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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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durch das Fenster, daß das Glas auf die Straßen klin¬
get. Wie sie aber nachsehen, ist allens fort. Nun kann
man genugsam bei sich selbsten abnehmen, welch ein
groß, gemein Geschrei hieraus entstande. Und judi¬
cirte fast das ganze Dorf, daß Niemand nit, denn den
alten Seden sein gluderäugigt Weib solchen Teufelsspök
angerichtet.

Aber die Gemein wurde bald in solchem Glauben
irrig. Denn desselbigen Weibes ihre Kuh kriegt es bald
auch so, wie alle Andern ihre Kühe. Kam dahero auch
wehklagend herbeigelaufen, daß mein Töchterlein sich ih¬
rer erbarmen wöll, wie sie sich der Andern erbarmet,
und umb Gotts willen ihrer armen Kuh helfen. Hätte
sie ihr verarget, daß sie von dem Dienst beim Ambts¬
haubtmann ihr etwas gesaget, so wär es ja aus gutem
Herzen geschehn etc. Summa, sie beredete mein un¬
glücklich Kind, daß sie auch hinginge, und ihrer Kuh half.

Unterdessen lag ich an jeglichem Sonntag mit der
ganzen Gemein auf meinen Knieen dem Herrn an, daß
er dem leidigen Satan nit wölle gestatten uns dasjenige
wiederumb zu nehmen, was seine Gnad uns nach so vie¬
lerlei Noth aufs Neu zugewendet, item, daß er den au¬
torem
von solchem Teufelsspök an das Tageslicht brin¬
gen wölle, umb ihm die verdiente Straf zu geben.

Aber es half Allens nit. Denn allererst waren we¬
nig Tage verstrichen, so kam Stoffer Zuter seiner bun¬
ten Kuh auch was an, und kam er wieder, wie all die
Andern zu meinem Töchterlein geloffen. Ging sie also

durch das Fenſter, daß das Glas auf die Straßen klin¬
get. Wie ſie aber nachſehen, iſt allens fort. Nun kann
man genugſam bei ſich ſelbſten abnehmen, welch ein
groß, gemein Geſchrei hieraus entſtande. Und judi¬
cirte faſt das ganze Dorf, daß Niemand nit, denn den
alten Seden ſein gluderäugigt Weib ſolchen Teufelsſpök
angerichtet.

Aber die Gemein wurde bald in ſolchem Glauben
irrig. Denn deſſelbigen Weibes ihre Kuh kriegt es bald
auch ſo, wie alle Andern ihre Kühe. Kam dahero auch
wehklagend herbeigelaufen, daß mein Töchterlein ſich ih¬
rer erbarmen wöll, wie ſie ſich der Andern erbarmet,
und umb Gotts willen ihrer armen Kuh helfen. Hätte
ſie ihr verarget, daß ſie von dem Dienſt beim Ambts¬
haubtmann ihr etwas geſaget, ſo wär es ja aus gutem
Herzen geſchehn etc. Summa, ſie beredete mein un¬
glücklich Kind, daß ſie auch hinginge, und ihrer Kuh half.

Unterdeſſen lag ich an jeglichem Sonntag mit der
ganzen Gemein auf meinen Knieen dem Herrn an, daß
er dem leidigen Satan nit wölle geſtatten uns dasjenige
wiederumb zu nehmen, was ſeine Gnad uns nach ſo vie¬
lerlei Noth aufs Neu zugewendet, item, daß er den au¬
torem
von ſolchem Teufelsſpök an das Tageslicht brin¬
gen wölle, umb ihm die verdiente Straf zu geben.

Aber es half Allens nit. Denn allererſt waren we¬
nig Tage verſtrichen, ſo kam Stoffer Zuter ſeiner bun¬
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[87/0103] durch das Fenſter, daß das Glas auf die Straßen klin¬ get. Wie ſie aber nachſehen, iſt allens fort. Nun kann man genugſam bei ſich ſelbſten abnehmen, welch ein groß, gemein Geſchrei hieraus entſtande. Und judi¬ cirte faſt das ganze Dorf, daß Niemand nit, denn den alten Seden ſein gluderäugigt Weib ſolchen Teufelsſpök angerichtet. Aber die Gemein wurde bald in ſolchem Glauben irrig. Denn deſſelbigen Weibes ihre Kuh kriegt es bald auch ſo, wie alle Andern ihre Kühe. Kam dahero auch wehklagend herbeigelaufen, daß mein Töchterlein ſich ih¬ rer erbarmen wöll, wie ſie ſich der Andern erbarmet, und umb Gotts willen ihrer armen Kuh helfen. Hätte ſie ihr verarget, daß ſie von dem Dienſt beim Ambts¬ haubtmann ihr etwas geſaget, ſo wär es ja aus gutem Herzen geſchehn etc. Summa, ſie beredete mein un¬ glücklich Kind, daß ſie auch hinginge, und ihrer Kuh half. Unterdeſſen lag ich an jeglichem Sonntag mit der ganzen Gemein auf meinen Knieen dem Herrn an, daß er dem leidigen Satan nit wölle geſtatten uns dasjenige wiederumb zu nehmen, was ſeine Gnad uns nach ſo vie¬ lerlei Noth aufs Neu zugewendet, item, daß er den au¬ torem von ſolchem Teufelsſpök an das Tageslicht brin¬ gen wölle, umb ihm die verdiente Straf zu geben. Aber es half Allens nit. Denn allererſt waren we¬ nig Tage verſtrichen, ſo kam Stoffer Zuter ſeiner bun¬ ten Kuh auch was an, und kam er wieder, wie all die Andern zu meinem Töchterlein geloffen. Ging ſie alſo

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/103>, abgerufen am 23.11.2024.