Mayer, Adolf: Das Düngerkapital und der Raubbau. Heidelberg, 1869.Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums. und Arbeit proportionale Mehrproduktion nicht mehr möglich. Hier-durch ist der Jntensivirung des Feldbaus eine unüberschreitbare Grenze gesetzt, wie sie die Fabrikation im Allgemeinen nicht kennt.25) So einfach die eben angestellte Betrachtung ist, so glaube ich Denken wir uns einmal, es seien zur Pflanzenproduktion außer 25) Es gibt nur ein Verhältniß, in dem die verschiedenen Vegeta-
tionsbedingungen mit dem größten Erfolg zusammenwirken und von dem ausgehend die Vermehrung einer Bedingung keinen Mehrertrag zu bewir- ken vermag. Wenn aber eine dieser Bedingungen sich gegenüber den andern diesem günstigsten Verhältnisse nähert, so tritt hier eine Verwisch- ung der Grenze der Art ein, daß nahe an derselben schon keine propor- tionale Aenderung des Mehrertrags mehr erfolgen kann. So vermag auch auf einem reichen Lande eine Düngung noch einen Mehrertrag zu bewirken, weil z. B. hie und da doch noch eine Stelle im Boden vor- handen ist, die der Wurzel nicht die ganz ausreichende Ernährung zu bie- ten vermag, während die übrigen Stellen schon einen Ueberfluß besitzen. Daher rührt es, daß die Beschränkung der Produktion auf einer Acker- fläche, wie Mill sich ausdrückt, nicht "dem Hinderniß einer entgegenstehen- den Wand gleicht, welche unbeweglich an einer bestimmten Stelle steht und der Bewegung nicht eher ein Hemmniß darbietet, als bis sie dieselbe gänzlich aufhält," sondern daß wir sie vergleichen können "mit einem elastischen und ausdehnbaren Band, das kaum je so heftig gespannt wird, daß es nicht möglicher Weise noch etwas mehr gespannt werden könnte, obschon sein Druck lange vorher gefühlt wird, ehe die äußerste Grenze erreicht ist, und um so stärker gefühlt wird, je mehr man sich dieser Grenze nähert." Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums. und Arbeit proportionale Mehrproduktion nicht mehr möglich. Hier-durch iſt der Jntenſivirung des Feldbaus eine unüberſchreitbare Grenze geſetzt, wie ſie die Fabrikation im Allgemeinen nicht kennt.25) So einfach die eben angeſtellte Betrachtung iſt, ſo glaube ich Denken wir uns einmal, es ſeien zur Pflanzenproduktion außer 25) Es gibt nur ein Verhältniß, in dem die verſchiedenen Vegeta-
tionsbedingungen mit dem größten Erfolg zuſammenwirken und von dem ausgehend die Vermehrung einer Bedingung keinen Mehrertrag zu bewir- ken vermag. Wenn aber eine dieſer Bedingungen ſich gegenüber den andern dieſem günſtigſten Verhältniſſe nähert, ſo tritt hier eine Verwiſch- ung der Grenze der Art ein, daß nahe an derſelben ſchon keine propor- tionale Aenderung des Mehrertrags mehr erfolgen kann. So vermag auch auf einem reichen Lande eine Düngung noch einen Mehrertrag zu bewirken, weil z. B. hie und da doch noch eine Stelle im Boden vor- handen iſt, die der Wurzel nicht die ganz ausreichende Ernährung zu bie- ten vermag, während die übrigen Stellen ſchon einen Ueberfluß beſitzen. Daher rührt es, daß die Beſchränkung der Produktion auf einer Acker- fläche, wie Mill ſich ausdrückt, nicht „dem Hinderniß einer entgegenſtehen- den Wand gleicht, welche unbeweglich an einer beſtimmten Stelle ſteht und der Bewegung nicht eher ein Hemmniß darbietet, als bis ſie dieſelbe gänzlich aufhält,“ ſondern daß wir ſie vergleichen können „mit einem elaſtiſchen und ausdehnbaren Band, das kaum je ſo heftig geſpannt wird, daß es nicht möglicher Weiſe noch etwas mehr geſpannt werden könnte, obſchon ſein Druck lange vorher gefühlt wird, ehe die äußerſte Grenze erreicht iſt, und um ſo ſtärker gefühlt wird, je mehr man ſich dieſer Grenze nähert.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="23"/><fw place="top" type="header">Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.</fw><lb/> und Arbeit proportionale Mehrproduktion nicht mehr möglich. Hier-<lb/> durch iſt der Jntenſivirung des Feldbaus eine unüberſchreitbare<lb/> Grenze geſetzt, wie ſie die Fabrikation im Allgemeinen nicht kennt.