Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

mit IVLIO CAESARE.
Römer kennen gelernet, haben bisweilen auch einige, die unter ihnen herrschenden
Gebräuche angenommen: wie unten aus dem Exempel des Cheruscischen Prin-
tzen, Sigismund, der sacerdos ad aram Vbiorum gewesen : und des Alaman-
nischen Fürsten, Serapis, der diesen Namen in Gallien, zugleich mit dem Egyptischen
Aberglauben angenommen, erhellen wird . Jm übrigen haben sie zwey grosse
Wahrheiten, darauf ein grosser Theil des innerlichen Gottesdienstes ankommt,
nehmlich eine Göttliche Vorsehung, und die Unsterblichkeit der Seelen, feste ge-
glaubet . Nur Schade, daß der Aberglaube beyde gemisbrauchet. Bey der
ersten, hat die Begierde den Rath des Himmels vorher zu sehen, allerhand Ar-
ten von Wahrsagungen herfür gebracht, oder von andern Völckern angenommen.
Sie richteten sich in ihren grösten Vorhaben, nach den Abwechselungen des Mon-
des 9. Sie hatten eine Kunst gemacht, aus Baum-Reisern wahrzusagen: der sie so
viel in allen Vorfallenheiten, als noch heutiges Tages der Bergmann seiner Wün-
schel-Ruthe, zutraueten 10. Nebst selbiger, suchten sie in dem Gewieher der Pfer-
de so viele Geheimnisse 11, als immermehr die alten Perser. Andere suchten die Pro-
be ihrer Verkündigung im Wasser 12. Ja selbst das Leben und Blut
der Menschen, hat bey ihnen, wie bey andern Heyden, zum Werckzeuge der Wahr-
sagung dienen müssen 13. Die lebhaffte Einbildung von Unsterblichkeit der See-
len, stärckte sie desto mehr zur Verwegenheit im Kriege, weil sie dabey glaubeten,
der gewisseste Weg zu einem andern glückseeligen Leben, wäre, wenn sie im Felde
stürben, ohne daß sie für nöthig hielten, sich lange zu bekümmern, ob die Ursache
des Kampffs rechtmässig, oder nicht 14.

XXXVI. Jhr äusserlicher Gottesdienst war ohne Pracht, aber voller Ehr-Geheiligte
Wälder, Opf-
fer, Priester.

erbiethung. Der Schauer eines finstern, ungebahnten Waldes unterhielt ihre
Andacht besser, als alle Zierrathen der Bau-Kunst in Griechenland und Rom.
Es sind viele dergleichen Hayne in der Historie berühmt, und man will, noch hie und
da, einige Reste davon weisen. Bey ihren Opffern aber, sind sie so wohl, als an-

dere
9 [Beginn Spaltensatz] tacitvs de M. G. c. 11. C[ö]eunt, nisi quid
fortuitum & subitum inciderit, certis diebus, cum
aut inchoatur luna, aut impletur. nam agendis re-
bus hoc auspicatissimum initium credunt.
10 idem c. 10. Sortium consuetudo simplex:
uirgam, frugiferae arbori decisam, in surculos ampu-
tant, eosque, notis quibusdam discretos, super candi-
dam uestem, temere ac fortuito, spargunt. Mox, si
publice consultatur, sacerdos ciuitatis; sin priuatim,
ipse pater familiae, precatus Deos, coelumque suspici-
ens, ter singulos tollit, sublatos, secundum impres-
sam ante notam, interpretatur.
11 tacitvs Ib. Proprium gentis, equorum
quoque praesagia, ac monitus, experiri. Publice alun-
tur, iisdem nemoribus, ac lucis, candidi, & nullo mor-
tali opere contacti, quos pressos sacro curru sacerdos,
ac Rex, uel Princeps ciuitatis, comitantur, hinnitus-
que ac fremitus obseruant. Nec ulli auspicio maior
fides, non solum apud plebem, sed apud proceres,
[Spaltenumbruch] apud sacerdotes. Se enim ministros Deorum, illos
conscios putant.
