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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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Papier auf dem Knie, von der Rechten zur Linken hin-
über den Brief an den Gouverneur, der sicher beim Lesen
desselben keine Ahnung hatte, daß er von seinem Schütz-
linge verfaßt worden war. Und kaum eine halbe Stunde
später jagte das Pferd, welches Pali trug, im Galopp
auf dem Wege nach Baadri hin. --

Das Fest der Dschesidi hatte eine außerordentliche Stö-
rung erfahren, aber das Bedauern darüber war nicht so
groß, wie die Freude, daß es gelungen war, das große
Unglück abzuwenden, welches der Versammlung in Scheik
Adi gedroht hatte.

"Was wird nun aus dem Feste?" fragte ich Ali Bey.

"Die Osmanly können noch mehrere Tage lang da unten
verweilen müssen, und eine so lange Zeit dürften die
Dschesidi doch nicht warten wollen."

"Ich werde ihnen ein Fest geben, welches größer ist,
als sie erwartet haben," antwortete er. "Weißt du den
Weg nach dem Thale Idiz noch genau?"

"Ja."

"Du hast Zeit. Reite hin und hole Mir Scheik Khan
mit den Scheiks und Kawals herbei. Wir wollen sehen,
ob sich die Ueberreste des Pir Kamek finden lassen, und
sie im Thale Idiz begraben."

Das war allerdings ein Gedanke, welcher bei den
Dschesidi zünden mußte, und mir war es außerordentlich
lieb, bei dem Begräbnisse eines Dschesidi gegenwärtig sein
zu können. Ich nahm nur Halef mit, den Buluk Emini
aber ließ ich zurück.

Zwar hatte ich gesagt, daß der Weg nach dem Thale
Idiz mir bekannt sei, aber ich war ja nicht von Scheik
Adi, sondern von Baadri aus dorthin gekommen. Jeden-
falls glaubte der Bey, daß ich mit dem Sohne Seleks
über Scheik Adi geritten sei, und ich klärte ihn nicht auf,

Papier auf dem Knie, von der Rechten zur Linken hin-
über den Brief an den Gouverneur, der ſicher beim Leſen
desſelben keine Ahnung hatte, daß er von ſeinem Schütz-
linge verfaßt worden war. Und kaum eine halbe Stunde
ſpäter jagte das Pferd, welches Pali trug, im Galopp
auf dem Wege nach Baadri hin. —

Das Feſt der Dſcheſidi hatte eine außerordentliche Stö-
rung erfahren, aber das Bedauern darüber war nicht ſo
groß, wie die Freude, daß es gelungen war, das große
Unglück abzuwenden, welches der Verſammlung in Scheik
Adi gedroht hatte.

„Was wird nun aus dem Feſte?“ fragte ich Ali Bey.

„Die Osmanly können noch mehrere Tage lang da unten
verweilen müſſen, und eine ſo lange Zeit dürften die
Dſcheſidi doch nicht warten wollen.“

„Ich werde ihnen ein Feſt geben, welches größer iſt,
als ſie erwartet haben,“ antwortete er. „Weißt du den
Weg nach dem Thale Idiz noch genau?“

„Ja.“

„Du haſt Zeit. Reite hin und hole Mir Scheik Khan
mit den Scheiks und Kawals herbei. Wir wollen ſehen,
ob ſich die Ueberreſte des Pir Kamek finden laſſen, und
ſie im Thale Idiz begraben.“

Das war allerdings ein Gedanke, welcher bei den
Dſcheſidi zünden mußte, und mir war es außerordentlich
lieb, bei dem Begräbniſſe eines Dſcheſidi gegenwärtig ſein
zu können. Ich nahm nur Halef mit, den Buluk Emini
aber ließ ich zurück.

Zwar hatte ich geſagt, daß der Weg nach dem Thale
Idiz mir bekannt ſei, aber ich war ja nicht von Scheik
Adi, ſondern von Baadri aus dorthin gekommen. Jeden-
falls glaubte der Bey, daß ich mit dem Sohne Seleks
über Scheik Adi geritten ſei, und ich klärte ihn nicht auf,

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[80/0094] Papier auf dem Knie, von der Rechten zur Linken hin- über den Brief an den Gouverneur, der ſicher beim Leſen desſelben keine Ahnung hatte, daß er von ſeinem Schütz- linge verfaßt worden war. Und kaum eine halbe Stunde ſpäter jagte das Pferd, welches Pali trug, im Galopp auf dem Wege nach Baadri hin. — Das Feſt der Dſcheſidi hatte eine außerordentliche Stö- rung erfahren, aber das Bedauern darüber war nicht ſo groß, wie die Freude, daß es gelungen war, das große Unglück abzuwenden, welches der Verſammlung in Scheik Adi gedroht hatte. „Was wird nun aus dem Feſte?“ fragte ich Ali Bey. „Die Osmanly können noch mehrere Tage lang da unten verweilen müſſen, und eine ſo lange Zeit dürften die Dſcheſidi doch nicht warten wollen.“ „Ich werde ihnen ein Feſt geben, welches größer iſt, als ſie erwartet haben,“ antwortete er. „Weißt du den Weg nach dem Thale Idiz noch genau?“ „Ja.“ „Du haſt Zeit. Reite hin und hole Mir Scheik Khan mit den Scheiks und Kawals herbei. Wir wollen ſehen, ob ſich die Ueberreſte des Pir Kamek finden laſſen, und ſie im Thale Idiz begraben.“ Das war allerdings ein Gedanke, welcher bei den Dſcheſidi zünden mußte, und mir war es außerordentlich lieb, bei dem Begräbniſſe eines Dſcheſidi gegenwärtig ſein zu können. Ich nahm nur Halef mit, den Buluk Emini aber ließ ich zurück. Zwar hatte ich geſagt, daß der Weg nach dem Thale Idiz mir bekannt ſei, aber ich war ja nicht von Scheik Adi, ſondern von Baadri aus dorthin gekommen. Jeden- falls glaubte der Bey, daß ich mit dem Sohne Seleks über Scheik Adi geritten ſei, und ich klärte ihn nicht auf,

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/94>, abgerufen am 25.11.2024.