Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zu Ende der mit den Hunnen geführten Kriege.
Kleidung, Gewehr und Pferde-Zeug nichts besonders: und priscvs schrei-
bet an obgedachtem Ort, daß, da die Tafel mit güldenen, und silbernen Ge-
fässen besetzet gewesen, er doch vor sich nur einen höltzernen Becher, und ein
Gerichte Fleisch in einer höltzernen Schüssel gehabt. Bey solcher Beschaf-
fenheit könnte Attila vielleicht vor einen löblichen Regenten mitgehen, wenn
er es nicht für rühmlicher gehalten, fremde Völcker zu bezwingen, als die
seinigen wohl zu regieren. Da aber die Eigenschafften der Fürsten ihren
wahrhafften Preis daher bekommen, nachdem sie dem menschlichen Geschlecht
zum Vortheil oder Schaden gereichen, so erneuert auch Attilae Andencken
allemal zugleich den Vorwurff, daß seine Grösse, die Verwüstung so vieler
Länder gekostet.

XXIV. Bis dahin hatte Attila den Orient fürnehmlich in Furcht ge-Attilae Zurü-
stung gegen
Gallien.

halten. Theodosius II. starb im Jahr 450. den 28. Julii. Seine Schwe-
ster Pulcheria, eine Printzeßin von 52 Jahren, die längst den Titel augu-
sta
geführet, und bey Theodosii Lebzeiten grossen Antheil an der Regierung
gehabt, vermählte sich mit Marciano, und beförderte dadurch, daß er an
Theodosii Stelle Käiser ward. Dieser führte die Regierung mit grösserm
Nachdruck, als seine Vorfahren: Attila hatte ohnedem noch besondere Ur-
sachen, die ihn reitzeten, seine Waffen gegen die Abendländische Provintzen zu
wenden. Honoria, des Käisers Valentiniani Schwester, war gantz unge-
duldig worden, daß sie so lange an ihres Bruders Hof unvermählet und
eingezogen leben sollte: und vielleicht war ihr diese Einsamkeit um so viel un-
leidlicher gefallen, wenn sie dieselbige mit dem Zustand, darinnen sich Pulche-
ria,
an ihres Bruders Hofe befand, vergliechen. Sie hatte also Attilae
Antrag, von einer Heyrath thun lassen, und dieser selbigen begierig ange-
nommen. Er machte schon weit aussehende Anschläge auf diese Vermählung;
aber der Hof von Ravenna bekam Wind von solchem Verständniß, und da
man sich wohl erinnerte, wie die Gothen, als sie die Princeßin Placidia in
ihrer Gewalt gehabt, sich solches zu Nutze gemacht, so ward die Sache desto
sorgfältiger unterdrücket2. Attila glaubte aber doch hierinnen einen Vor-

wand
[Beginn Spaltensatz] enim, non mulierum Romanum imperium esse:
Qui in oriente imperabat, se minime ratum habe-
re tributi illationem, quam Theodosius consensisset,
quiescenti munera largiturum, bellum minanti ui-
ros & arma obiecturum, nec enim uires & copias
sibi deesse. Itaque Attilas in uarias distrahebatur
sententias, & illi in dubio haerebat animus, quos
primum aggrederetur. Tandem melius rem se ha-
bituram uisum est, ad periculosius bellum sese con-
uertere, & in occidentem exercitum educere.
Illic enim sibi rem fore, non solum cum Italis,
sed etiam cum Gothis & Francis: cum his, ut
Honoriam cum ingentibus diuitiis in uxorem acci-
peret: cum illis, ut Genserichi gratiam promereretur.
2 [Spaltenumbruch] Diese Umstände erhellen zum Theil aus pri-
sci
ietzt angeführtem Zeugniß: nachfolgende Stel-
len aber enthalten noch ein mehrers von den seltsa-
men Liebes-Händeln der Printzeßin Honoriae.
marcellinvs in chronico, ariobinda
& aspare coss
(435.) Honoria Valentini-
ani imperatoris soror, ab Fugenio procuratore suo
stuprata, concepit, palatioque expulsa & Theodosio
principi de Italia transmissa, Attilanem contra oc-
cidentalem rempublicam concitabat.
iorn an-
des
de success. regn. c.
97. giebt mehrere Um-
stände an: Honoria, dum ad aulae decus uirgini-
tatem suam cogeretur custodire, clam misso clien-
tulo, Attilam Hunnorum regem iuuitabat in Itali-