<note place="foot" n="25)">Es gibt nur ein Verhältniß, in dem die verſchiedenen Vegeta-<lb/> tionsbedingungen mit dem größten Erfolg zuſammenwirken und von dem<lb/> ausgehend die Vermehrung einer Bedingung keinen Mehrertrag zu bewir-<lb/> ken vermag. Wenn aber eine dieſer Bedingungen ſich gegenüber den<lb/> andern dieſem günſtigſten Verhältniſſe nähert, ſo tritt hier eine Verwiſch-<lb/> ung der Grenze der Art ein, daß nahe an derſelben ſchon keine propor-<lb/> tionale Aenderung des Mehrertrags mehr erfolgen kann. So vermag<lb/> auch auf einem reichen Lande eine Düngung noch einen Mehrertrag zu<lb/> bewirken, weil z. B. hie und da doch noch eine Stelle im Boden vor-<lb/> handen iſt, die der Wurzel nicht die ganz ausreichende Ernährung zu bie-<lb/> ten vermag, während die übrigen Stellen ſchon einen Ueberfluß beſitzen.<lb/> Daher rührt es, daß die Beſchränkung der Produktion auf einer Acker-<lb/> fläche, wie <hi rendition="#g">Mill</hi> ſich ausdrückt, nicht „dem Hinderniß einer entgegenſtehen-<lb/> den Wand gleicht, welche unbeweglich an einer beſtimmten Stelle ſteht<lb/> und der Bewegung nicht eher ein Hemmniß darbietet, als bis ſie dieſelbe<lb/> gänzlich aufhält,“ ſondern daß wir ſie vergleichen können „mit einem elaſtiſchen<lb/> und ausdehnbaren Band, das kaum je ſo heftig geſpannt wird, daß es<lb/> nicht möglicher Weiſe noch etwas mehr geſpannt werden könnte, obſchon<lb/> ſein Druck lange vorher gefühlt wird, ehe die äußerſte Grenze erreicht iſt,<lb/> und um ſo ſtärker gefühlt wird, je mehr man ſich dieſer Grenze nähert.“</note></p><lb/> <p>So einfach die eben angeſtellte Betrachtung iſt, ſo glaube ich<lb/> doch bei der Wichtigkeit der reſultirenden Sätze und bei der Un-<lb/> klarheit, die auf dem nationalökonomiſchen Gebiete hinſichtlich der<lb/> Wirkungsweiſe der Produktionsfaktoren „äußere Natur“ und „Grund-<lb/> ſtücke“ herrſcht, zu einigen weiteren Ausführungen berechtigt zu ſein.</p><lb/> <p>Denken wir uns einmal, es ſeien zur Pflanzenproduktion außer<lb/> freien Gütern, deren Berückſichtigung wir überhoben ſind, nur Be-<lb/> dingungen nothwendig, die einer willkürlichen Vermehrung fähig<lb/> ſind, es ſeien zu derſelben alſo keine Sonnenſtrahlen, ſondern nur<lb/> ein gewiſſer Vorrath von Pflanzennährſtoffen und ſonſt gewiſſe<lb/> leicht herbeizuführende Bedingungen erforderlich. Jn welcher Weiſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
Die Bedingungen des Pflanzenwachsthums.
und Arbeit proportionale Mehrproduktion nicht mehr möglich. Hier-
durch iſt der Jntenſivirung des Feldbaus eine unüberſchreitbare
Grenze geſetzt, wie ſie die Fabrikation im Allgemeinen nicht kennt. 25)
So einfach die eben angeſtellte Betrachtung iſt, ſo glaube ich
doch bei der Wichtigkeit der reſultirenden Sätze und bei der Un-
klarheit, die auf dem nationalökonomiſchen Gebiete hinſichtlich der
Wirkungsweiſe der Produktionsfaktoren „äußere Natur“ und „Grund-
ſtücke“ herrſcht, zu einigen weiteren Ausführungen berechtigt zu ſein.
Denken wir uns einmal, es ſeien zur Pflanzenproduktion außer
freien Gütern, deren Berückſichtigung wir überhoben ſind, nur Be-
dingungen nothwendig, die einer willkürlichen Vermehrung fähig
ſind, es ſeien zu derſelben alſo keine Sonnenſtrahlen, ſondern nur
ein gewiſſer Vorrath von Pflanzennährſtoffen und ſonſt gewiſſe
leicht herbeizuführende Bedingungen erforderlich. Jn welcher Weiſe
25) Es gibt nur ein Verhältniß, in dem die verſchiedenen Vegeta-
tionsbedingungen mit dem größten Erfolg zuſammenwirken und von dem
ausgehend die Vermehrung einer Bedingung keinen Mehrertrag zu bewir-
ken vermag. Wenn aber eine dieſer Bedingungen ſich gegenüber den
andern dieſem günſtigſten Verhältniſſe nähert, ſo tritt hier eine Verwiſch-
ung der Grenze der Art ein, daß nahe an derſelben ſchon keine propor-
tionale Aenderung des Mehrertrags mehr erfolgen kann. So vermag
auch auf einem reichen Lande eine Düngung noch einen Mehrertrag zu
bewirken, weil z. B. hie und da doch noch eine Stelle im Boden vor-
handen iſt, die der Wurzel nicht die ganz ausreichende Ernährung zu bie-
ten vermag, während die übrigen Stellen ſchon einen Ueberfluß beſitzen.
Daher rührt es, daß die Beſchränkung der Produktion auf einer Acker-
fläche, wie Mill ſich ausdrückt, nicht „dem Hinderniß einer entgegenſtehen-
den Wand gleicht, welche unbeweglich an einer beſtimmten Stelle ſteht
und der Bewegung nicht eher ein Hemmniß darbietet, als bis ſie dieſelbe
gänzlich aufhält,“ ſondern daß wir ſie vergleichen können „mit einem elaſtiſchen
und ausdehnbaren Band, das kaum je ſo heftig geſpannt wird, daß es
nicht möglicher Weiſe noch etwas mehr geſpannt werden könnte, obſchon
ſein Druck lange vorher gefühlt wird, ehe die äußerſte Grenze erreicht iſt,
und um ſo ſtärker gefühlt wird, je mehr man ſich dieſer Grenze nähert.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |