geharnet. Item hätte ein anderer Kriegsknecht bezeu¬ get, daß er gesehn wie der Kerl ein Stück von der Lun¬ ten geschnitten, kurz zuvor ehe denn er seinem Herren das Roß vorgeführet. -- Also meinte nun der junge Edelmann wär es mit jeglicher Zauberei, so man da¬ mit auf den Grund ginge, wie ich ja auch selbsten in Gützkow gesehen, wo der Teufelsspök ein Schuster ge¬ west, und würd es auch hier im Dorf wohl auf gleiche Weiß zugestehn. Vor solche Rede wurde ich aber dem Junker von Stund an, als einem Atheisten abhold, wie¬ wohlen ich in Zukunft leider Gottes gesehen hab, daß er fast recht gehabt, denn wäre der Junker nit gewest, wo wäre dann mein Kind?
Doch will ich Nichtes übereilen! -- Summa: ich ging fast verdrüßlich über diese Wort in der Stuben umb¬ her, und fing der Junker nunmehro an mit meinem Töch¬ terlein über die Zauberei zu disputiren, bald deutsch und bald lateinisch, wie es ihm ins Maul kam, und sollte sie auch ihre Meinung sagen. Aber sie gab ihm zur Antwort, daß sie ein dumm Ding sei und keine Mei¬ nung haben könnte, daß sie aber dennoch gläube, der Spök hier im Dorfe ginge nit mit rechten Dingen zu. Hierüber rief mich die Magd abseiten (weiß nit mehr was sie wollte) doch als ich wieder in die Stuben kam, war mein Töchterlein so roth, wie ein Schaarlachen und der Junker stunde dicht vor ihr. Fragete sie dannen¬ hero gleich als er abgeritten, ob etwas fürgefallen, so sie aber leugnete und erst nachgehends bekannte: daß er
geharnet. Item hätte ein anderer Kriegsknecht bezeu¬ get, daß er geſehn wie der Kerl ein Stück von der Lun¬ ten geſchnitten, kurz zuvor ehe denn er ſeinem Herren das Roß vorgeführet. — Alſo meinte nun der junge Edelmann wär es mit jeglicher Zauberei, ſo man da¬ mit auf den Grund ginge, wie ich ja auch ſelbſten in Gützkow geſehen, wo der Teufelsſpök ein Schuſter ge¬ weſt, und würd es auch hier im Dorf wohl auf gleiche Weiß zugeſtehn. Vor ſolche Rede wurde ich aber dem Junker von Stund an, als einem Atheiſten abhold, wie¬ wohlen ich in Zukunft leider Gottes geſehen hab, daß er faſt recht gehabt, denn wäre der Junker nit geweſt, wo wäre dann mein Kind?
Doch will ich Nichtes übereilen! — Summa: ich ging faſt verdrüßlich über dieſe Wort in der Stuben umb¬ her, und fing der Junker nunmehro an mit meinem Töch¬ terlein über die Zauberei zu disputiren, bald deutſch und bald lateiniſch, wie es ihm ins Maul kam, und ſollte ſie auch ihre Meinung ſagen. Aber ſie gab ihm zur Antwort, daß ſie ein dumm Ding ſei und keine Mei¬ nung haben könnte, daß ſie aber dennoch gläube, der Spök hier im Dorfe ginge nit mit rechten Dingen zu. Hierüber rief mich die Magd abſeiten (weiß nit mehr was ſie wollte) doch als ich wieder in die Stuben kam, war mein Töchterlein ſo roth, wie ein Schaarlachen und der Junker ſtunde dicht vor ihr. Fragete ſie dannen¬ hero gleich als er abgeritten, ob etwas fürgefallen, ſo ſie aber leugnete und erſt nachgehends bekannte: daß er
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geharnet. Item hätte ein anderer Kriegsknecht bezeu¬
get, daß er geſehn wie der Kerl ein Stück von der Lun¬
ten geſchnitten, kurz zuvor ehe denn er ſeinem Herren
das Roß vorgeführet. — Alſo meinte nun der junge
Edelmann wär es mit jeglicher Zauberei, ſo man da¬
mit auf den Grund ginge, wie ich ja auch ſelbſten in
Gützkow geſehen, wo der Teufelsſpök ein Schuſter ge¬
weſt, und würd es auch hier im Dorf wohl auf gleiche
Weiß zugeſtehn. Vor ſolche Rede wurde ich aber dem
Junker von Stund an, als einem Atheiſten abhold, wie¬
wohlen ich in Zukunft leider Gottes geſehen hab, daß
er faſt recht gehabt, denn wäre der Junker nit geweſt,
wo wäre dann mein Kind?
Doch will ich Nichtes übereilen! — Summa: ich
ging faſt verdrüßlich über dieſe Wort in der Stuben umb¬
her, und fing der Junker nunmehro an mit meinem Töch¬
terlein über die Zauberei zu disputiren, bald deutſch und
bald lateiniſch, wie es ihm ins Maul kam, und ſollte
ſie auch ihre Meinung ſagen. Aber ſie gab ihm zur
Antwort, daß ſie ein dumm Ding ſei und keine Mei¬
nung haben könnte, daß ſie aber dennoch gläube, der
Spök hier im Dorfe ginge nit mit rechten Dingen zu.
Hierüber rief mich die Magd abſeiten (weiß nit mehr
was ſie wollte) doch als ich wieder in die Stuben kam,
war mein Töchterlein ſo roth, wie ein Schaarlachen und
der Junker ſtunde dicht vor ihr. Fragete ſie dannen¬
hero gleich als er abgeritten, ob etwas fürgefallen, ſo
ſie aber leugnete und erſt nachgehends bekannte: daß er
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/109>, abgerufen am 23.11.2024.
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