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Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

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Das Düngerkapital.
aushält, dann aber abgebrochen werden muß, als ein ebenso zweck-
dienliches Haus für das doppelte Kapital so herzustellen, daß es
100 oder auch 200 Jahre aushält, wirkt hier noch in viel be-
deutenderem Grade.

Diese Gesetze müssen nun selbstredend zu Rathe gezogen wer-
den, wenn wir ein Kapitalopfer zu irgend einer Zeit mit der durch
dasselbe in einer späten Zukunft bewirkten Ersparniß vergleichen.
Es kann also in Anwendung auf den vorliegenden Fall gesagt
werden: das Kapital, das durch die möglichst wohlfeile Produktion
gegenüber der Produktion bei völligem Wiederersatz gespart werden
kann, ist im Stande, durch die natürliche Produktivkraft der Ka-
pitalien in späterer Zeit eine ungeheuer viel größere Wirkung her-
vorzubringen. Man wird sich zu einer Verwendung dieses Ka-
pitals nur dann entschließen können, wenn man die sichere Voraus-
sicht hat, daß die einstige Ersparniß in einem solch' ungeheuer-
lichen Verhältnisse zu dem verwendeten Kapitale steht.

Es thut unserer Betrachtung keinen Eintrag, daß thatsächlich
wegen des Consums des größten Theils derjenigen Güter, die durch
jene natürliche Produktivität der vorhandenen Kapitalien erzeugt
werden, keine solche Kapitalanhäufung eintritt. Von einem Kapital,
das innerhalb 100 oder 1000 Jahren keine irgendwie greifbaren
Zinsen bringt, werden wir billiger Weise dennoch eine solche Werth-
steigerung erwarten müssen, wenn nicht das Opfer als wirthschaft-
lich ungerechtfertigt erscheinen soll.

Aus diesen Erwägungen geht unzweifelhaft hervor, daß, wenn
nicht nachgewiesener Maßen der Wiedergewinn des dem Meere ein-
verleibten Düngerkapitals, zu dem uns in großem Maßstabe erst
sehr ferne Zeiten zwingen werden, in eben dem oder einem höhern
Kapitalopfer besteht, als die Kapitalien, die durch möglichst rentable
Kulturen diese ganze Zeit über erspart werden können, sammt Zins

Das Düngerkapital.
aushält, dann aber abgebrochen werden muß, als ein ebenſo zweck-
dienliches Haus für das doppelte Kapital ſo herzuſtellen, daß es
100 oder auch 200 Jahre aushält, wirkt hier noch in viel be-
deutenderem Grade.

Dieſe Geſetze müſſen nun ſelbſtredend zu Rathe gezogen wer-
den, wenn wir ein Kapitalopfer zu irgend einer Zeit mit der durch
daſſelbe in einer ſpäten Zukunft bewirkten Erſparniß vergleichen.
Es kann alſo in Anwendung auf den vorliegenden Fall geſagt
werden: das Kapital, das durch die möglichſt wohlfeile Produktion
gegenüber der Produktion bei völligem Wiedererſatz geſpart werden
kann, iſt im Stande, durch die natürliche Produktivkraft der Ka-
pitalien in ſpäterer Zeit eine ungeheuer viel größere Wirkung her-
vorzubringen. Man wird ſich zu einer Verwendung dieſes Ka-
pitals nur dann entſchließen können, wenn man die ſichere Voraus-
ſicht hat, daß die einſtige Erſparniß in einem ſolch’ ungeheuer-
lichen Verhältniſſe zu dem verwendeten Kapitale ſteht.

Es thut unſerer Betrachtung keinen Eintrag, daß thatſächlich
wegen des Conſums des größten Theils derjenigen Güter, die durch
jene natürliche Produktivität der vorhandenen Kapitalien erzeugt
werden, keine ſolche Kapitalanhäufung eintritt. Von einem Kapital,
das innerhalb 100 oder 1000 Jahren keine irgendwie greifbaren
Zinſen bringt, werden wir billiger Weiſe dennoch eine ſolche Werth-
ſteigerung erwarten müſſen, wenn nicht das Opfer als wirthſchaft-
lich ungerechtfertigt erſcheinen ſoll.

Aus dieſen Erwägungen geht unzweifelhaft hervor, daß, wenn
nicht nachgewieſener Maßen der Wiedergewinn des dem Meere ein-
verleibten Düngerkapitals, zu dem uns in großem Maßſtabe erſt
ſehr ferne Zeiten zwingen werden, in eben dem oder einem höhern
Kapitalopfer beſteht, als die Kapitalien, die durch möglichſt rentable
Kulturen dieſe ganze Zeit über erſpart werden können, ſammt Zins

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[55/0065] Das Düngerkapital. aushält, dann aber abgebrochen werden muß, als ein ebenſo zweck- dienliches Haus für das doppelte Kapital ſo herzuſtellen, daß es 100 oder auch 200 Jahre aushält, wirkt hier noch in viel be- deutenderem Grade. Dieſe Geſetze müſſen nun ſelbſtredend zu Rathe gezogen wer- den, wenn wir ein Kapitalopfer zu irgend einer Zeit mit der durch daſſelbe in einer ſpäten Zukunft bewirkten Erſparniß vergleichen. Es kann alſo in Anwendung auf den vorliegenden Fall geſagt werden: das Kapital, das durch die möglichſt wohlfeile Produktion gegenüber der Produktion bei völligem Wiedererſatz geſpart werden kann, iſt im Stande, durch die natürliche Produktivkraft der Ka- pitalien in ſpäterer Zeit eine ungeheuer viel größere Wirkung her- vorzubringen. Man wird ſich zu einer Verwendung dieſes Ka- pitals nur dann entſchließen können, wenn man die ſichere Voraus- ſicht hat, daß die einſtige Erſparniß in einem ſolch’ ungeheuer- lichen Verhältniſſe zu dem verwendeten Kapitale ſteht. Es thut unſerer Betrachtung keinen Eintrag, daß thatſächlich wegen des Conſums des größten Theils derjenigen Güter, die durch jene natürliche Produktivität der vorhandenen Kapitalien erzeugt werden, keine ſolche Kapitalanhäufung eintritt. Von einem Kapital, das innerhalb 100 oder 1000 Jahren keine irgendwie greifbaren Zinſen bringt, werden wir billiger Weiſe dennoch eine ſolche Werth- ſteigerung erwarten müſſen, wenn nicht das Opfer als wirthſchaft- lich ungerechtfertigt erſcheinen ſoll. Aus dieſen Erwägungen geht unzweifelhaft hervor, daß, wenn nicht nachgewieſener Maßen der Wiedergewinn des dem Meere ein- verleibten Düngerkapitals, zu dem uns in großem Maßſtabe erſt ſehr ferne Zeiten zwingen werden, in eben dem oder einem höhern Kapitalopfer beſteht, als die Kapitalien, die durch möglichſt rentable Kulturen dieſe ganze Zeit über erſpart werden können, ſammt Zins

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Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/65>, abgerufen am 28.04.2024.