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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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hätte er dir nicht das Geschenk für uns anvertraut. Allah
hat Wohlgefallen an dir, denn er läßt dich überall
Freunde finden."

"Allah giebt Gutes und Böses; er erfreut die Seinen
und betrübt sie auch zuweilen, um sie zu prüfen. Ich
habe auch Feinde in Amadijah gefunden."

"Wer war dein Feind? Der Mutesselim?"

"Dieser war mir weder Freund noch Feind; er
fürchtete mich. Aber es kam ein Mann zu ihm, der mich
haßte und die Schuld trug, daß ich sogar gefangen ge-
nommen werden sollte."

"Wer war es?"

"Der Makredsch von Mossul."

"Der Makredsch?" fragte der Bey sehr aufmerksam.
"Er ist ein Feind der Kurden; er ist ein Feind aller
Menschen, was wollte er in Amadijah?"

"Er befand sich auf der Flucht nach Persien; denn
der Anadoli Kasi Askeri ist gekommen, um ihn und den
Mutessarif von Mossul abzusetzen."

Diese Kunde erregte die allergrößte Ueberraschung
bei dem Bey. Er teilte die Neuigkeit sofort den Seinigen
mit, von denen sie mit demselben Erstaunen aufgenommen
wurde. Ich mußte alles sehr ausführlich erzählen.

"So wird der Mutesselim wohl auch abgesetzt?" fragte
der Bey.

"Das kann man nicht wissen. Er war der Kerker-
meister des Mutessarif, der einen jeden, der aus Mossul
verschwinden sollte, nach Amadijah sandte."

"Doch wohl nur Verbrecher?"

"Nein. Hast du nicht gehört von Amad el Ghandur,
dem Sohne des Scheik der Haddedihn?"

"Ist auch er gefangen genommen und nach Amadijah
geschickt worden?"

hätte er dir nicht das Geſchenk für uns anvertraut. Allah
hat Wohlgefallen an dir, denn er läßt dich überall
Freunde finden.“

„Allah giebt Gutes und Böſes; er erfreut die Seinen
und betrübt ſie auch zuweilen, um ſie zu prüfen. Ich
habe auch Feinde in Amadijah gefunden.“

„Wer war dein Feind? Der Muteſſelim?“

„Dieſer war mir weder Freund noch Feind; er
fürchtete mich. Aber es kam ein Mann zu ihm, der mich
haßte und die Schuld trug, daß ich ſogar gefangen ge-
nommen werden ſollte.“

„Wer war es?“

„Der Makredſch von Moſſul.“

„Der Makredſch?“ fragte der Bey ſehr aufmerkſam.
„Er iſt ein Feind der Kurden; er iſt ein Feind aller
Menſchen, was wollte er in Amadijah?“

„Er befand ſich auf der Flucht nach Perſien; denn
der Anadoli Kaſi Askeri iſt gekommen, um ihn und den
Muteſſarif von Moſſul abzuſetzen.“

Dieſe Kunde erregte die allergrößte Ueberraſchung
bei dem Bey. Er teilte die Neuigkeit ſofort den Seinigen
mit, von denen ſie mit demſelben Erſtaunen aufgenommen
wurde. Ich mußte alles ſehr ausführlich erzählen.

„So wird der Muteſſelim wohl auch abgeſetzt?“ fragte
der Bey.

„Das kann man nicht wiſſen. Er war der Kerker-
meiſter des Muteſſarif, der einen jeden, der aus Moſſul
verſchwinden ſollte, nach Amadijah ſandte.“

„Doch wohl nur Verbrecher?“

„Nein. Haſt du nicht gehört von Amad el Ghandur,
dem Sohne des Scheik der Haddedihn?“

„Iſt auch er gefangen genommen und nach Amadijah
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[429/0443] hätte er dir nicht das Geſchenk für uns anvertraut. Allah hat Wohlgefallen an dir, denn er läßt dich überall Freunde finden.“ „Allah giebt Gutes und Böſes; er erfreut die Seinen und betrübt ſie auch zuweilen, um ſie zu prüfen. Ich habe auch Feinde in Amadijah gefunden.“ „Wer war dein Feind? Der Muteſſelim?“ „Dieſer war mir weder Freund noch Feind; er fürchtete mich. Aber es kam ein Mann zu ihm, der mich haßte und die Schuld trug, daß ich ſogar gefangen ge- nommen werden ſollte.“ „Wer war es?“ „Der Makredſch von Moſſul.“ „Der Makredſch?“ fragte der Bey ſehr aufmerkſam. „Er iſt ein Feind der Kurden; er iſt ein Feind aller Menſchen, was wollte er in Amadijah?“ „Er befand ſich auf der Flucht nach Perſien; denn der Anadoli Kaſi Askeri iſt gekommen, um ihn und den Muteſſarif von Moſſul abzuſetzen.“ Dieſe Kunde erregte die allergrößte Ueberraſchung bei dem Bey. Er teilte die Neuigkeit ſofort den Seinigen mit, von denen ſie mit demſelben Erſtaunen aufgenommen wurde. Ich mußte alles ſehr ausführlich erzählen. „So wird der Muteſſelim wohl auch abgeſetzt?“ fragte der Bey. „Das kann man nicht wiſſen. Er war der Kerker- meiſter des Muteſſarif, der einen jeden, der aus Moſſul verſchwinden ſollte, nach Amadijah ſandte.“ „Doch wohl nur Verbrecher?“ „Nein. Haſt du nicht gehört von Amad el Ghandur, dem Sohne des Scheik der Haddedihn?“ „Iſt auch er gefangen genommen und nach Amadijah geſchickt worden?“

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/443>, abgerufen am 23.11.2024.