Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Düngerkapital und der Raubbau.
würde alsdann der Boden, der eine gewisse Menge aller dieser
nothwendigen Bedingungen in sich vereinigt, als Produktionsfaktor
auftreten?

Ein Preis würde für die Benutzung des Bodens -- wie jetzt
-- erst dann in Anspruch genommen werden können, wenn guter
Boden in vortheilhafter Lage nicht mehr in beliebiger Menge
zur Verfügung steht. Erst dann, wenn es nothwendig wäre,
Boden von schlechterer Qualität oder in ungünstigerer Lage
mit zu Hülfe zu nehmen, um den Bedarf an Pflanzenprodukten
vollständig zu bestreiten, würde die Benutzung des besseren Landes
einem natürlichen Monopol26) unterliegen und ein Preis für diese
Benutzung gezahlt werden können. Man würde unter diesen --
wie unter den bestehenden -- Umständen also unterscheiden können
zwischen einem Grundbesitzer, der nothwendig eine Rente erhalten
muß, wenn er den ihm gehörenden Produktionsfaktor einem Andern
zur Nutznießung überläßt, einem Kapitalisten und Arbeitern, die
alle drei Anspruch machen können auf einen Theil des Feldprodukts.

Dennoch würden sich bei dieser Sachlage ganz durchgreifende
Unterschiede für die Gruppirung der Produktionsfaktoren ergeben.

Der Faktor "Grundstücke" wäre ja unserer Annahme nach
künstlich herstellbar, was er in Wirklichkeit nicht ist. Man könnte
lediglich durch Ankauf einer gewissen Menge Düngestoffe und durch
Herstellung gewisser anderer nothwendiger Bedingungen vermittelst
eines Aufwands von Kapital und Arbeit alle zur Pflanzenproduktion
unentbehrlichen Erfordernisse an jedem beliebigen Orte beischaffen,
Pflanzensubstanz produciren und mit dem Besitzer des Bodens con-
curriren. Ein Preis würde dem Besitzer des Bodens auch unter
diesen Umständen, wie wir gesehen haben, für dessen Benutzung ge-

26) Siehe J. S. Mill. Grundsätze. 2. deutsche Ausgabe. 1864.
p. 295.

Das Düngerkapital und der Raubbau.
würde alsdann der Boden, der eine gewiſſe Menge aller dieſer
nothwendigen Bedingungen in ſich vereinigt, als Produktionsfaktor
auftreten?

Ein Preis würde für die Benutzung des Bodens — wie jetzt
— erſt dann in Anſpruch genommen werden können, wenn guter
Boden in vortheilhafter Lage nicht mehr in beliebiger Menge
zur Verfügung ſteht. Erſt dann, wenn es nothwendig wäre,
Boden von ſchlechterer Qualität oder in ungünſtigerer Lage
mit zu Hülfe zu nehmen, um den Bedarf an Pflanzenprodukten
vollſtändig zu beſtreiten, würde die Benutzung des beſſeren Landes
einem natürlichen Monopol26) unterliegen und ein Preis für dieſe
Benutzung gezahlt werden können. Man würde unter dieſen —
wie unter den beſtehenden — Umſtänden alſo unterſcheiden können
zwiſchen einem Grundbeſitzer, der nothwendig eine Rente erhalten
muß, wenn er den ihm gehörenden Produktionsfaktor einem Andern
zur Nutznießung überläßt, einem Kapitaliſten und Arbeitern, die
alle drei Anſpruch machen können auf einen Theil des Feldprodukts.

Dennoch würden ſich bei dieſer Sachlage ganz durchgreifende
Unterſchiede für die Gruppirung der Produktionsfaktoren ergeben.

Der Faktor „Grundſtücke“ wäre ja unſerer Annahme nach
künſtlich herſtellbar, was er in Wirklichkeit nicht iſt. Man könnte
lediglich durch Ankauf einer gewiſſen Menge Düngeſtoffe und durch
Herſtellung gewiſſer anderer nothwendiger Bedingungen vermittelſt
eines Aufwands von Kapital und Arbeit alle zur Pflanzenproduktion
unentbehrlichen Erforderniſſe an jedem beliebigen Orte beiſchaffen,
Pflanzenſubſtanz produciren und mit dem Beſitzer des Bodens con-
curriren. Ein Preis würde dem Beſitzer des Bodens auch unter
dieſen Umſtänden, wie wir geſehen haben, für deſſen Benutzung ge-

