einig Knöchelken. Wie ſie aber in die Höhe ſchauen, kommt es ihnen für, als ob oben im Wipfel auch was Rothes glitzerte, und muß der Junge in den Baum ſteigen, wo er denn alſogleich ein groß Geſchrei anhebt, daß es hier auch auf eim Paar Blät¬ ter einen guten Fluſch rother Haare hätte, ſo mit den Blättern zuſammengeklebet wären, wie mit Pech. Aber es wäre kein Pech nit, ſondern ſähe roth und weißſpreng¬ lich aus, wie Fiſchküt *). Item wären die Blätter rings¬ umbher, wo auch keine Haare ſäßen, bunt und fleckicht, und voll unſauberen Stankes. Wirft alſo der Junge auf Geheiß ſeines Herren den Kletten herab, und judi¬ ciren ſie beide gleich unten, daß dies den alten Seden ſein Haar und Hirn ſei, und ihn der Teufel bei leben¬ digen Leibe gehohlet, weil er nit hat beten wöllen und dem Herrn danken vor ſeine Beſſerung. Solches gläu¬ bete ich auch ſelbſten, und ſtellte es auch am Sonntag ſo der Gemeine für. Aber man wird weiters unten ſe¬ hen, daß der Herr noch andere Urſachen gehabt ihn in die Hand des leidigen Satans zu geben, angeſehen er ſich auf Zureden ſeines böſen Weibes von ſeinem Schöpfer losgeſagt, umb nur wieder beſſer zu werden. Vor jetzo aber thät noch dieſe Teufelshure, als wäre ihr das grö¬ *) Eingeweide der Fiſche.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/116>, abgerufen am 23.11.2024.