[Ende Spaltensatz]
am:
H h h 3

bis zu Ende der mit den Hunnen gefuͤhrten Kriege.
Kleidung, Gewehr und Pferde-Zeug nichts beſonders: und priscvs ſchrei-
bet an obgedachtem Ort, daß, da die Tafel mit guͤldenen, und ſilbernen Ge-
faͤſſen beſetzet geweſen, er doch vor ſich nur einen hoͤltzernen Becher, und ein
Gerichte Fleiſch in einer hoͤltzernen Schuͤſſel gehabt. Bey ſolcher Beſchaf-
fenheit koͤnnte Attila vielleicht vor einen loͤblichen Regenten mitgehen, wenn
er es nicht fuͤr ruͤhmlicher gehalten, fremde Voͤlcker zu bezwingen, als die
ſeinigen wohl zu regieren. Da aber die Eigenſchafften der Fuͤrſten ihren
wahrhafften Preis daher bekommen, nachdem ſie dem menſchlichen Geſchlecht
zum Vortheil oder Schaden gereichen, ſo erneuert auch Attilae Andencken
allemal zugleich den Vorwurff, daß ſeine Groͤſſe, die Verwuͤſtung ſo vieler
Laͤnder gekoſtet.

XXIV. Bis dahin hatte Attila den Orient fuͤrnehmlich in Furcht ge-Attilae Zuruͤ-
ſtung gegen
Gallien.

halten. Theodoſius II. ſtarb im Jahr 450. den 28. Julii. Seine Schwe-
ſter Pulcheria, eine Printzeßin von 52 Jahren, die laͤngſt den Titel augu-
ſta
gefuͤhret, und bey Theodoſii Lebzeiten groſſen Antheil an der Regierung
gehabt, vermaͤhlte ſich mit Marciano, und befoͤrderte dadurch, daß er an
Theodoſii Stelle Kaͤiſer ward. Dieſer fuͤhrte die Regierung mit groͤſſerm
Nachdruck, als ſeine Vorfahren: Attila hatte ohnedem noch beſondere Ur-
ſachen, die ihn reitzeten, ſeine Waffen gegen die Abendlaͤndiſche Provintzen zu
wenden. Honoria, des Kaͤiſers Valentiniani Schweſter, war gantz unge-
duldig worden, daß ſie ſo lange an ihres Bruders Hof unvermaͤhlet und
eingezogen leben ſollte: und vielleicht war ihr dieſe Einſamkeit um ſo viel un-
leidlicher gefallen, wenn ſie dieſelbige mit dem Zuſtand, darinnen ſich Pulche-
ria,
an ihres Bruders Hofe befand, vergliechen. Sie hatte alſo Attilae
Antrag, von einer Heyrath thun laſſen, und dieſer ſelbigen begierig ange-
nommen. Er machte ſchon weit ausſehende Anſchlaͤge auf dieſe Vermaͤhlung;
aber der Hof von Ravenna bekam Wind von ſolchem Verſtaͤndniß, und da
man ſich wohl erinnerte, wie die Gothen, als ſie die Princeßin Placidia in
ihrer Gewalt gehabt, ſich ſolches zu Nutze gemacht, ſo ward die Sache deſto
ſorgfaͤltiger unterdruͤcket2. Attila glaubte aber doch hierinnen einen Vor-

wand
[Beginn Spaltensatz] enim, non mulierum Romanum imperium eſſe:
Qui in oriente imperabat, ſe minime ratum habe-
re tributi illationem, quam Theodoſius conſenſiſſet,
quieſcenti munera largiturum, bellum minanti ui-
ros & arma obiecturum, nec enim uires & copias
ſibi deeſſe. Itaque Attilas in uarias diſtrahebatur
ſententias, & illi in dubio haerebat animus, quos
primum aggrederetur. Tandem melius rem ſe ha-
bituram uiſum eſt, ad periculoſius bellum ſeſe con-
uertere, & in occidentem exercitum educere.
Illic enim ſibi rem fore, non ſolum cum Italis,
ſed etiam cum Gothis & Francis: cum his, ut
Honoriam cum ingentibus diuitiis in uxorem acci-
peret: cum illis, ut Genſerichi gratiam promereretur.
2 [Spaltenumbruch] Dieſe Umſtaͤnde erhellen zum Theil aus pri-
sci
ietzt angefuͤhrtem Zeugniß: nachfolgende Stel-
len aber enthalten noch ein mehrers von den ſeltſa-
men Liebes-Haͤndeln der Printzeßin Honoriae.
marcellinvs in chronico, ariobinda
& aspare coss
(435.) Honoria Valentini-
ani imperatoris ſoror, ab Fugenio procuratore ſuo
ſtuprata, concepit, palatioque expulſa & Theodoſio
principi de Italia transmiſſa, Attilanem contra oc-
cidentalem rempublicam concitabat.
iorn an-
des
de ſucceſſ. regn. c.
97. giebt mehrere Um-
ſtaͤnde an: Honoria, dum ad aulae decus uirgini-
tatem ſuam cogeretur cuſtodire, clam miſſo clien-
tulo, Attilam Hunnorum regem iuuitabat in Itali-

[Ende Spaltensatz]
am:
H h h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0463" n="429"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zu Ende der mit den Hunnen gefu&#x0364;hrten Kriege.</hi></fw><lb/>
Kleidung, Gewehr und Pferde-Zeug nichts be&#x017F;onders: und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">priscvs</hi></hi></hi> &#x017F;chrei-<lb/>
bet an obgedachtem Ort, daß, da die Tafel mit gu&#x0364;ldenen, und &#x017F;ilbernen Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;etzet gewe&#x017F;en, er doch vor &#x017F;ich nur einen ho&#x0364;ltzernen Becher, und ein<lb/>
Gerichte Flei&#x017F;ch in einer ho&#x0364;ltzernen Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el gehabt<note xml:id="FN462_17_02" prev="#FN462_17_01" place="foot" n="17"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der vorherigen Seite.</note>. Bey &#x017F;olcher Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit ko&#x0364;nnte <hi rendition="#aq">Attila</hi> vielleicht vor einen lo&#x0364;blichen Regenten mitgehen, wenn<lb/>
er es nicht fu&#x0364;r ru&#x0364;hmlicher gehalten, fremde Vo&#x0364;lcker zu bezwingen, als die<lb/>
&#x017F;einigen wohl zu regieren. Da aber die Eigen&#x017F;chafften der Fu&#x0364;r&#x017F;ten ihren<lb/>
wahrhafften Preis daher bekommen, nachdem &#x017F;ie dem men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlecht<lb/>
zum Vortheil oder Schaden gereichen, &#x017F;o erneuert auch <hi rendition="#aq">Attilae</hi> Andencken<lb/>
allemal zugleich den Vorwurff, daß &#x017F;eine Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die Verwu&#x0364;&#x017F;tung &#x017F;o vieler<lb/>
La&#x0364;nder geko&#x017F;tet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Bis dahin hatte <hi rendition="#aq">Attila</hi> den Orient fu&#x0364;rnehmlich in Furcht ge-<note place="right"><hi rendition="#aq">Attilae</hi> Zuru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tung gegen<lb/>
Gallien.</note><lb/>
halten. <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ius II.</hi> &#x017F;tarb im Jahr 450. den 28. Julii. Seine Schwe-<lb/>
&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Pulcheria,</hi> eine Printzeßin von 52 Jahren, die la&#x0364;ng&#x017F;t den Titel <hi rendition="#aq">augu-<lb/>
&#x017F;ta</hi> gefu&#x0364;hret, und bey <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ii</hi> Lebzeiten gro&#x017F;&#x017F;en Antheil an der Regierung<lb/>
gehabt, verma&#x0364;hlte &#x017F;ich mit <hi rendition="#aq">Marciano,</hi> und befo&#x0364;rderte dadurch, daß er an<lb/><hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ii</hi> Stelle Ka&#x0364;i&#x017F;er ward. Die&#x017F;er fu&#x0364;hrte die Regierung mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erm<lb/>
Nachdruck, als &#x017F;eine Vorfahren<note xml:id="FN462_01_02" prev="#FN462_01_01" place="foot" n="1"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">enim, non mulierum Romanum imperium e&#x017F;&#x017F;e:<lb/>
Qui in oriente imperabat, &#x017F;e minime ratum habe-<lb/>
re tributi illationem, quam Theodo&#x017F;ius con&#x017F;en&#x017F;i&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
quie&#x017F;centi munera largiturum, bellum minanti ui-<lb/>
ros &amp; arma obiecturum, nec enim uires &amp; copias<lb/>
&#x017F;ibi dee&#x017F;&#x017F;e. Itaque Attilas in uarias di&#x017F;trahebatur<lb/>
&#x017F;ententias, &amp; illi in dubio haerebat animus, quos<lb/>
primum aggrederetur. Tandem melius rem &#x017F;e ha-<lb/>
bituram ui&#x017F;um e&#x017F;t, ad periculo&#x017F;ius bellum &#x017F;e&#x017F;e con-<lb/>
uertere, &amp; in occidentem exercitum educere.<lb/>
Illic enim &#x017F;ibi rem fore, non &#x017F;olum cum Italis,<lb/>
&#x017F;ed etiam cum Gothis &amp; Francis: cum his, ut<lb/>
Honoriam cum ingentibus diuitiis in uxorem acci-<lb/>
peret: cum illis, ut Gen&#x017F;erichi gratiam promereretur.</hi></hi><note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt.</note></note>: <hi rendition="#aq">Attila</hi> hatte ohnedem noch be&#x017F;ondere Ur-<lb/>
&#x017F;achen, die ihn reitzeten, &#x017F;eine Waffen gegen die Abendla&#x0364;ndi&#x017F;che Provintzen zu<lb/>
wenden. <hi rendition="#aq">Honoria,</hi> des Ka&#x0364;i&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Valentiniani</hi> Schwe&#x017F;ter, war gantz unge-<lb/>
duldig worden, daß &#x017F;ie &#x017F;o lange an ihres Bruders Hof unverma&#x0364;hlet und<lb/>
eingezogen leben &#x017F;ollte: und vielleicht war ihr die&#x017F;e Ein&#x017F;amkeit um &#x017F;o viel un-<lb/>
leidlicher gefallen, wenn &#x017F;ie die&#x017F;elbige mit dem Zu&#x017F;tand, darinnen &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Pulche-<lb/>
ria,</hi> an ihres Bruders Hofe befand, vergliechen. Sie hatte al&#x017F;o <hi rendition="#aq">Attilae</hi><lb/>
Antrag, von einer Heyrath thun la&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;er &#x017F;elbigen begierig ange-<lb/>
nommen. Er machte &#x017F;chon weit aus&#x017F;ehende An&#x017F;chla&#x0364;ge auf die&#x017F;e Verma&#x0364;hlung;<lb/>
aber der Hof von Ravenna bekam Wind von &#x017F;olchem Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß, und da<lb/>
man &#x017F;ich wohl erinnerte, wie die Gothen, als &#x017F;ie die Princeßin <hi rendition="#aq">Placidia</hi> in<lb/>
ihrer Gewalt gehabt, &#x017F;ich &#x017F;olches zu Nutze gemacht, &#x017F;o ward die Sache de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltiger unterdru&#x0364;cket<note xml:id="FN463_02_01" next="#FN463_02_02" place="foot" n="2"><cb/>
Die&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde erhellen zum Theil aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">pri-<lb/>
sci</hi></hi></hi> ietzt angefu&#x0364;hrtem Zeugniß: nachfolgende Stel-<lb/>
len aber enthalten noch ein mehrers von den &#x017F;elt&#x017F;a-<lb/>
men Liebes-Ha&#x0364;ndeln der Printzeßin <hi rendition="#aq">Honoriae.<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">marcellinvs</hi></hi> in chronico, <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ariobinda<lb/>
&amp; aspare coss</hi></hi> (435.) <hi rendition="#i">Honoria Valentini-<lb/>
ani imperatoris &#x017F;oror, ab Fugenio procuratore &#x017F;uo<lb/>
&#x017F;tuprata, concepit, palatioque expul&#x017F;a &amp; Theodo&#x017F;io<lb/>
principi de Italia transmi&#x017F;&#x017F;a, Attilanem contra oc-<lb/>
cidentalem rempublicam concitabat.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">iorn an-<lb/>
des</hi></hi> de &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;. regn. c.</hi> 97. giebt mehrere Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde an: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Honoria, dum ad aulae decus uirgini-<lb/>
tatem &#x017F;uam cogeretur cu&#x017F;todire, clam mi&#x017F;&#x017F;o clien-<lb/>
tulo, Attilam Hunnorum regem iuuitabat in Itali-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">am</hi>:</hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h h 3</fw><lb/><cb type="end"/>
</note>. <hi rendition="#aq">Attila</hi> glaubte aber doch hierinnen einen Vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wand</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0463] bis zu Ende der mit den Hunnen gefuͤhrten Kriege. Kleidung, Gewehr und Pferde-Zeug nichts beſonders: und priscvs ſchrei- bet an obgedachtem Ort, daß, da die Tafel mit guͤldenen, und ſilbernen Ge- faͤſſen beſetzet geweſen, er doch vor ſich nur einen hoͤltzernen Becher, und ein Gerichte Fleiſch in einer hoͤltzernen Schuͤſſel gehabt 17. Bey ſolcher Beſchaf- fenheit koͤnnte Attila vielleicht vor einen loͤblichen Regenten mitgehen, wenn er es nicht fuͤr ruͤhmlicher gehalten, fremde Voͤlcker zu bezwingen, als die ſeinigen wohl zu regieren. Da aber die Eigenſchafften der Fuͤrſten ihren wahrhafften Preis daher bekommen, nachdem ſie dem menſchlichen Geſchlecht zum Vortheil oder Schaden gereichen, ſo erneuert auch Attilae Andencken allemal zugleich den Vorwurff, daß ſeine Groͤſſe, die Verwuͤſtung ſo vieler Laͤnder gekoſtet. XXIV. Bis dahin hatte Attila den Orient fuͤrnehmlich in Furcht ge- halten. Theodoſius II. ſtarb im Jahr 450. den 28. Julii. Seine Schwe- ſter Pulcheria, eine Printzeßin von 52 Jahren, die laͤngſt den Titel augu- ſta gefuͤhret, und bey Theodoſii Lebzeiten groſſen Antheil an der Regierung gehabt, vermaͤhlte ſich mit Marciano, und befoͤrderte dadurch, daß er an Theodoſii Stelle Kaͤiſer ward. Dieſer fuͤhrte die Regierung mit groͤſſerm Nachdruck, als ſeine Vorfahren 1: Attila hatte ohnedem noch beſondere Ur- ſachen, die ihn reitzeten, ſeine Waffen gegen die Abendlaͤndiſche Provintzen zu wenden. Honoria, des Kaͤiſers Valentiniani Schweſter, war gantz unge- duldig worden, daß ſie ſo lange an ihres Bruders Hof unvermaͤhlet und eingezogen leben ſollte: und vielleicht war ihr dieſe Einſamkeit um ſo viel un- leidlicher gefallen, wenn ſie dieſelbige mit dem Zuſtand, darinnen ſich Pulche- ria, an ihres Bruders Hofe befand, vergliechen. Sie hatte alſo Attilae Antrag, von einer Heyrath thun laſſen, und dieſer ſelbigen begierig ange- nommen. Er machte ſchon weit ausſehende Anſchlaͤge auf dieſe Vermaͤhlung; aber der Hof von Ravenna bekam Wind von ſolchem Verſtaͤndniß, und da man ſich wohl erinnerte, wie die Gothen, als ſie die Princeßin Placidia in ihrer Gewalt gehabt, ſich ſolches zu Nutze gemacht, ſo ward die Sache deſto ſorgfaͤltiger unterdruͤcket 2. Attila glaubte aber doch hierinnen einen Vor- wand Attilae Zuruͤ- ſtung gegen Gallien. 17 1 enim, non mulierum Romanum imperium eſſe: Qui in oriente imperabat, ſe minime ratum habe- re tributi illationem, quam Theodoſius conſenſiſſet, quieſcenti munera largiturum, bellum minanti ui- ros & arma obiecturum, nec enim uires & copias ſibi deeſſe. Itaque Attilas in uarias diſtrahebatur ſententias, & illi in dubio haerebat animus, quos primum aggrederetur. Tandem melius rem ſe ha- bituram uiſum eſt, ad periculoſius bellum ſeſe con- uertere, & in occidentem exercitum educere. Illic enim ſibi rem fore, non ſolum cum Italis, ſed etiam cum Gothis & Francis: cum his, ut Honoriam cum ingentibus diuitiis in uxorem acci- peret: cum illis, ut Genſerichi gratiam promereretur. 2 Dieſe Umſtaͤnde erhellen zum Theil aus pri- sci ietzt angefuͤhrtem Zeugniß: nachfolgende Stel- len aber enthalten noch ein mehrers von den ſeltſa- men Liebes-Haͤndeln der Printzeßin Honoriae. marcellinvs in chronico, ariobinda & aspare coss (435.) Honoria Valentini- ani imperatoris ſoror, ab Fugenio procuratore ſuo ſtuprata, concepit, palatioque expulſa & Theodoſio principi de Italia transmiſſa, Attilanem contra oc- cidentalem rempublicam concitabat. iorn an- des de ſucceſſ. regn. c. 97. giebt mehrere Um- ſtaͤnde an: Honoria, dum ad aulae decus uirgini- tatem ſuam cogeretur cuſtodire, clam miſſo clien- tulo, Attilam Hunnorum regem iuuitabat in Itali- am: H h h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/463
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/463>, abgerufen am 16.07.2024.