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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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pfing uns jetzt ganz anders als beim ersten Male. Er
kreuzte die Arme über der Brust, verbeugte sich tief und
murmelte demütig:

"Bendeniz el öpir; aghamin size selami wer -- Euer
Diener küßt die Hand; mein Herr läßt sich Euch em-
pfehlen!"

Ich schritt an ihm vorüber, ohne ihm zu antworten,
und auch Lindsay that, als habe er ihn gar nicht bemerkt.
Ich muß gestehen, daß mein Master Fowling-bull trotz
der schreienden Farbe seines Anzuges einen ganz respek-
tablen Eindruck machte. Der Anzug paßte, wie für ihn
gemacht, und das Bewußtsein, ein Engländer und dazu
auch reich zu sein, gab seiner Haltung eine Sicherheit,
die hier ganz am Platze war.

Der Aufseher nahm trotz seiner offenen Mißachtung
doch den Vortritt und führte uns eine Treppe empor in
einen Raum, der das Vorzimmer zu bilden schien. Dort
saßen die Beamten des Kommandanten auf armseligen
Teppichen. Sie erhoben sich bei unserm Eintritte und
begrüßten uns ehrfurchtsvoll. Es waren meist Türken
und einige Kurden dabei. Die letztern machten, wenigstens
in Beziehung auf ihr Aeußeres, einen viel bessern Ein-
druck als die ersteren, die sich in keiner so guten wirt-
schaftlichen Lage zu befinden schienen. An einer der
Fensteröffnungen stand ein Kurde, den man sofort für
einen freien Mann der Berge halten mußte. Er schaute
mit finsterer, ungeduldiger Miene hinaus ins Freie. Einer
der Türken trat auf mich zu:

"Du bist der Emir Hadschi Kara Ben Nemsi, den
der Mutesselim erwartet?"

"Ich bin es."

"Und dieser Effendi ist Hadschi Lindsay-Bey, welcher
das Gelübde gethan hat, nicht zu sprechen?"

pfing uns jetzt ganz anders als beim erſten Male. Er
kreuzte die Arme über der Bruſt, verbeugte ſich tief und
murmelte demütig:

„Bendeniz el öpir; aghamin ſize ſelami wer — Euer
Diener küßt die Hand; mein Herr läßt ſich Euch em-
pfehlen!“

Ich ſchritt an ihm vorüber, ohne ihm zu antworten,
und auch Lindſay that, als habe er ihn gar nicht bemerkt.
Ich muß geſtehen, daß mein Maſter Fowling-bull trotz
der ſchreienden Farbe ſeines Anzuges einen ganz reſpek-
tablen Eindruck machte. Der Anzug paßte, wie für ihn
gemacht, und das Bewußtſein, ein Engländer und dazu
auch reich zu ſein, gab ſeiner Haltung eine Sicherheit,
die hier ganz am Platze war.

Der Aufſeher nahm trotz ſeiner offenen Mißachtung
doch den Vortritt und führte uns eine Treppe empor in
einen Raum, der das Vorzimmer zu bilden ſchien. Dort
ſaßen die Beamten des Kommandanten auf armſeligen
Teppichen. Sie erhoben ſich bei unſerm Eintritte und
begrüßten uns ehrfurchtsvoll. Es waren meiſt Türken
und einige Kurden dabei. Die letztern machten, wenigſtens
in Beziehung auf ihr Aeußeres, einen viel beſſern Ein-
druck als die erſteren, die ſich in keiner ſo guten wirt-
ſchaftlichen Lage zu befinden ſchienen. An einer der
Fenſteröffnungen ſtand ein Kurde, den man ſofort für
einen freien Mann der Berge halten mußte. Er ſchaute
mit finſterer, ungeduldiger Miene hinaus ins Freie. Einer
der Türken trat auf mich zu:

„Du biſt der Emir Hadſchi Kara Ben Nemſi, den
der Muteſſelim erwartet?“

„Ich bin es.“

„Und dieſer Effendi iſt Hadſchi Lindſay-Bey, welcher
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[181/0195] pfing uns jetzt ganz anders als beim erſten Male. Er kreuzte die Arme über der Bruſt, verbeugte ſich tief und murmelte demütig: „Bendeniz el öpir; aghamin ſize ſelami wer — Euer Diener küßt die Hand; mein Herr läßt ſich Euch em- pfehlen!“ Ich ſchritt an ihm vorüber, ohne ihm zu antworten, und auch Lindſay that, als habe er ihn gar nicht bemerkt. Ich muß geſtehen, daß mein Maſter Fowling-bull trotz der ſchreienden Farbe ſeines Anzuges einen ganz reſpek- tablen Eindruck machte. Der Anzug paßte, wie für ihn gemacht, und das Bewußtſein, ein Engländer und dazu auch reich zu ſein, gab ſeiner Haltung eine Sicherheit, die hier ganz am Platze war. Der Aufſeher nahm trotz ſeiner offenen Mißachtung doch den Vortritt und führte uns eine Treppe empor in einen Raum, der das Vorzimmer zu bilden ſchien. Dort ſaßen die Beamten des Kommandanten auf armſeligen Teppichen. Sie erhoben ſich bei unſerm Eintritte und begrüßten uns ehrfurchtsvoll. Es waren meiſt Türken und einige Kurden dabei. Die letztern machten, wenigſtens in Beziehung auf ihr Aeußeres, einen viel beſſern Ein- druck als die erſteren, die ſich in keiner ſo guten wirt- ſchaftlichen Lage zu befinden ſchienen. An einer der Fenſteröffnungen ſtand ein Kurde, den man ſofort für einen freien Mann der Berge halten mußte. Er ſchaute mit finſterer, ungeduldiger Miene hinaus ins Freie. Einer der Türken trat auf mich zu: „Du biſt der Emir Hadſchi Kara Ben Nemſi, den der Muteſſelim erwartet?“ „Ich bin es.“ „Und dieſer Effendi iſt Hadſchi Lindſay-Bey, welcher das Gelübde gethan hat, nicht zu ſprechen?“

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/195>, abgerufen am 29.11.2024.