"Aus Mekka? Allahil Allah! Giebt es dort auch Teufels-Anbeter?"
"Grad fünfmalhunderttausend."
"So viele! Allah kerihm; er läßt viel Unkraut unter dem Weizen wachsen! -- Wohin wollt ihr?"
"Nach Scheik Adi."
"Ah, habe ich euch? Was wollt ihr dort?"
"Es wird dort ein großes Fest gefeiert."
"Ich weiß es. Ihr tanzt und singt mit dem Teufel und betet dabei einen Hahn an, der durch das Feuer der Dschehennah ausgebrütet worden ist. Steigt ab! Ihr seid meine Gefangenen!"
"Gefangen? Was haben wir gethan?"
"Ihr seid Söhne des Teufels. Ihr müßt geprügelt werden, bis euer Vater von euch gewichen ist. Herunter von den Pferden!"
Er griff selbst zu, und die beiden Männer wurden förmlich von den Pferden heruntergezogen.
"Gebt eure Waffen her!"
Ich wußte, Halef würde das nie thun, selbst unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht. Er sah suchend nach dem Feuer hin, und so hob ich den Kopf so weit empor, daß er mich erblickte. Nun wußte er, daß er sicher sein könne. Aus dem vielen leisen Rascheln hinter mir hatte ich bereits erkannt, daß die Meinen das Lager voll- ständig umschlossen hatten.
"Unsere Waffen?" fragte Halef. "Höre, Jüs Baschi, erlaube, daß wir dir etwas sagen!"
"Was?"
"Das können wir nur dir und dem Mülasim mit- teilen."
"Ich mag nichts von euch erfahren!"
"Es ist aber wichtig, sehr wichtig!"
„Aus Mekka? Allahil Allah! Giebt es dort auch Teufels-Anbeter?“
„Grad fünfmalhunderttauſend.“
„So viele! Allah kerihm; er läßt viel Unkraut unter dem Weizen wachſen! — Wohin wollt ihr?“
„Nach Scheik Adi.“
„Ah, habe ich euch? Was wollt ihr dort?“
„Es wird dort ein großes Feſt gefeiert.“
„Ich weiß es. Ihr tanzt und ſingt mit dem Teufel und betet dabei einen Hahn an, der durch das Feuer der Dſchehennah ausgebrütet worden iſt. Steigt ab! Ihr ſeid meine Gefangenen!“
„Gefangen? Was haben wir gethan?“
„Ihr ſeid Söhne des Teufels. Ihr müßt geprügelt werden, bis euer Vater von euch gewichen iſt. Herunter von den Pferden!“
Er griff ſelbſt zu, und die beiden Männer wurden förmlich von den Pferden heruntergezogen.
„Gebt eure Waffen her!“
Ich wußte, Halef würde das nie thun, ſelbſt unter den gegenwärtigen Verhältniſſen nicht. Er ſah ſuchend nach dem Feuer hin, und ſo hob ich den Kopf ſo weit empor, daß er mich erblickte. Nun wußte er, daß er ſicher ſein könne. Aus dem vielen leiſen Raſcheln hinter mir hatte ich bereits erkannt, daß die Meinen das Lager voll- ſtändig umſchloſſen hatten.
„Unſere Waffen?“ fragte Halef. „Höre, Jüs Baſchi, erlaube, daß wir dir etwas ſagen!“
„Was?“
„Das können wir nur dir und dem Mülaſim mit- teilen.“
„Ich mag nichts von euch erfahren!“
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[29/0043]
„Aus Mekka? Allahil Allah! Giebt es dort auch
Teufels-Anbeter?“
„Grad fünfmalhunderttauſend.“
„So viele! Allah kerihm; er läßt viel Unkraut unter
dem Weizen wachſen! — Wohin wollt ihr?“
„Nach Scheik Adi.“
„Ah, habe ich euch? Was wollt ihr dort?“
„Es wird dort ein großes Feſt gefeiert.“
„Ich weiß es. Ihr tanzt und ſingt mit dem Teufel
und betet dabei einen Hahn an, der durch das Feuer der
Dſchehennah ausgebrütet worden iſt. Steigt ab! Ihr
ſeid meine Gefangenen!“
„Gefangen? Was haben wir gethan?“
„Ihr ſeid Söhne des Teufels. Ihr müßt geprügelt
werden, bis euer Vater von euch gewichen iſt. Herunter
von den Pferden!“
Er griff ſelbſt zu, und die beiden Männer wurden
förmlich von den Pferden heruntergezogen.
„Gebt eure Waffen her!“
Ich wußte, Halef würde das nie thun, ſelbſt unter
den gegenwärtigen Verhältniſſen nicht. Er ſah ſuchend
nach dem Feuer hin, und ſo hob ich den Kopf ſo weit
empor, daß er mich erblickte. Nun wußte er, daß er ſicher
ſein könne. Aus dem vielen leiſen Raſcheln hinter mir
hatte ich bereits erkannt, daß die Meinen das Lager voll-
ſtändig umſchloſſen hatten.
„Unſere Waffen?“ fragte Halef. „Höre, Jüs Baſchi,
erlaube, daß wir dir etwas ſagen!“
„Was?“
„Das können wir nur dir und dem Mülaſim mit-
teilen.“
„Ich mag nichts von euch erfahren!“
„Es iſt aber wichtig, ſehr wichtig!“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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