"Schön! Gebt also auf Euren Nekul besser acht, Master!"
"Danke für die Warnung, Sir! Eure Ausdrucksweise scheint sich, seit Ihr Euch mit dem Kurdischen beschäftigt, sehr verästhetisiert zu haben. Nicht?"
"Ist auch kein Wunder bei diesem Aerger! Also ich kam zur Erde zu liegen und konnte nur langsam wieder auf. Es mußte sich etwas in mir verbogen haben. Die Büchse war weit fortgeschleudert und der Gürtel aufge- gangen; alle Waffen lagen an der Erde. Da kamen diese Herambaz und machten sich über mich her."
"Ihr wehrtet Euch?"
"Natürlich! Ich konnte aber nur das Messer und eine der Pistolen erwischen; darum gelang es ihnen, mich zu entwaffnen und zu binden."
"Wo blieb der Bey mit seinen Leuten?"
"Habe keinen von ihnen zu sehen bekommen, hörte aber weiter vor uns noch schießen."
"Sie werden zwischen zwei Abteilungen dieser Leute hier geraten gewesen sein."
"Wahrscheinlich. Als man mit mir fertig war, machte man sich an Euch. Ich dachte sehr, daß Ihr tot wäret. Man hat Beispiele, daß selbst ein schlechter Reiter einmal den Hals entzweifällt; nicht, Sir?"
"Möglich!"
"Ihr wurdet zwischen die zwei Mähren gebunden; dann ging es fort, nachdem man unsere beiden Pferde annektiert hatte."
"Hat man Euch verhört?"
"Sehr! Habe auch geantwortet! Und wie! Yes!"
"Wir müssen zunächst aufmerken, in welcher Richtung
„Sir, was heißt Schnabel auf Kurdiſch?“
„Nekul.“
„Schön! Gebt alſo auf Euren Nekul beſſer acht, Maſter!“
„Danke für die Warnung, Sir! Eure Ausdrucksweiſe ſcheint ſich, ſeit Ihr Euch mit dem Kurdiſchen beſchäftigt, ſehr veräſthetiſiert zu haben. Nicht?“
„Iſt auch kein Wunder bei dieſem Aerger! Alſo ich kam zur Erde zu liegen und konnte nur langſam wieder auf. Es mußte ſich etwas in mir verbogen haben. Die Büchſe war weit fortgeſchleudert und der Gürtel aufge- gangen; alle Waffen lagen an der Erde. Da kamen dieſe Herambaz und machten ſich über mich her.“
„Ihr wehrtet Euch?“
„Natürlich! Ich konnte aber nur das Meſſer und eine der Piſtolen erwiſchen; darum gelang es ihnen, mich zu entwaffnen und zu binden.“
„Wo blieb der Bey mit ſeinen Leuten?“
„Habe keinen von ihnen zu ſehen bekommen, hörte aber weiter vor uns noch ſchießen.“
„Sie werden zwiſchen zwei Abteilungen dieſer Leute hier geraten geweſen ſein.“
„Wahrſcheinlich. Als man mit mir fertig war, machte man ſich an Euch. Ich dachte ſehr, daß Ihr tot wäret. Man hat Beiſpiele, daß ſelbſt ein ſchlechter Reiter einmal den Hals entzweifällt; nicht, Sir?“
„Möglich!“
„Ihr wurdet zwiſchen die zwei Mähren gebunden; dann ging es fort, nachdem man unſere beiden Pferde annektiert hatte.“
„Hat man Euch verhört?“
„Sehr! Habe auch geantwortet! Und wie! Yes!“
„Wir müſſen zunächſt aufmerken, in welcher Richtung
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„Sir, was heißt Schnabel auf Kurdiſch?“
„Nekul.“
„Schön! Gebt alſo auf Euren Nekul beſſer acht,
Maſter!“
„Danke für die Warnung, Sir! Eure Ausdrucksweiſe
ſcheint ſich, ſeit Ihr Euch mit dem Kurdiſchen beſchäftigt,
ſehr veräſthetiſiert zu haben. Nicht?“
„Iſt auch kein Wunder bei dieſem Aerger! Alſo ich
kam zur Erde zu liegen und konnte nur langſam wieder
auf. Es mußte ſich etwas in mir verbogen haben. Die
Büchſe war weit fortgeſchleudert und der Gürtel aufge-
gangen; alle Waffen lagen an der Erde. Da kamen dieſe
Herambaz und machten ſich über mich her.“
„Ihr wehrtet Euch?“
„Natürlich! Ich konnte aber nur das Meſſer und
eine der Piſtolen erwiſchen; darum gelang es ihnen, mich
zu entwaffnen und zu binden.“
„Wo blieb der Bey mit ſeinen Leuten?“
„Habe keinen von ihnen zu ſehen bekommen, hörte
aber weiter vor uns noch ſchießen.“
„Sie werden zwiſchen zwei Abteilungen dieſer Leute
hier geraten geweſen ſein.“
„Wahrſcheinlich. Als man mit mir fertig war,
machte man ſich an Euch. Ich dachte ſehr, daß Ihr tot
wäret. Man hat Beiſpiele, daß ſelbſt ein ſchlechter Reiter
einmal den Hals entzweifällt; nicht, Sir?“
„Möglich!“
„Ihr wurdet zwiſchen die zwei Mähren gebunden;
dann ging es fort, nachdem man unſere beiden Pferde
annektiert hatte.“
„Hat man Euch verhört?“
„Sehr! Habe auch geantwortet! Und wie! Yes!“
„Wir müſſen zunächſt aufmerken, in welcher Richtung
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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