12 Siehe oben plvtarchi Worte von den Wahr-
sagerinnen bey Ariovisti Armee §. VI. nota 3.
13 tacit. c. 10. Est & alia obseruatio auspicie-
rum, qua grauium bellorum euentus explorant.
Eius gentis, cum qua bellum est, captiuum, quoque
modo interceptum, cum electo popularium suorum,
patriis quemque armis, committunt. Victoria huius,
uel illius, pro praeiudicio accipitur.
Dieses war eine
Art des Göttlichen Urtheils, dazu sie alle ungewisse Sa-
chen ausstelleten. Noch grausamer ist, was oben L.
I. §. 15. not.
1. von Wahrsagung der Cimbren ange-
mercket worden.
14 Siehe oben L. I. §. 14. not. 1. Von den Marcoman-
nen spricht appianvs in Celticis. Immites erant
moribus, animisque ferocissimi, & mortis contemto-
res, persuasione futuri in uitam reditus.

[Ende Spaltensatz]
§. XXXVI.
G

mit IVLIO CAESARE.
Roͤmer kennen gelernet, haben bisweilen auch einige, die unter ihnen herrſchenden
Gebraͤuche angenommen: wie unten aus dem Exempel des Cherusciſchen Prin-
tzen, Sigismund, der ſacerdos ad aram Vbiorum geweſen : und des Alaman-
niſchen Fuͤrſten, Serapis, der dieſen Namen in Gallien, zugleich mit dem Egyptiſchen
Aberglauben angenommen, erhellen wird . Jm uͤbrigen haben ſie zwey groſſe
Wahrheiten, darauf ein groſſer Theil des innerlichen Gottesdienſtes ankommt,
nehmlich eine Goͤttliche Vorſehung, und die Unſterblichkeit der Seelen, feſte ge-
glaubet . Nur Schade, daß der Aberglaube beyde gemisbrauchet. Bey der
erſten, hat die Begierde den Rath des Himmels vorher zu ſehen, allerhand Ar-
ten von Wahrſagungen herfuͤr gebracht, oder von andern Voͤlckern angenommen.
Sie richteten ſich in ihren groͤſten Vorhaben, nach den Abwechſelungen des Mon-
des 9. Sie hatten eine Kunſt gemacht, aus Baum-Reiſern wahrzuſagen: der ſie ſo
viel in allen Vorfallenheiten, als noch heutiges Tages der Bergmann ſeiner Wuͤn-
ſchel-Ruthe, zutraueten 10. Nebſt ſelbiger, ſuchten ſie in dem Gewieher der Pfer-
de ſo viele Geheimniſſe 11, als immermehr die alten Perſer. Andere ſuchten die Pro-
be ihrer Verkuͤndigung im Waſſer 12. Ja ſelbſt das Leben und Blut
der Menſchen, hat bey ihnen, wie bey andern Heyden, zum Werckzeuge der Wahr-
ſagung dienen muͤſſen 13. Die lebhaffte Einbildung von Unſterblichkeit der See-
len, ſtaͤrckte ſie deſto mehr zur Verwegenheit im Kriege, weil ſie dabey glaubeten,
der gewiſſeſte Weg zu einem andern gluͤckſeeligen Leben, waͤre, wenn ſie im Felde
ſtuͤrben, ohne daß ſie fuͤr noͤthig hielten, ſich lange zu bekuͤmmern, ob die Urſache
des Kampffs rechtmaͤſſig, oder nicht 14.

XXXVI. Jhr aͤuſſerlicher Gottesdienſt war ohne Pracht, aber voller Ehr-Geheiligte
Waͤlder, Opf-
fer, Prieſter.

erbiethung. Der Schauer eines finſtern, ungebahnten Waldes unterhielt ihre
Andacht beſſer, als alle Zierrathen der Bau-Kunſt in Griechenland und Rom.
Es ſind viele dergleichen Hayne in der Hiſtorie beruͤhmt, und man will, noch hie und
da, einige Reſte davon weiſen. Bey ihren Opffern aber, ſind ſie ſo wohl, als an-

dere
9 [Beginn Spaltensatz] tacitvs de M. G. c. 11. C[ö]eunt, niſi quid
fortuitum & ſubitum inciderit, certis diebus, cum
aut inchoatur luna, aut impletur. nam agendis re-
bus hoc auſpicatiſſimum initium credunt.
