May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].Ich blickte nieder und sah nun zwei silberne Zwanzig- "Was ist's mit diesem Gelde?" "Es ist vom Mutesselim." Jetzt begann ich das übrige zu ahnen und fragte: "Wofür?" "Für die Gefangennehmung des Makredsch. Effendi, "Ich schätze es auf ungefähr vierundzwanzigtausend "So hat Selim mir doch die Wahrheit gesagt. Dieses Bei diesen Worten bildete ihr ganzes Gesicht ein "Und weißt du, was dieser Agha der Arnauten ge- "Was?" "Er hat das Geld genommen und ist davongegangen, "Was sollte ich thun?" entschuldigte sich Selim. "Ihm das Geld in den Bart werfen! Ich hätte es "Ich glaube es!" Mit dieser Versicherung sagte ich die Wahrheit. Sie "Soll er es ihm wiedergeben?" "Nein." "Nicht?" Ich blickte nieder und ſah nun zwei ſilberne Zwanzig- „Was iſt's mit dieſem Gelde?“ „Es iſt vom Muteſſelim.“ Jetzt begann ich das übrige zu ahnen und fragte: „Wofür?“ „Für die Gefangennehmung des Makredſch. Effendi, „Ich ſchätze es auf ungefähr vierundzwanzigtauſend „So hat Selim mir doch die Wahrheit geſagt. Dieſes Bei dieſen Worten bildete ihr ganzes Geſicht ein „Und weißt du, was dieſer Agha der Arnauten ge- „Was?“ „Er hat das Geld genommen und iſt davongegangen, „Was ſollte ich thun?“ entſchuldigte ſich Selim. „Ihm das Geld in den Bart werfen! Ich hätte es „Ich glaube es!“ Mit dieſer Verſicherung ſagte ich die Wahrheit. Sie „Soll er es ihm wiedergeben?“ „Nein.“ „Nicht?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0347" n="333"/> <p>Ich blickte nieder und ſah nun zwei ſilberne Zwanzig-<lb/> und ein ebenſolches Zehn-Piaſterſtück am Boden liegen.</p><lb/> <p>„Was iſt's mit dieſem Gelde?“</p><lb/> <p>„Es iſt vom Muteſſelim.“</p><lb/> <p>Jetzt begann ich das übrige zu ahnen und fragte:</p><lb/> <p>„Wofür?“</p><lb/> <p>„Für die Gefangennehmung des Makredſch. Effendi,<lb/> du weißt ungefähr, wie viel Geld dieſer bei ſich hatte?“</p><lb/> <p>„Ich ſchätze es auf ungefähr vierundzwanzigtauſend<lb/> Piaſter.“</p><lb/> <p>„So hat Selim mir doch die Wahrheit geſagt. Dieſes<lb/> viele ungeheure Geld hat der Kommandant dem Makredſch<lb/> abgenommen und von demſelben dieſem tapfern Agha der<lb/> Arnauten fünfzig Piaſter gegeben!“</p><lb/> <p>Bei dieſen Worten bildete ihr ganzes Geſicht ein<lb/> empörtes Ausrufezeichen. Sie ſchob die Silberſtücke mit<lb/> dem Fuße fort und fragte mich:</p><lb/> <p>„Und weißt du, was dieſer Agha der Arnauten ge-<lb/> than hat?“</p><lb/> <p>„Was?“</p><lb/> <p>„Er hat das Geld genommen und iſt davongegangen,<lb/> ohne ein einziges Wort zu ſagen! Frage ihn, ob ich<lb/> dich belüge!“</p><lb/> <p>„Was ſollte ich thun?“ entſchuldigte ſich Selim.</p><lb/> <p>„Ihm das Geld in den Bart werfen! Ich hätte es<lb/> ganz ſicherlich gethan. Glaubſt du das, Effendi?“</p><lb/> <p>„Ich glaube es!“</p><lb/> <p>Mit dieſer Verſicherung ſagte ich die Wahrheit. Sie<lb/> beehrte mich mit einem Blicke der Dankbarkeit und fragte<lb/> mich dann:</p><lb/> <p>„Soll er es ihm wiedergeben?“</p><lb/> <p>„Nein.“</p><lb/> <p>„Nicht?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [333/0347]
Ich blickte nieder und ſah nun zwei ſilberne Zwanzig-
und ein ebenſolches Zehn-Piaſterſtück am Boden liegen.
„Was iſt's mit dieſem Gelde?“
„Es iſt vom Muteſſelim.“
Jetzt begann ich das übrige zu ahnen und fragte:
„Wofür?“
„Für die Gefangennehmung des Makredſch. Effendi,
du weißt ungefähr, wie viel Geld dieſer bei ſich hatte?“
„Ich ſchätze es auf ungefähr vierundzwanzigtauſend
Piaſter.“
„So hat Selim mir doch die Wahrheit geſagt. Dieſes
viele ungeheure Geld hat der Kommandant dem Makredſch
abgenommen und von demſelben dieſem tapfern Agha der
Arnauten fünfzig Piaſter gegeben!“
Bei dieſen Worten bildete ihr ganzes Geſicht ein
empörtes Ausrufezeichen. Sie ſchob die Silberſtücke mit
dem Fuße fort und fragte mich:
„Und weißt du, was dieſer Agha der Arnauten ge-
than hat?“
„Was?“
„Er hat das Geld genommen und iſt davongegangen,
ohne ein einziges Wort zu ſagen! Frage ihn, ob ich
dich belüge!“
„Was ſollte ich thun?“ entſchuldigte ſich Selim.
„Ihm das Geld in den Bart werfen! Ich hätte es
ganz ſicherlich gethan. Glaubſt du das, Effendi?“
„Ich glaube es!“
Mit dieſer Verſicherung ſagte ich die Wahrheit. Sie
beehrte mich mit einem Blicke der Dankbarkeit und fragte
mich dann:
„Soll er es ihm wiedergeben?“
„Nein.“
„Nicht?“
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