26) Siehe J. S. Mill. Grundſätze. 2. deutſche Ausgabe. 1864.
p. 295.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="24"/><fw place="top" type="header">Das Düngerkapital und der Raubbau.</fw><lb/>
würde alsdann der Boden, der eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge aller die&#x017F;er<lb/>
nothwendigen Bedingungen in &#x017F;ich vereinigt, als Produktionsfaktor<lb/>
auftreten?</p><lb/>
        <p>Ein Preis würde für die Benutzung des Bodens &#x2014; wie jetzt<lb/>
&#x2014; er&#x017F;t dann in An&#x017F;pruch genommen werden können, wenn guter<lb/>
Boden in vortheilhafter Lage nicht mehr in beliebiger Menge<lb/>
zur Verfügung &#x017F;teht. Er&#x017F;t dann, wenn es nothwendig wäre,<lb/>
Boden von &#x017F;chlechterer Qualität oder in ungün&#x017F;tigerer Lage<lb/>
mit zu Hülfe zu nehmen, um den Bedarf an Pflanzenprodukten<lb/>
voll&#x017F;tändig zu be&#x017F;treiten, würde die Benutzung des be&#x017F;&#x017F;eren Landes<lb/>
einem natürlichen Monopol<note place="foot" n="26)">Siehe J. S. <hi rendition="#g">Mill.</hi> Grund&#x017F;ätze. 2. deut&#x017F;che Ausgabe. 1864.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 295.</note> unterliegen und ein Preis für die&#x017F;e<lb/>
Benutzung gezahlt werden können. Man würde unter die&#x017F;en &#x2014;<lb/>
wie unter den be&#x017F;tehenden &#x2014; Um&#x017F;tänden al&#x017F;o unter&#x017F;cheiden können<lb/>
zwi&#x017F;chen einem Grundbe&#x017F;itzer, der nothwendig eine Rente erhalten<lb/>
muß, wenn er den ihm gehörenden Produktionsfaktor einem Andern<lb/>
zur Nutznießung überläßt, einem Kapitali&#x017F;ten und Arbeitern, die<lb/>
alle drei An&#x017F;pruch machen können auf einen Theil des Feldprodukts.</p><lb/>
        <p>Dennoch würden &#x017F;ich bei die&#x017F;er Sachlage ganz durchgreifende<lb/>
Unter&#x017F;chiede für die Gruppirung der Produktionsfaktoren ergeben.</p><lb/>
        <p>Der Faktor &#x201E;Grund&#x017F;tücke&#x201C; wäre ja un&#x017F;erer Annahme nach<lb/>
kün&#x017F;tlich her&#x017F;tellbar, was er in Wirklichkeit nicht i&#x017F;t. Man könnte<lb/>
lediglich durch Ankauf einer gewi&#x017F;&#x017F;en Menge Dünge&#x017F;toffe und durch<lb/>
Her&#x017F;tellung gewi&#x017F;&#x017F;er anderer nothwendiger Bedingungen vermittel&#x017F;t<lb/>
eines Aufwands von Kapital und Arbeit alle zur Pflanzenproduktion<lb/>
unentbehrlichen Erforderni&#x017F;&#x017F;e an jedem beliebigen Orte bei&#x017F;chaffen,<lb/>
Pflanzen&#x017F;ub&#x017F;tanz produciren und mit dem Be&#x017F;itzer des Bodens con-<lb/>
curriren. Ein Preis würde dem Be&#x017F;itzer des Bodens auch unter<lb/>
die&#x017F;en Um&#x017F;tänden, wie wir ge&#x017F;ehen haben, für de&#x017F;&#x017F;en Benutzung ge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0034] Das Düngerkapital und der Raubbau. würde alsdann der Boden, der eine gewiſſe Menge aller dieſer nothwendigen Bedingungen in ſich vereinigt, als Produktionsfaktor auftreten? Ein Preis würde für die Benutzung des Bodens — wie jetzt — erſt dann in Anſpruch genommen werden können, wenn guter Boden in vortheilhafter Lage nicht mehr in beliebiger Menge zur Verfügung ſteht. Erſt dann, wenn es nothwendig wäre, Boden von ſchlechterer Qualität oder in ungünſtigerer Lage mit zu Hülfe zu nehmen, um den Bedarf an Pflanzenprodukten vollſtändig zu beſtreiten, würde die Benutzung des beſſeren Landes einem natürlichen Monopol 26) unterliegen und ein Preis für dieſe Benutzung gezahlt werden können. Man würde unter dieſen — wie unter den beſtehenden — Umſtänden alſo unterſcheiden können zwiſchen einem Grundbeſitzer, der nothwendig eine Rente erhalten muß, wenn er den ihm gehörenden Produktionsfaktor einem Andern zur Nutznießung überläßt, einem Kapitaliſten und Arbeitern, die alle drei Anſpruch machen können auf einen Theil des Feldprodukts. Dennoch würden ſich bei dieſer Sachlage ganz durchgreifende Unterſchiede für die Gruppirung der Produktionsfaktoren ergeben. Der Faktor „Grundſtücke“ wäre ja unſerer Annahme nach künſtlich herſtellbar, was er in Wirklichkeit nicht iſt. Man könnte lediglich durch Ankauf einer gewiſſen Menge Düngeſtoffe und durch Herſtellung gewiſſer anderer nothwendiger Bedingungen vermittelſt eines Aufwands von Kapital und Arbeit alle zur Pflanzenproduktion unentbehrlichen Erforderniſſe an jedem beliebigen Orte beiſchaffen, Pflanzenſubſtanz produciren und mit dem Beſitzer des Bodens con- curriren. Ein Preis würde dem Beſitzer des Bodens auch unter dieſen Umſtänden, wie wir geſehen haben, für deſſen Benutzung ge- 26) Siehe J. S. Mill. Grundſätze. 2. deutſche Ausgabe. 1864. p. 295.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/34
Zitationshilfe: Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mayer_duengerkapital_1869/34>, abgerufen am 25.04.2024.