"Versteck ist gut, sehr gut. Nur dafür sorgen, daß nicht herunterfällt."
"Auf welche Weise?"
"Ah, ihr wißt nicht? Hm, Master Lindsay gescheiter Kerl! Schönes Abenteuer! Prächtig! Möchte bezahlen, gut bezahlen! Knüppel abschneiden und in die Höhlung klemmen, quer herüber. Viel Moos hier. Dieses darauf legen. Dann kann nicht herunterfallen. Versteck fertig! Schönes Landhaus! Prachtvolle Villa!"
"Da hättet Ihr recht! Wie groß ist dort der Durch- messer der Höhlung?"
"Vier Fuß ungefähr. Weiter nach unten noch mehr. Könnt Ihr klettern?"
"Ja. Ich werde mir diese Gelegenheit einmal ansehen."
"Nicht ledig hinauf. Gleich Knüppel mitnehmen!"
"Das ist allerdings praktischer. Hier stehen genug eichene Stangen."
"Aber wie hinaufbringen? Klettern und auch tragen? Geht nicht!"
"Ich habe meinen Lasso mit. Der hat mich auf allen meinen Reisen begleitet, denn so ein Riemen ist eine der nützlichsten Sachen."
"Well; so schneiden wir!"
"Aber immer vorsichtig sein, Master! Zunächst wollen wir uns überzeugen, ob wir allein sind. Unsere englische Unterhaltung kann hier kein Mensch verstehen; sie hätte also unser Vorhaben nicht verraten. Aber ehe wir handeln, müssen wir uns sicher stellen."
"So sucht! Werde einstweilen Stangen machen."
Ich ging den Umkreis ab und überzeugte mich, daß wir unbeachtet waren; dann half ich dem Engländer, der
„Sehr! Kann gar nicht heraus.“
„Dann iſt es ja mit dem Verſtecke nichts!“
„Verſteck iſt gut, ſehr gut. Nur dafür ſorgen, daß nicht herunterfällt.“
„Auf welche Weiſe?“
„Ah, ihr wißt nicht? Hm, Maſter Lindſay geſcheiter Kerl! Schönes Abenteuer! Prächtig! Möchte bezahlen, gut bezahlen! Knüppel abſchneiden und in die Höhlung klemmen, quer herüber. Viel Moos hier. Dieſes darauf legen. Dann kann nicht herunterfallen. Verſteck fertig! Schönes Landhaus! Prachtvolle Villa!“
„Da hättet Ihr recht! Wie groß iſt dort der Durch- meſſer der Höhlung?“
„Vier Fuß ungefähr. Weiter nach unten noch mehr. Könnt Ihr klettern?“
„Ja. Ich werde mir dieſe Gelegenheit einmal anſehen.“
„Nicht ledig hinauf. Gleich Knüppel mitnehmen!“
„Das iſt allerdings praktiſcher. Hier ſtehen genug eichene Stangen.“
„Aber wie hinaufbringen? Klettern und auch tragen? Geht nicht!“
„Ich habe meinen Laſſo mit. Der hat mich auf allen meinen Reiſen begleitet, denn ſo ein Riemen iſt eine der nützlichſten Sachen.“
„Well; ſo ſchneiden wir!“
„Aber immer vorſichtig ſein, Maſter! Zunächſt wollen wir uns überzeugen, ob wir allein ſind. Unſere engliſche Unterhaltung kann hier kein Menſch verſtehen; ſie hätte alſo unſer Vorhaben nicht verraten. Aber ehe wir handeln, müſſen wir uns ſicher ſtellen.“
„So ſucht! Werde einſtweilen Stangen machen.“
Ich ging den Umkreis ab und überzeugte mich, daß wir unbeachtet waren; dann half ich dem Engländer, der
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„Sehr! Kann gar nicht heraus.“
„Dann iſt es ja mit dem Verſtecke nichts!“
„Verſteck iſt gut, ſehr gut. Nur dafür ſorgen, daß
nicht herunterfällt.“
„Auf welche Weiſe?“
„Ah, ihr wißt nicht? Hm, Maſter Lindſay geſcheiter
Kerl! Schönes Abenteuer! Prächtig! Möchte bezahlen,
gut bezahlen! Knüppel abſchneiden und in die Höhlung
klemmen, quer herüber. Viel Moos hier. Dieſes darauf
legen. Dann kann nicht herunterfallen. Verſteck fertig!
Schönes Landhaus! Prachtvolle Villa!“
„Da hättet Ihr recht! Wie groß iſt dort der Durch-
meſſer der Höhlung?“
„Vier Fuß ungefähr. Weiter nach unten noch mehr.
Könnt Ihr klettern?“
„Ja. Ich werde mir dieſe Gelegenheit einmal anſehen.“
„Nicht ledig hinauf. Gleich Knüppel mitnehmen!“
„Das iſt allerdings praktiſcher. Hier ſtehen genug
eichene Stangen.“
„Aber wie hinaufbringen? Klettern und auch tragen?
Geht nicht!“
„Ich habe meinen Laſſo mit. Der hat mich auf allen
meinen Reiſen begleitet, denn ſo ein Riemen iſt eine der
nützlichſten Sachen.“
„Well; ſo ſchneiden wir!“
„Aber immer vorſichtig ſein, Maſter! Zunächſt wollen
wir uns überzeugen, ob wir allein ſind. Unſere engliſche
Unterhaltung kann hier kein Menſch verſtehen; ſie hätte
alſo unſer Vorhaben nicht verraten. Aber ehe wir handeln,
müſſen wir uns ſicher ſtellen.“
„So ſucht! Werde einſtweilen Stangen machen.“
Ich ging den Umkreis ab und überzeugte mich, daß
wir unbeachtet waren; dann half ich dem Engländer, der
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/281>, abgerufen am 17.05.2024.
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