weil sie weder Speise noch Kleidung erhalten, und ihre guten Gewehre hat er gegen schlechte umgetauscht, um den Profit für sich zu nehmen, und wenn für die paar Kano- nen, welche die Festung verteidigen sollen, das Pulver kommt, so verkauft er es an uns, um Geld zu erhalten."
Das war also eine echt türkische Wirtschaft! Nun brauchte ich mich nicht über die effektvolle Schießübung zu wundern, deren Augen- und Ohrenzeuge ich gewesen war.
"Und wie steht er mit deinem Bey?" erkundigte ich mich.
"Nicht gut. Es kommen viele Kurden nach der Stadt, entweder um hier einzukaufen oder Lebensmittel zu ver- kaufen. Für diese hat er eine hohe Steuer eingeführt, die der Bey nicht leiden will. Auch maßt er sich in vielen Fällen eine Gewalt über uns an, die ihm gar nicht ge- hört. Zwei Kurden haben sich kürzlich in Amadijah Blei und Pulver gekauft, und man verlangte ihnen am Thore eine Steuer dafür ab. Das war noch nie vorgekommen; sie hatten nicht genug Geld zur Bezahlung der Steuer, welche noch höher war, als der Preis der so schon teuren Ware, und so wurden sie in das Gefängnis gesteckt. Der Bey verlangte ihre Freiheit und gab zu, daß man das Pulver und Blei konfiszieren möge; aber der Mutesselim ging nicht darauf ein. Er verlangte die konfiszierte Ware, den Zoll, eine Strafsumme und dann auch noch Bezah- lung der Untersuchungs- und Gefängniskosten, so daß aus zwanzig Piastern hundertundvierzig geworden sind. Ehe diese nicht bezahlt werden, gibt er die Leute nicht los und rechnet ihnen zehn Piaster für den Tag als Ver- pflegungsgelder an."
"In dieser Angelegenheit wolltest du mit ihm reden?"
"Ja."
"Solltest du die Summe bezahlen?"
weil ſie weder Speiſe noch Kleidung erhalten, und ihre guten Gewehre hat er gegen ſchlechte umgetauſcht, um den Profit für ſich zu nehmen, und wenn für die paar Kano- nen, welche die Feſtung verteidigen ſollen, das Pulver kommt, ſo verkauft er es an uns, um Geld zu erhalten.“
Das war alſo eine echt türkiſche Wirtſchaft! Nun brauchte ich mich nicht über die effektvolle Schießübung zu wundern, deren Augen- und Ohrenzeuge ich geweſen war.
„Und wie ſteht er mit deinem Bey?“ erkundigte ich mich.
„Nicht gut. Es kommen viele Kurden nach der Stadt, entweder um hier einzukaufen oder Lebensmittel zu ver- kaufen. Für dieſe hat er eine hohe Steuer eingeführt, die der Bey nicht leiden will. Auch maßt er ſich in vielen Fällen eine Gewalt über uns an, die ihm gar nicht ge- hört. Zwei Kurden haben ſich kürzlich in Amadijah Blei und Pulver gekauft, und man verlangte ihnen am Thore eine Steuer dafür ab. Das war noch nie vorgekommen; ſie hatten nicht genug Geld zur Bezahlung der Steuer, welche noch höher war, als der Preis der ſo ſchon teuren Ware, und ſo wurden ſie in das Gefängnis geſteckt. Der Bey verlangte ihre Freiheit und gab zu, daß man das Pulver und Blei konfiszieren möge; aber der Muteſſelim ging nicht darauf ein. Er verlangte die konfiszierte Ware, den Zoll, eine Strafſumme und dann auch noch Bezah- lung der Unterſuchungs- und Gefängniskoſten, ſo daß aus zwanzig Piaſtern hundertundvierzig geworden ſind. Ehe dieſe nicht bezahlt werden, gibt er die Leute nicht los und rechnet ihnen zehn Piaſter für den Tag als Ver- pflegungsgelder an.“
„In dieſer Angelegenheit wollteſt du mit ihm reden?“
„Ja.“
„Sollteſt du die Summe bezahlen?“
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weil ſie weder Speiſe noch Kleidung erhalten, und ihre
guten Gewehre hat er gegen ſchlechte umgetauſcht, um den
Profit für ſich zu nehmen, und wenn für die paar Kano-
nen, welche die Feſtung verteidigen ſollen, das Pulver
kommt, ſo verkauft er es an uns, um Geld zu erhalten.“
Das war alſo eine echt türkiſche Wirtſchaft! Nun
brauchte ich mich nicht über die effektvolle Schießübung zu
wundern, deren Augen- und Ohrenzeuge ich geweſen war.
„Und wie ſteht er mit deinem Bey?“ erkundigte ich
mich.
„Nicht gut. Es kommen viele Kurden nach der Stadt,
entweder um hier einzukaufen oder Lebensmittel zu ver-
kaufen. Für dieſe hat er eine hohe Steuer eingeführt, die
der Bey nicht leiden will. Auch maßt er ſich in vielen
Fällen eine Gewalt über uns an, die ihm gar nicht ge-
hört. Zwei Kurden haben ſich kürzlich in Amadijah Blei
und Pulver gekauft, und man verlangte ihnen am Thore
eine Steuer dafür ab. Das war noch nie vorgekommen;
ſie hatten nicht genug Geld zur Bezahlung der Steuer,
welche noch höher war, als der Preis der ſo ſchon teuren
Ware, und ſo wurden ſie in das Gefängnis geſteckt. Der
Bey verlangte ihre Freiheit und gab zu, daß man das
Pulver und Blei konfiszieren möge; aber der Muteſſelim
ging nicht darauf ein. Er verlangte die konfiszierte Ware,
den Zoll, eine Strafſumme und dann auch noch Bezah-
lung der Unterſuchungs- und Gefängniskoſten, ſo daß aus
zwanzig Piaſtern hundertundvierzig geworden ſind. Ehe
dieſe nicht bezahlt werden, gibt er die Leute nicht los
und rechnet ihnen zehn Piaſter für den Tag als Ver-
pflegungsgelder an.“
„In dieſer Angelegenheit wollteſt du mit ihm reden?“
„Ja.“
„Sollteſt du die Summe bezahlen?“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/214>, abgerufen am 23.12.2024.
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