Ich weiß einen Ort, wo man diesen Trank in Ruhe und Sicherheit genießen kann."
"Wo?"
"Effendi, ein solcher Ort ist allemal bei einem Juden oder bei einem Griechen. Hast du dies noch nicht be- merkt?"
"Sehr oft. Aber man wird dich sehen, und dann er- fährt die ganze Stadt, daß du dich nicht ganz auf dein System verlassen kannst!"
"Nur wir beide werden einander sehen. Dieser Jude hat eine kleine Stube, in welche nicht einmal der Mond blicken kann."
"So komm! Aber laß uns vorsichtig sein, daß wir nicht beobachtet werden."
Also wieder einen Angriff auf meinen Geldbeutel! Uebrigens war ich ganz vergnügt, den Agha als einen Moslem kennen zu lernen, dem zwar der Wein, nicht aber die Arznei verboten ist, welche aus dem Blute der Trau- ben gekeltert wird. Ein kleines Räuschchen konnte mir Vorteile bringen.
Nachdem wir einige enge und winkelige Gäßchen pas- siert hatten, hielten wir vor einem kleinen, armseligen Häuschen, dessen Thüre nur angelehnt war. Wir traten in den dunklen Flur, wo Selim in die Hände klatschte. Sogleich erschien eine krumme, mit einem echt israelitischen Gesichte ausgestattete Gestalt aus der Stube und leuchtete dem Agha in das Gesicht.
"Ihr seid es, Hoheit? Gott Abrahams, bin ich er- schrocken, als ich sah im Hause stehen zwei Gestalten statt der Eurigen, die ich gewohnt bin, alle Tage die Ehre zu haben, zu empfangen in meinem Hause mit Vergnügen und sehr tiefer Unterthänigkeit!"
"Mach auf, Alter!"
Ich weiß einen Ort, wo man dieſen Trank in Ruhe und Sicherheit genießen kann.“
„Wo?“
„Effendi, ein ſolcher Ort iſt allemal bei einem Juden oder bei einem Griechen. Haſt du dies noch nicht be- merkt?“
„Sehr oft. Aber man wird dich ſehen, und dann er- fährt die ganze Stadt, daß du dich nicht ganz auf dein Syſtem verlaſſen kannſt!“
„Nur wir beide werden einander ſehen. Dieſer Jude hat eine kleine Stube, in welche nicht einmal der Mond blicken kann.“
„So komm! Aber laß uns vorſichtig ſein, daß wir nicht beobachtet werden.“
Alſo wieder einen Angriff auf meinen Geldbeutel! Uebrigens war ich ganz vergnügt, den Agha als einen Moslem kennen zu lernen, dem zwar der Wein, nicht aber die Arznei verboten iſt, welche aus dem Blute der Trau- ben gekeltert wird. Ein kleines Räuſchchen konnte mir Vorteile bringen.
Nachdem wir einige enge und winkelige Gäßchen paſ- ſiert hatten, hielten wir vor einem kleinen, armſeligen Häuschen, deſſen Thüre nur angelehnt war. Wir traten in den dunklen Flur, wo Selim in die Hände klatſchte. Sogleich erſchien eine krumme, mit einem echt israelitiſchen Geſichte ausgeſtattete Geſtalt aus der Stube und leuchtete dem Agha in das Geſicht.
„Ihr ſeid es, Hoheit? Gott Abrahams, bin ich er- ſchrocken, als ich ſah im Hauſe ſtehen zwei Geſtalten ſtatt der Eurigen, die ich gewohnt bin, alle Tage die Ehre zu haben, zu empfangen in meinem Hauſe mit Vergnügen und ſehr tiefer Unterthänigkeit!“
„Mach auf, Alter!“
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Ich weiß einen Ort, wo man dieſen Trank in Ruhe und
Sicherheit genießen kann.“
„Wo?“
„Effendi, ein ſolcher Ort iſt allemal bei einem Juden
oder bei einem Griechen. Haſt du dies noch nicht be-
merkt?“
„Sehr oft. Aber man wird dich ſehen, und dann er-
fährt die ganze Stadt, daß du dich nicht ganz auf dein
Syſtem verlaſſen kannſt!“
„Nur wir beide werden einander ſehen. Dieſer Jude
hat eine kleine Stube, in welche nicht einmal der Mond
blicken kann.“
„So komm! Aber laß uns vorſichtig ſein, daß wir
nicht beobachtet werden.“
Alſo wieder einen Angriff auf meinen Geldbeutel!
Uebrigens war ich ganz vergnügt, den Agha als einen
Moslem kennen zu lernen, dem zwar der Wein, nicht aber
die Arznei verboten iſt, welche aus dem Blute der Trau-
ben gekeltert wird. Ein kleines Räuſchchen konnte mir
Vorteile bringen.
Nachdem wir einige enge und winkelige Gäßchen paſ-
ſiert hatten, hielten wir vor einem kleinen, armſeligen
Häuschen, deſſen Thüre nur angelehnt war. Wir traten
in den dunklen Flur, wo Selim in die Hände klatſchte.
Sogleich erſchien eine krumme, mit einem echt israelitiſchen
Geſichte ausgeſtattete Geſtalt aus der Stube und leuchtete
dem Agha in das Geſicht.
„Ihr ſeid es, Hoheit? Gott Abrahams, bin ich er-
ſchrocken, als ich ſah im Hauſe ſtehen zwei Geſtalten ſtatt
der Eurigen, die ich gewohnt bin, alle Tage die Ehre zu
haben, zu empfangen in meinem Hauſe mit Vergnügen
und ſehr tiefer Unterthänigkeit!“
„Mach auf, Alter!“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/243>, abgerufen am 26.11.2024.
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