10 idem c. 10. Sortium conſuetudo ſimplex:
uirgam, frugiferae arbori deciſam, in ſurculos ampu-
tant, eosque, notis quibusdam diſcretos, ſuper candi-
dam ueſtem, temere ac fortuito, ſpargunt. Mox, ſi
publice conſultatur, ſacerdos ciuitatis; ſin priuatim,
ipſe pater familiae, precatus Deos, coelumque ſuſpici-
ens, ter ſingulos tollit, ſublatos, ſecundum impreſ-
ſam ante notam, interpretatur.
11 tacitvs Ib. Proprium gentis, equorum
quoque praeſagia, ac monitus, experiri. Publice alun-
tur, iisdem nemoribus, ac lucis, candidi, & nullo mor-
tali opere contacti, quos preſſos ſacro curru ſacerdos,
ac Rex, uel Princeps ciuitatis, comitantur, hinnitus-
que ac fremitus obſeruant. Nec ulli auſpicio maior
fides, non ſolum apud plebem, ſed apud proceres,
[Spaltenumbruch] apud ſacerdotes. Se enim miniſtros Deorum, illos
conſcios putant.
12 Siehe oben plvtarchi Worte von den Wahr-
ſagerinnen bey Arioviſti Armee §. VI. nota 3.
13 tacit. c. 10. Eſt & alia obſeruatio auſpicie-
rum, qua grauium bellorum euentus explorant.
Eius gentis, cum qua bellum eſt, captiuum, quoque
modo interceptum, cum electo popularium ſuorum,
patriis quemque armis, committunt. Victoria huius,
uel illius, pro praeiudicio accipitur.
Dieſes war eine
Art des Goͤttlichen Urtheils, dazu ſie alle ungewiſſe Sa-
chen ausſtelleten. Noch grauſamer iſt, was oben L.
I. §. 15. not.
1. von Wahrſagung der Cimbren ange-
mercket worden.
14 Siehe oben L. I. §. 14. not. 1. Von den Marcoman-
nen ſpricht appianvs in Celticis. Immites erant
moribus, animisque ferociſſimi, & mortis contemto-
res, perſuaſione futuri in uitam reditus.

[Ende Spaltensatz]
§. XXXVI.
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0083" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IVLIO CAESARE.</hi></hi></hi></fw><lb/>
Ro&#x0364;mer kennen gelernet, haben bisweilen auch einige, die unter ihnen herr&#x017F;chenden<lb/>
Gebra&#x0364;uche angenommen: wie unten aus dem Exempel des Cherusci&#x017F;chen Prin-<lb/>
tzen, Sigismund, der <hi rendition="#aq">&#x017F;acerdos ad aram Vbiorum</hi> gewe&#x017F;en <note xml:id="FN82_06_02" prev="#FN82_06_01" place="foot" n="6"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der vorherigen Seite.</note>: und des Alaman-<lb/>
ni&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten, <hi rendition="#aq">Serapis,</hi> der die&#x017F;en Namen in Gallien, zugleich mit dem Egypti&#x017F;chen<lb/>
Aberglauben angenommen, erhellen wird <note xml:id="FN82_07_02" prev="#FN82_07_01" place="foot" n="7"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der vorherigen Seite.</note>. Jm u&#x0364;brigen haben &#x017F;ie zwey gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Wahrheiten, darauf ein gro&#x017F;&#x017F;er Theil des innerlichen Gottesdien&#x017F;tes ankommt,<lb/>
nehmlich eine Go&#x0364;ttliche Vor&#x017F;ehung, und die Un&#x017F;terblichkeit der Seelen, fe&#x017F;te ge-<lb/>
glaubet <note xml:id="FN82_08_02" prev="#FN82_08_01" place="foot" n="8"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der vorherigen Seite.</note>. Nur Schade, daß der Aberglaube beyde gemisbrauchet. Bey der<lb/>
er&#x017F;ten, hat die Begierde den Rath des Himmels vorher zu &#x017F;ehen, allerhand Ar-<lb/>
