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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

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"Ja," antwortete ich einfach.

"Well; sollt es bekommen! Für Euch?"

"Nein. Ich hoffe, daß Ihr mich nicht von einer
solchen Seite kennen gelernt habt!"

"Ist richtig, Sir! Also für wen?"

"Für den Mutesselim."

"Ah! Warum? Wozu?"

"Dieser Mann ist sehr arm. Der Sultan schuldet
ihm seit elf Monaten sein Gehalt. Aus diesem Grunde
hat er jedenfalls das bekannte System aller türkischen
Beamten angewandt und die hiesige Bewohnerschaft so
ziemlich ausgesaugt. Nun hat niemand mehr etwas, und
kein Mensch kann ihm borgen. Deshalb bringt ihn mein
Besuch in große Verlegenheit. Er muß mich gastlich
empfangen und besitzt die dazu nötigen Mittel nicht.
Darum hat er sich einen Hammel und verschiedenes andere
geborgt und läßt mich unter der Hand fragen, ob ich
reich genug bin, ihm fünfhundert Piaster zu leihen. Das
ist nun allerdings ganz türkisch gehandelt, und auf das
Zurückerstatten darf man nicht rechnen. Da es aber für
uns sehr nötig ist, eine freundliche Gesinnung in ihm zu
erwecken, so habe ich beschlossen -- -- --"

Er unterbrach mich mit einer schnellen Handbewegung.

"Gut! Sollt eine Hundertpfundnote haben!"

"Das ist zu viel, Sir! Das wären ja nach dem
Kurse von Konstantinopel elftausend Piaster! Ich will
ihm fünfhundert Piaster geben und ersuche Euch, dieselbe
Summe hinzuzufügen. Er kann damit zufrieden sein."

"Tausend Piaster! Zu wenig! Habe ja Araber-
Scheiks seidenes Gewand geschenkt! Möchte ihn auch sehen.
Wenn mit darf, dann alles bezahlen; Ihr nichts geben!"

"Mir soll es recht sein."

"So sagt Agha, er soll uns machen lassen!"

„Ja,“ antwortete ich einfach.

Well; ſollt es bekommen! Für Euch?“

„Nein. Ich hoffe, daß Ihr mich nicht von einer
ſolchen Seite kennen gelernt habt!“

„Iſt richtig, Sir! Alſo für wen?“

„Für den Muteſſelim.“

„Ah! Warum? Wozu?“

„Dieſer Mann iſt ſehr arm. Der Sultan ſchuldet
ihm ſeit elf Monaten ſein Gehalt. Aus dieſem Grunde
hat er jedenfalls das bekannte Syſtem aller türkiſchen
Beamten angewandt und die hieſige Bewohnerſchaft ſo
ziemlich ausgeſaugt. Nun hat niemand mehr etwas, und
kein Menſch kann ihm borgen. Deshalb bringt ihn mein
Beſuch in große Verlegenheit. Er muß mich gaſtlich
empfangen und beſitzt die dazu nötigen Mittel nicht.
Darum hat er ſich einen Hammel und verſchiedenes andere
geborgt und läßt mich unter der Hand fragen, ob ich
reich genug bin, ihm fünfhundert Piaſter zu leihen. Das
iſt nun allerdings ganz türkiſch gehandelt, und auf das
Zurückerſtatten darf man nicht rechnen. Da es aber für
uns ſehr nötig iſt, eine freundliche Geſinnung in ihm zu
erwecken, ſo habe ich beſchloſſen — — —“

Er unterbrach mich mit einer ſchnellen Handbewegung.

„Gut! Sollt eine Hundertpfundnote haben!“

„Das iſt zu viel, Sir! Das wären ja nach dem
Kurſe von Konſtantinopel elftauſend Piaſter! Ich will
ihm fünfhundert Piaſter geben und erſuche Euch, dieſelbe
Summe hinzuzufügen. Er kann damit zufrieden ſein.“

„Tauſend Piaſter! Zu wenig! Habe ja Araber-
Scheiks ſeidenes Gewand geſchenkt! Möchte ihn auch ſehen.
Wenn mit darf, dann alles bezahlen; Ihr nichts geben!“

„Mir ſoll es recht ſein.“

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[178/0192] „Ja,“ antwortete ich einfach. „Well; ſollt es bekommen! Für Euch?“ „Nein. Ich hoffe, daß Ihr mich nicht von einer ſolchen Seite kennen gelernt habt!“ „Iſt richtig, Sir! Alſo für wen?“ „Für den Muteſſelim.“ „Ah! Warum? Wozu?“ „Dieſer Mann iſt ſehr arm. Der Sultan ſchuldet ihm ſeit elf Monaten ſein Gehalt. Aus dieſem Grunde hat er jedenfalls das bekannte Syſtem aller türkiſchen Beamten angewandt und die hieſige Bewohnerſchaft ſo ziemlich ausgeſaugt. Nun hat niemand mehr etwas, und kein Menſch kann ihm borgen. Deshalb bringt ihn mein Beſuch in große Verlegenheit. Er muß mich gaſtlich empfangen und beſitzt die dazu nötigen Mittel nicht. Darum hat er ſich einen Hammel und verſchiedenes andere geborgt und läßt mich unter der Hand fragen, ob ich reich genug bin, ihm fünfhundert Piaſter zu leihen. Das iſt nun allerdings ganz türkiſch gehandelt, und auf das Zurückerſtatten darf man nicht rechnen. Da es aber für uns ſehr nötig iſt, eine freundliche Geſinnung in ihm zu erwecken, ſo habe ich beſchloſſen — — —“ Er unterbrach mich mit einer ſchnellen Handbewegung. „Gut! Sollt eine Hundertpfundnote haben!“ „Das iſt zu viel, Sir! Das wären ja nach dem Kurſe von Konſtantinopel elftauſend Piaſter! Ich will ihm fünfhundert Piaſter geben und erſuche Euch, dieſelbe Summe hinzuzufügen. Er kann damit zufrieden ſein.“ „Tauſend Piaſter! Zu wenig! Habe ja Araber- Scheiks ſeidenes Gewand geſchenkt! Möchte ihn auch ſehen. Wenn mit darf, dann alles bezahlen; Ihr nichts geben!“ „Mir ſoll es recht ſein.“ „So ſagt Agha, er ſoll uns machen laſſen!“

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Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/192>, abgerufen am 29.11.2024.