ten von Wahr&#x017F;agungen herfu&#x0364;r gebracht, oder von andern Vo&#x0364;lckern angenommen.<lb/>
Sie richteten &#x017F;ich in ihren gro&#x0364;&#x017F;ten Vorhaben, nach den Abwech&#x017F;elungen des Mon-<lb/>
des <note place="foot" n="9"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> de M. G. c. 11. <hi rendition="#i">C<supplied>ö</supplied>eunt, ni&#x017F;i quid<lb/>
fortuitum &amp; &#x017F;ubitum inciderit, certis diebus, cum<lb/>
aut inchoatur luna, aut impletur. nam agendis re-<lb/>
bus hoc au&#x017F;picati&#x017F;&#x017F;imum initium credunt.</hi></hi></note>. Sie hatten eine Kun&#x017F;t gemacht, aus Baum-Rei&#x017F;ern wahrzu&#x017F;agen: der &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
viel in allen Vorfallenheiten, als noch heutiges Tages der Bergmann &#x017F;einer Wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chel-Ruthe, zutraueten <note place="foot" n="10"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">idem</hi></hi> c. 10. <hi rendition="#i">Sortium con&#x017F;uetudo &#x017F;implex:<lb/>
uirgam, frugiferae arbori deci&#x017F;am, in &#x017F;urculos ampu-<lb/>
tant, eosque, notis quibusdam di&#x017F;cretos, &#x017F;uper candi-<lb/>
dam ue&#x017F;tem, temere ac fortuito, &#x017F;pargunt. Mox, &#x017F;i<lb/>
publice con&#x017F;ultatur, &#x017F;acerdos ciuitatis; &#x017F;in priuatim,<lb/>
ip&#x017F;e pater familiae, precatus Deos, coelumque &#x017F;u&#x017F;pici-<lb/>
ens, ter &#x017F;ingulos tollit, &#x017F;ublatos, &#x017F;ecundum impre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;am ante notam, interpretatur.</hi></hi></note>. Neb&#x017F;t &#x017F;elbiger, &#x017F;uchten &#x017F;ie in dem Gewieher der Pfer-<lb/>
de &#x017F;o viele Geheimni&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="11"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Ib. <hi rendition="#i">Proprium gentis, equorum<lb/>
quoque prae&#x017F;agia, ac monitus, experiri. Publice alun-<lb/>
tur, iisdem nemoribus, ac lucis, candidi, &amp; nullo mor-<lb/>
tali opere contacti, quos pre&#x017F;&#x017F;os &#x017F;acro curru &#x017F;acerdos,<lb/>
ac Rex, uel Princeps ciuitatis, comitantur, hinnitus-<lb/>
que ac fremitus ob&#x017F;eruant. Nec ulli au&#x017F;picio maior<lb/>
fides, non &#x017F;olum apud plebem, &#x017F;ed apud proceres,<lb/><cb/>
apud &#x017F;acerdotes. Se enim mini&#x017F;tros Deorum, illos<lb/>
con&#x017F;cios putant.</hi></hi></note>, als immermehr die alten Per&#x017F;er. Andere &#x017F;uchten die Pro-<lb/>
be ihrer Verku&#x0364;ndigung im Wa&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="12">Siehe oben <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">plvtarchi</hi></hi> Worte von den Wahr-<lb/>
&#x017F;agerinnen bey <hi rendition="#aq">Ariovi&#x017F;ti</hi> Armee §. <hi rendition="#aq">VI. nota</hi> 3.</note>. Ja &#x017F;elb&#x017F;t das Leben und Blut<lb/>
der Men&#x017F;chen, hat bey ihnen, wie bey andern Heyden, zum Werckzeuge der Wahr-<lb/>
&#x017F;agung dienen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="13"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacit.</hi></hi> c. 10. <hi rendition="#i">E&#x017F;t &amp; alia ob&#x017F;eruatio au&#x017F;picie-<lb/>
rum, qua grauium bellorum euentus explorant.<lb/>
Eius gentis, cum qua bellum e&#x017F;t, captiuum, quoque<lb/>
modo interceptum, cum electo popularium &#x017F;uorum,<lb/>
patriis quemque armis, committunt. Victoria huius,<lb/>
uel illius, pro praeiudicio accipitur.</hi></hi> Die&#x017F;es war eine<lb/>
Art des Go&#x0364;ttlichen Urtheils, dazu &#x017F;ie alle ungewi&#x017F;&#x017F;e Sa-<lb/>
chen aus&#x017F;telleten. Noch grau&#x017F;amer i&#x017F;t, was oben <hi rendition="#aq">L.<lb/>
I. §. 15. not.</hi> 1. von Wahr&#x017F;agung der Cimbren ange-<lb/>
mercket worden.</note>. Die lebhaffte Einbildung von Un&#x017F;terblichkeit der See-<lb/>
len, &#x017F;ta&#x0364;rckte &#x017F;ie de&#x017F;to mehr zur Verwegenheit im Kriege, weil &#x017F;ie dabey glaubeten,<lb/>
der gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Weg zu einem andern glu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Leben, wa&#x0364;re, wenn &#x017F;ie im Felde<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rben, ohne daß &#x017F;ie fu&#x0364;r no&#x0364;thig hielten, &#x017F;ich lange zu beku&#x0364;mmern, ob die Ur&#x017F;ache<lb/>
des Kampffs rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig, oder nicht <note place="foot" n="14">Siehe oben <hi rendition="#aq">L. I. §. 14. not.</hi> 1. Von den Marcoman-<lb/>
nen &#x017F;pricht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">appianvs</hi></hi> in Celticis. <hi rendition="#i">Immites erant<lb/>
moribus, animisque feroci&#x017F;&#x017F;imi, &amp; mortis contemto-<lb/>
res, per&#x017F;ua&#x017F;ione futuri in uitam reditus.</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">XXXVI.</hi></fw><cb type="end"/>
</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XXXVI.</hi> Jhr a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlicher Gottesdien&#x017F;t war ohne Pracht, aber voller Ehr-<note place="right">Geheiligte<lb/>
Wa&#x0364;lder, Opf-<lb/>
fer, Prie&#x017F;ter.</note><lb/>
erbiethung. Der Schauer eines fin&#x017F;tern, ungebahnten Waldes unterhielt ihre<lb/>
Andacht be&#x017F;&#x017F;er, als alle Zierrathen der Bau-Kun&#x017F;t in Griechenland und Rom.<lb/>
Es &#x017F;ind viele dergleichen Hayne in der Hi&#x017F;torie beru&#x0364;hmt, und man will, noch hie und<lb/>
da, einige Re&#x017F;te davon wei&#x017F;en. Bey ihren Opffern aber, &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;o wohl, als an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dere</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0083] mit IVLIO CAESARE. Roͤmer kennen gelernet, haben bisweilen auch einige, die unter ihnen herrſchenden Gebraͤuche angenommen: wie unten aus dem Exempel des Cherusciſchen Prin- tzen, Sigismund, der ſacerdos ad aram Vbiorum geweſen 6: und des Alaman- niſchen Fuͤrſten, Serapis, der dieſen Namen in Gallien, zugleich mit dem Egyptiſchen Aberglauben angenommen, erhellen wird 7. Jm uͤbrigen haben ſie zwey groſſe Wahrheiten, darauf ein groſſer Theil des innerlichen Gottesdienſtes ankommt, nehmlich eine Goͤttliche Vorſehung, und die Unſterblichkeit der Seelen, feſte ge- glaubet 8. Nur Schade, daß der Aberglaube beyde gemisbrauchet. Bey der erſten, hat die Begierde den Rath des Himmels vorher zu ſehen, allerhand Ar- ten von Wahrſagungen herfuͤr gebracht, oder von andern Voͤlckern angenommen. Sie richteten ſich in ihren groͤſten Vorhaben, nach den Abwechſelungen des Mon- des 9. Sie hatten eine Kunſt gemacht, aus Baum-Reiſern wahrzuſagen: der ſie ſo viel in allen Vorfallenheiten, als noch heutiges Tages der Bergmann ſeiner Wuͤn- ſchel-Ruthe, zutraueten 10. Nebſt ſelbiger, ſuchten ſie in dem Gewieher der Pfer- de ſo viele Geheimniſſe 11, als immermehr die alten Perſer. Andere ſuchten die Pro- be ihrer Verkuͤndigung im Waſſer 12. Ja ſelbſt das Leben und Blut der Menſchen, hat bey ihnen, wie bey andern Heyden, zum Werckzeuge der Wahr- ſagung dienen muͤſſen 13. Die lebhaffte Einbildung von Unſterblichkeit der See- len, ſtaͤrckte ſie deſto mehr zur Verwegenheit im Kriege, weil ſie dabey glaubeten, der gewiſſeſte Weg zu einem andern gluͤckſeeligen Leben, waͤre, wenn ſie im Felde ſtuͤrben, ohne daß ſie fuͤr noͤthig hielten, ſich lange zu bekuͤmmern, ob die Urſache des Kampffs rechtmaͤſſig, oder nicht 14. XXXVI. Jhr aͤuſſerlicher Gottesdienſt war ohne Pracht, aber voller Ehr- erbiethung. Der Schauer eines finſtern, ungebahnten Waldes unterhielt ihre Andacht beſſer, als alle Zierrathen der Bau-Kunſt in Griechenland und Rom. Es ſind viele dergleichen Hayne in der Hiſtorie beruͤhmt, und man will, noch hie und da, einige Reſte davon weiſen. Bey ihren Opffern aber, ſind ſie ſo wohl, als an- dere Geheiligte Waͤlder, Opf- fer, Prieſter. 6 7 8 9 tacitvs de M. G. c. 11. Cöeunt, niſi quid fortuitum & ſubitum inciderit, certis diebus, cum aut inchoatur luna, aut impletur. nam agendis re- bus hoc auſpicatiſſimum initium credunt. 10 idem c. 10. Sortium conſuetudo ſimplex: uirgam, frugiferae arbori deciſam, in ſurculos ampu- tant, eosque, notis quibusdam diſcretos, ſuper candi- dam ueſtem, temere ac fortuito, ſpargunt. Mox, ſi publice conſultatur, ſacerdos ciuitatis; ſin priuatim, ipſe pater familiae, precatus Deos, coelumque ſuſpici- ens, ter ſingulos tollit, ſublatos, ſecundum impreſ- ſam ante notam, interpretatur. 11 tacitvs Ib. Proprium gentis, equorum quoque praeſagia, ac monitus, experiri. Publice alun- tur, iisdem nemoribus, ac lucis, candidi, & nullo mor- tali opere contacti, quos preſſos ſacro curru ſacerdos, ac Rex, uel Princeps ciuitatis, comitantur, hinnitus- que ac fremitus obſeruant. Nec ulli auſpicio maior fides, non ſolum apud plebem, ſed apud proceres, apud ſacerdotes. Se enim miniſtros Deorum, illos conſcios putant. 12 Siehe oben plvtarchi Worte von den Wahr- ſagerinnen bey Arioviſti Armee §. VI. nota 3. 13 tacit. c. 10. Eſt & alia obſeruatio auſpicie- rum, qua grauium bellorum euentus explorant. Eius gentis, cum qua bellum eſt, captiuum, quoque modo interceptum, cum electo popularium ſuorum, patriis quemque armis, committunt. Victoria huius, uel illius, pro praeiudicio accipitur. Dieſes war eine Art des Goͤttlichen Urtheils, dazu ſie alle ungewiſſe Sa- chen ausſtelleten. Noch grauſamer iſt, was oben L. I. §. 15. not. 1. von Wahrſagung der Cimbren ange- mercket worden. 14 Siehe oben L. I. §. 14. not. 1. Von den Marcoman- nen ſpricht appianvs in Celticis. Immites erant moribus, animisque ferociſſimi, & mortis contemto- res, perſuaſione futuri in uitam reditus. §. XXXVI. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/83
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/83>, abgerufen am 15.05.2024.